BAG und Grippeimpfung: Medialer Terror und politischer Hahnenkampf

Von Helmuth Fuchs


Trotz der ersten Toten der Schweinegrippe scheint sich der Ansturm auf die Impfstellen, fast ein wenig zur Enttäuschung des BAG, noch in Grenzen zu halten. Eigentlich erstaunlich, da das BAG mit einer bis anhin noch nie erlebten medialen Dauerüberflutung (Fernsehspots bis zum Abwinken, oder hat jemand noch nicht genug Schlatter gesehen?) zuerst Millionen von Schweizern schon bettlägerig gesehen hat. Als sich die Geschichte nicht gemäss den Horrorszenarien entwickelte, wurden vorerst mal keine Zahlen mehr kommuniziert. Sogar ein sonst begeisterter Impfbefürworter wie der Berner Immunologe Beda Stadler warf dem BAG vor, unnötige Schreckensszenarien zu verbreiten.


Fehlende Dringlichkeit, unbegründete Dramatik
Genau rechtzeitig vor Auslieferung des Impfstoffes wurde dann die Medienmaschinerie erneut angeworfen, es konnten auch endlich die ersten Infizierten vermeldet werden, deren Zahl sich jetzt «explosionsartig» auf über 4’000 gesteigert hat. Aus medizinischer Sicht wird immer wieder betont, dass die Schweinegrippe viel milder verlaufe als jede andere Grippe, die jeweils im Winter die Schweiz heimsucht (hier sind es meistens in derselben Zeit hundert tausende von Kranken) und zum Glück viel weniger Todesopfer fordert (zwischen 600-800 Tote bei der üblichen Wintergrippe).


Wieso also das hysterische Verhalten des BAG mit täglichen Medienkonferenzen, Ankündigungen fast im Minutentakt, der ausführlichen Vermeldung jedes Todesfalles mit detaillierter Krankengeschichte (wobei alle Opfer bis anhin durch Herzkrankheiten, HIV, oder Immunschwäche schon gesundheitlich massiv beeinträchtig waren)?


Ein «grosszügiges Geschenk»
Die zynischste Begründung für die versuchte Ankurbelung einer Massenhysterie liefert auch hier wieder das BAG. Diese Grippe sei besonders gefährlich, weil Schwangere und Kleinkinder diesmal zu den Opfern gehören könnten. Impliziert wird damit, dass wenn, wie bei der üblichen Grippe, vor allem ältere Mitbürger zu den Opfern zählen, der Schaden geringer sei.


Als sich abzeichnete, dass die Schweizer Bevölkerung der Impfung mit den in Amerika nicht zugelassenen «Beschleunigern» skeptisch gegenüber steht, griff das BAG in die Geschenkkiste und beschloss mit Unterstützung des Bundesrates, bei Novartis und Glaxo-SmithKline für 84 Millionen Franken Impfstoff zu beschaffen und der Bevölkerung kostenlos zu Verfügung zu stellen. Die Kosten wurden grosszügig vom Bund, den Kantonen und den Krankenversicherern getragen. Dass wir die Kosten über Steuern und höhere Prämien natürlich selbst bezahlen werden und zwar alle, auch diejenigen, die sich nicht impfen lassen, wurde ebenso grosszügig verschwiegen.


Die wahre Krise
Zur einzigen bislang wirklichen Krise entwickelte sich die Verteilung des Impfstoffes. So wunderte sich zum Beispiel der Gesundheitsdirektor des Kantons Schwyz, dass die bestellte Impfstoffmenge nicht ankam, obwohl sie vom Bund als geliefert deklariert wurde. Allgemein wurde die Verteilung von den Gesundheitsdirektoren als Desaster empfunden, während das BAG hierin eine Möglichkeit entdeckt, die kantonale Eigenständigkeit zu beschneiden und die eigene zentrale Kompetenz auszuweiten. Ein zwar amüsantes, aber für die Sache unwürdiges Trauerspiel. Bleibt zu hoffen, dass sich die Schweinegrippe wie bis anhin nicht an den Horrorszenarien des BAG orientiert. Dann ist der grösste Schaden bei der Glaubwürdigkeit des BAG und unseren Steuergeldern auszumachen und das ist einfacher zu verwinden als die Schweinegrippe.


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