Banken in den Golf-Emiraten sparen bei der IT

von Gérard Al-Fil

So hat SunGard Financial Systems, einer der führenden Hersteller für Business-Software mit 5 Mrd. Dollar Jahresumsatz, am 27. September 2009 eine Lizenz für das Dubai International Financial Centre (DIFC) erhalten. Im DIFC sind 244 Geldhäuser und Versicherungsunternehmen ansässig. Darunter sind auch die Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie die führenden Privatbanken der Schweiz, die vom DIFC aus institutionelle Kunden und vermögende Privatkunden betreuen dürfen, nicht aber Kleinkunden (Retail Banking). Ausserhalb des DIFC sind in den Golf-Emiraten (VAE) noch einnmal 54 Banken operativ tätig.


Auf das Boomjahr 2008 folgte die Flaute
Ein Schlaraffenland ist der Golfstaat für Anbieter aus der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) dennoch nicht. «Erhöhten die Banken ihre Ausgaben für ICT noch in 2008 um 30 Prozent gegenüber 2007, so budgetierten sie für 2009 nurmehr 464.82 Mio. Dollar und damit 10 Prozent weniger als im vergangenen Jahr», weiss Mark Walker, Direktor für Vertikale Industrie-Praxis beim weltführenden ICT-Research-Unternehmen IDC. «Gelitten haben dadurch vor allem Hersteller von Hardware, Anbieter von Software-Applikationen konnten sich in etwa halten», sagt Walker. 


Die Finanzkrise hinterliess ihre Spuren. Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 war der Interbankenmarkt fast ausgetrocknet, musste die Zentralbank der VAE in zwei Tranchen 32 Mrd. Dollar in den Markt pumpen. Die grösste Sorge der für ICT zuständigen Chief Information Officers (CIO) sind aber laut IDC weniger kleine Budgets, sondern fehlende Talente. Der Arbeitsmarkt in Mittelost gibt nicht genügend Informatiker, Programmier oder ICT-erfahrene Verkäufer her.


So steckt auch der Markt für Kernbankensoftware noch in den Kinderschuhen, weil arabische Banken überwiegend auf eigene Lösungen («Inhouse-Solutions») setzen. Dennoch: die Genfer Anbieter Temenos und EriBancaire sind schon seit Jahren am Persischen Golf aktiv und ziehen immer mehr Kunden aus allen Golfstaaten an Land. Die Avaloq Evolution AG aus Zürich mischt seit 2008 in den Emiraten mit.


Outsourcing wird in Dubai salonfähig
So mausert sich das Golf-Emirat peu à peu zu einem El Dorado für die Hi-Tech-Branche. Mit der Freihandelszone «Dubai Outsource Zone» DOZ bietet das Scheichtum neben dem DIFC seit 2006 auch eine Plattform, auf der Firmen mit Programmier- und Call Center-Dienstleistungen steuerfrei operieren können. In die DOZ hat beispielweise die jordanische Arab Bank, die auch in Zürich und Genf Zweigstellen unterhält, vor Kurzem ihr gesamtes Dokumenten-Management hin verlagert. Bislang haben sich 94 Firmen und 5,000 ICT-Fachkräfte aus 53 Ländern in der DOZ niedergelassen (Stand: September 2009).


Dubai, das laut der letzten Mercer-Studie mit Abu Dhabi zu den teuersten Adressen im Mittleren Osten zählt, kann aber mit traditionellen Outsourcing-Zentren wie dem indischen Mumbai, Kairo oder Marrakesch nur deshalb konkurrieren, weil es die Wohn-Apartments in der DOZ subventioniert. In der Freihandelszone beschäftigte Mitarbeiter zahlen für eine Bleibe ein Drittel weniger Mietzins als auf dem freien Wohnungsmarkt.

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