Bau-Konflikt: Streikaktion von mehreren hundert Bauarbeitern in Basel

Auf mehreren Baustellen in Basel legten Bauarbeiter am Mittwochmorgen die Arbeit nieder. Bis Mittag schlossen sich weitere an. Schliesslich beteiligten sich laut der Gewerkschaft Unia rund 500 Bauarbeiter auf über 30 grossen und kleinen Baustellen an der Aktion. Betroffen waren unter anderem die Baustellen des Novartis-Campus, der Grossüberbauung «Erlenmatt» oder der künftigen Universitätskinderklinik beider Basel. Die Streikenden versammelten sich zunächst in einem Restaurant, danach trugen sie den Protest auf die Strasse.


«Ohne LMV kein Frieden auf dem Bau!»
Rund 300 Streikende zogen mit roten Unia-Fahnen und Sprechchören vom Messeplatz über die Mittlere Brücke ins Grossbasel und zur Spital-Baustelle, wo sie von gegen 100 weiteren Demonstranten erwartet wurden. «Ohne LMV kein Frieden auf dem Bau!» hiess es auf einem Transparent an der Spitze des Zuges. Noch vor 12 Uhr wurde die Kundgebung beendet. Laut Auskunft des Basler Sicherheitsdepartements war sie am Morgen kurzfristig bewilligt worden; Zwischenfälle seien nicht verzeichnet worden.


Gegen «Wortbruch» an der Spitze des Baumeisterverbandes
Die Aktion vom Mittwoch kam überraschend, auch wenn die Gewerkschaft Unia schon zuvor mit Streiks gedroht hatte. Sie richte sich gegen den «Wortbruch» der Spitze des Baumeisterverbandes, der sich nach wie vor weigere, dem im Dezember ausgehandelten LMV zuzustimmen, hiess es in einer Unia-Mitteilung. Basel wurde nicht zufällig ausgewählt: Während die Baumeister im Tessin und im Wallis auf kantonaler Ebene dem LMV zugestimmt haben und auch grosse Konzerne wie Implenia diesen mittragen, wollten der Schweizerische Verband und die Basler Baumeister den ausgehandelten Kompromiss nicht akzeptieren, kritisiert Unia.


Weitere Streiks angekündigt
Für kommende Woche kündigte Unia weitere Streiks in den Kantonen Waadt, Freiburg und Neuenburg an. In Zürich gab Unia zudem bekannt, dass das Zürcher Streikkomitee mehrere Streikwellen beschlossen habe.


Harsche Reaktion
Harsch fiel die Reaktion der Basler Baumeister auf die Streikaktion aus: Die Gewerkschaften betrieben «durch den Versuch, den Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) zu spalten, ein äusserst gefährliches Spiel», hiess es in einer Mitteilung. Dies könne dazu führen, dass aufgrund separater Abkommen wie im Tessin und Wallis die Idee eines national gültigen LMV untergraben werde. Auch die Verbandsspitze kritisiert die Gewerkschaften und wehrte sich gegen den Vorwurf, sie begehe Wortbruch, weil sie sich weigere, den Gesamtarbeitsvertrag gemäss Vermittlungsergebnis zu unterzeichnen.


«Verhandeln und Lösungen suchen»
Die Delegierten des SBV hätten dem Vorstand mit der Ablehnung des Vermittlungsergebnisses einen klaren Auftrag erteilt: «Verhandeln und Lösungen suchen». Solche Gespräche seien im Gang. Es brauche eine nationale Lösung und keinen Flickenteppich. Die Basler Baumeister warfen der Unia weiter vor, die Arbeiter «mit massiven Drohungen und Blockaden» an der Arbeit gehindert zu haben. Ein Unia-Sprecher wies auf Anfrage die Vorwürfe zurück.


Der Arbeitskampf auf dem Bau hält an, seit der SBV im Mai 2007 den LMV gekündigt hatte. Nach hartem Streit wurde darauf im Dezember ein Kompromiss ausgehandelt, der aber von den SBV-Delegierten im Januar abgelehnt wurde. (awp/mc/pg)

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