Bell übernimmt Mehrheit an Fleischwarenhersteller Zimbo – kein Kaufpreis
Über den Preis der in einer Mitteilung vom Donnerstag angekündigten Akquisition wurde Stillschweigen vereinbart, wie ein Bell-Sprecher auf Anfrage erklärte. Es handle sich jedoch um eine grosse Transaktion in mehrstelliger Millionenhöhe. Die Transaktion könne innerhalb der bestehenden Banklimiten finanziert werden, sagte er gegenüber AWP. Der Deal muss allerdings noch vom deutschen Kartellamt abgesegnet werden.
Anteil von 70% an Zimbo
Bell will laut dem Sprecher vorerst einen Anteil von 70% an Zimbo mit Sitz in Bochum übernehmen und hat eine Option auf die Übernahme der restlichen 30%. Die von Coop kontrollierte börsenkotierte Bell-Gruppe übernimmt das Aktienpaket des bisherigen Mehrheitsaktionärs Reinhold Zimmermann, der Bell als Berater weiterhin zur Verfügung stehen will. Zimbo ist laut Bell in Deutschland Marktführer bei den Selbstbedienungs-Herstellermarken. In drei Produktionsstätten in Deutschland und einer in Ungarn verarbeitet Zimbo jährlich 50’000 Tonnen Fleischwaren für den Gross- und Detailhandel.
Im stark wachsenden osteuropäischen Markt Fuss
Mit der Übernahme von Zimbo will Bell im deutschen und im stark wachsenden osteuropäischen Markt Fuss fassen. Einen Drittel des Umsatzes erzielt Zimbo gemäss der Mitteilung in Osteuropa. Das Unternehmen betreibt in Tschechien und Ungarn knapp 100 Metzgereifilialen als Shop-in-Shop-Betrieb. In Rumänien ist ein Filialnetz im Aufbau. Erst im Mai hatte das Unternehmen mit Sitz in Basel den Kauf des französischen Charcuterieherstellers Polette bekanntgegeben. Dieser bringt es mit rund 230 Angestellten auf einen Umsatz von rund 90 Mio CHF. Bell erzielte 2007 mit rund 3’300 Mitarbeitenden einen Umsatz von 1,64 Mrd CHF. Der Reingewinn belief sich auf 56,6 Mio CHF.
Übernahme grundsätzlich positiv beurteilt
In Börsenkreisen wird die Übernahme grundsätzlich positiv beurteilt, auch wenn die steigenden Risiken hervorgehoben werden. Bell mache Ernst mit der angekündigten Expansion ins Ausland, wobei die Grösse der Transaktion und das Tempo überraschen würden, heisst es dazu bei der ZKB. Und auch Vontobel nennt die Akquisition von Zimbo einen grossen Schritt in der Expansionsstrategie, da mit Deutschland und Osteuropa gleich zwei neue Märkte hinzukommen. Bell werde durch die Wachstumschancen in Europa interessanter, wobei die höheren Rohmaterialpreise in diesem Jahr noch belasten dürften, so die Bank Vontobel. Für die ZKB verlagert sich das Risikoprofil von Bell, das Geschäftsmodell werde zweifellos riskanter. Weiter verweist die ZKB auf den sehr kompetitiven Fleischmarkt Deutschland und auf nicht zu unterschätzende Integrationskosten.
Kurs zuletzt bei 1’650 CHF
Gehandelt wurden Bell an der SWX bisher noch nicht, der Kurs stand zuletzt bei 1’650 CHF. (awp/mc/gh/18)