Benedikt Goldkamp, CEO Phoenix Mecano

von Robert Jakob


Selbst im schwierigen ersten Halbjahr 2009 hat Phoenix Mecano einen kleinen Nettogewinn und einen soliden Cashflow erwirtschaftet.  Nun, da sich die Lagerregale wieder füllen, erwarten Sie eine Fortsetzung des positiven Trends. Bereinigt um Übernahmen betrug der Umsatz-Rückgang letztes Jahr nur 18,7%, was im Vergleich zu anderen Industrieunternehmen gut ist. Wo werden Sie 2010 beim Umsatz zu liegen kommen, nachdem ja das vierte Quartal 2010 mit plus 17% gegenüber der Vorjahresperiode schon sehr gut lief? Bleiben Sie bei einem  Umsatzwachstum von mehr als 10% und einen Reingewinn von über 20 Mio Euro?

Wir halten an unserer Prognose eines Umsatzwachstums von mindestens 10% und eines Nettoresultates von mindestens 20 Mio. Euro fest. Die Marktentwicklung 2010 ist weiterhin nur schwer prognostizierbar, so dass wir eine weitere Präzisierung unseres Ausblickes frühestens nach dem 1. Halbjahr ins Auge fassen können.
 
In der Krise hat auch Phoenix über 10% seiner Mitarbeiter abgebaut.  Bis wann könnte der alte Personalbestand wieder erreicht sein?

Bei einer Fortsetzung des positiven Trends der letzten Monate könnte der alte Personalstand bereits Anfang 2011 wieder erreicht werden. Allerdings werden innerhalb der Sparten unterschiedliche Wachstumsraten erreicht. So wird vor allem der Wachstumsmarkt Photovoltaik innerhalb der Sparte ELCOM/EMS Personal aufbauen, um die steigenden Auftragsvolumina abarbeiten zu können.


«Der Gewinnrückgang der Sparte  ELCOM/EMS war in der aktuellen Wirtschaftskrise geringer als in den beiden anderen Sparten.»


2010 soll die Integration der vom Insolvenzverwalter übernommenen Okin endgültig abgeschlossen sein. Welchen EBIT-Beitrag erwarten Sie von dieser Marke?

Die Integration von Okin innerhalb unserer Sparte Mechanische Komponenten umfasst auch eine Verschiebung von Produkten zwischen unserer bestehenden Marke Dewert und der hinzuakquirierten Marke Okin. Bereits heute wird nicht nur das übernommene Okin-Geschäft, sondern auch der Bereich Möbelantriebe der Marke Dewert unter der Marke Okin zusammengefasst. Eine Aufteilung ist daher nicht mehr sinnvoll möglich. Für den Gesamtbereich Dewert/Okin streben wir eine EBIT-Marge im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich ab 2011 an.
 
Der zyklische Bereich ELCOM/EMS sorgt in Wirtschaftskrisen immer wieder für Sorgenfalten. Gibt es hier Möglichkeiten der Stabilisierung durch Outsourcing oder Bildung von Allianzen, vielleicht um Datatel herum?

Bereits im Anschluss an die letzte Konjunkturdelle 2002/2003 haben wir begonnen, das Geschäft ELCOM/EMS neu auszurichten, um den Einfluss von Wirtschaftszyklen abzumildern. Dies ist uns durch interne Massnahmen wie Neuproduktentwicklungen und durch verschiedene Ergänzungsakquisitionen auch gut gelungen. Der Gewinnrückgang der Sparte ELCOM/EMS war daher in der aktuellen Wirtschaftskrise geringer als in den beiden anderen Sparten.


Aktuell verändert sich der Business-Mix der Sparte massiv aufgrund des starken Wachstums mit Photovoltaikkomponenten, insbesondere bei Datatel. Das Photovoltaikgeschäft folgt zur Zeit nicht dem allgemeinen Wirtschaftszyklus, sondern zeigt seit mehreren Jahren ein durchgängiges, dynamisches Wachstum. Hier sind, abhängig von den Opportunitäten, weitere Schritte zur Portfolioergänzung denkbar. Ein Outsourcing macht für uns als produzierendes Industrieunternehmen nur in Ausnahmefällen Sinn, da wir gerade in diesem Bereich einen grossen Teil unserer Wertschöpfung erzielen.


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Wie viele andere Schweizer Zulieferfirmen orten Sie grosses Wachstumspotenzial im gerade angespochenen Photovoltaikbereich, wo Sie für 2010 eine Umsatzverdoppelung auf 60 Mio. Euro, ja bis gar 80 Mio. Euro, erwarten.  Könnte Ihnen da nicht die sich verschärfende Konkurrenz auf dem Photovoltaikmarkt einen Strich durch die Rechnung  machen?

Wir sind als Zulieferer insbesondere auf  Komponenten für Wechselrichter konzentriert. In diesem Bereich besteht zwar erheblicher Kostendruck, allerdings sind wir zuversichtlich, im Konkurrenzumfeld dank unserer leistungsfähigen Fertigungsstätten und Produktionstechnologie bestehen zu können.
 
Die Verlagerungen der Produktion nach Ungarn und Tschechien haben sich für Phoenix vor allem auf der Kostenseite gerechnet. Was passiert aber bei einer längeren Euro-Schwäche? Gerade die Währungen dieser  beiden Länder könnten sich mittelfristig sehr stark aufwerten.


An unserem wichtigen Produktionsstandort in Ungarn betreiben wir ein langfristiges Hedging der Währungsrisiken gegenüber dem Euro, um solche möglichen Schwankungen aufzufangen und unseren Planungshorizont, soweit erforderlich, zu verlängern.


«Allerdings achten wir sehr darauf nicht zu überzogenen Preisen zu akquirieren und setzten uns nicht selber durch Ankündigungen unter Druck.»


Wegen der hohen Nachfrage im Solarbereich wird Phoenix Mecano an den Standorten in Kecskemét/Ungarn sowie Ben Arous/Tunesien Fabrikerweiterungen realisieren. Insgesamt sollen neue Nutzflächen von rund 8000qm entstehen. Ist auch eine Erweiterung der starken geographischen Diversifikation im Produktionsbereich  in weitere Produktionsländer ein Thema?

Aktuell sind wir mit wettbewerbsfähigen Produktionsstandorten in der Schweiz, Deutschland, USA, Ungarn, Rumänien, Tunesien, Indien und China vertreten. Dies ermöglicht es uns, zu den richtigen Kosten in allen für ins wichtigen Wachstumsregionen produzieren zu können. Gleichzeitig reduzieren wir so Lieferzeiten und Transportwege zu unseren Kunden. Weitere Produktionsstandorte sind derzeit nicht vorgesehen.
 
Da Phoenix quasi schuldenfrei ist und eine zwar aktionärsfreundliche aber vorsichtige Ausschüttungspolitik von etwa einem Viertel des Gewinns betreibt, wird sich über kurz oder lang erneut die Frage nach Zukäufen stellen. Welche Sektoren sind für Sie da interessant?

Ergänzungsakquisitionen sind schon immer Teil unserer langfristigen Wachstumsstrategie gewesen. Die Liste möglicher Kandidaten ist lang und erstreckt sich über alle drei Bereiche unserer Gruppe. Allerdings achten wir sehr darauf nicht zu überzogenen Preisen zu akquirieren und setzten uns nicht selber durch Ankündigungen unter Druck. Im Übrigen wird unsere Gruppe im laufenden Jahr voraussichtlich auch ohne Akquisitionen im zweistelligen Prozentbereich wachsen. Die Mittel, die wir zur Finanzierung dieses Wachstums benötigen, generieren wir voraussichtlich aus unserem Cashflow. 





Zur Person:
Der Sohn des Firmengründers Hermann Goldkamp machte neben einem Diplom in Finanzwirtschaft auch einen Master of Business Administration an der renommierten amerikanischen Duke University, ehe er nach kurzer Mitgliedschaft im Verwaltungsrat diesen als Delegierter ab 1. Juli 2001 führte. Zuvor hat er sich seine Sporen als Strategieconsultant bei McKinsey und als Geschäftsführer der gruppeneigenen Produktionsgesellschaft in Ungarn sowie in verschiedenen Reorganisationsprojekten für Phoenix Mecano verdient.


Zum Unternehmen
Phoenix Mecano ist ein global aufgestelltes Technologieunternehmen in den Bereichen der Gehäusetechnik und industriellen Komponenten, schlank strukturiert und in vielen Märkten führend. Einsatzgebiete  der Produkte sind unter anderem Maschinen- und Anlagenbau, Mess- und Regeltechnik, alternative Energien, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrttechniksowie Wohn- und Pflegebereich. Sie beschäftigt weltweit rund 4?700 Mitarbeiter.

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