Benedikt Goldkamp, CEO Phoenix Mecano AG: «Ich sehe keinen Anlass, von der Prognose eines Reingewinns von 25 Millionen Euro für 2006 abzuweichen»

Benedikt Goldkamp, CEO Phoenix Mecano AG: «Ich sehe keinen Anlass, von der Prognose eines Reingewinns von 25 Millionen Euro für 2006 abzuweichen»

Von Alexander Saheb

Moneycab: Phoenix-Mecano verfolgt eine Nischenstrategie und stellt Dinge her, welche die Kunden aus strategischen Gründen nicht selber produzieren wollen. Sie sind damit ein gefragter Outsourcing Partner zahlreicher Branchen geworden. Gibt es unter ihren Kunden nicht wieder verstärkte Bestrebungen, alle Komponenten selbst zu produzieren?
 
Benedikt Goldkamp: Die Konzentration auf Kernkompetenzen und das damit verbundene Outsourcing von nicht-strategischen Aktivitäten ist in wettbewerbsintensiven Industriesektoren eine Notwendigkeit und nicht etwa eine zyklische Modeerscheinung. Allerdings vollzieht sich dieser Prozess, der bereits Jahrzehnte andauert, schrittweise, da jedes Unternehmen sich einem Strukturwandel unterziehen muss, um die Möglichkeiten des Outsourcings zu nutzen. Für uns prägt dies das Umfeld nachhaltig positiv.



«Neben Produktionsstätten in Deutschland und der Schweiz verfügen wir über kostengünstige Standorte in Ungarn, Rumänien, Tunesien, Indien und China, die unsere Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig sicherstellen.» Benedikt Goldkamp, CEO Phoenix Mecano AG


Sie produzieren Gehäuse aus Aluminium und Kunststoffen, mechanische Komponenten wie Montagesysteme und Verstellmotoren und elektronische Bauteile. Welche der drei Sparten wird in den kommenden Jahren das meiste Potenzial haben?


Mittelfristig verfügen alle drei Sparten über interessantes Wachstumspotenzial. Im laufenden Jahr entwickelt sich der Bereich ELCOM/EMS, in dem wir elektromechanische und elektronische Bauelemente sowie Entwicklung und Produktion von Elektronikbaugruppen anbieten, am dynamischsten, gefolgt von der Sparte Gehäusetechnik.


Die Gehäusetechnik ist knapp ihre grösste Sparte. Ihre Kunden fragen sich sicherlich oft, ob etwas so einfach anmutendes wie ein Gehäuse wirklich von einer Schweizer Firma kommen muss. Können Sie sich denn durch moderne Technologien gegen Wettbewerber abheben oder stehen Sie in einem ständigen Preiskampf?


Wir sind trotz unserer bescheidenen Grösse ein global aufgestelltes Unternehmen. Neben Produktionsstätten in Deutschland und der Schweiz verfügen wir über kostengünstige Standorte in Ungarn, Rumänien, Tunesien, Indien und China, die unsere Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig sicherstellen. Gleichzeitig befindet sich unsere Kundenbasis überwiegend in innovativen und technologisch führenden Hochlohnländern. Diese Kunden erwarten kompetente Beratung und flexible produktspezifische Anpassungen mit sehr kurzen Reaktionszeiten. Insoweit bilden unsere Standorte in Hochlohnländern eine wichtige Erfolgsgrundlage für unser Geschäftsmodell.


Ihr Hauptabsatzmarkt Deutschland wird demnächst die Mehrwertsteuer um drei Prozent erhöhen. Werden Sie Ihre Nettopreise entsprechend zurücknehmen damit die Kunden nicht mehr bezahlen müssen?


Wir beliefern praktisch ausschliesslich industrielle und gewerbliche Kunden, für die die Mehrwertsteuererhöhung einen durchlaufenden Posten in der Erfolgsrechnung darstellt. Es besteht daher für uns kein Anlass, die Preise aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung anzupassen. Inwieweit sich die Steuererhöhung negativ auf die Konjunktur auswirken könnte vermag heute niemand zu beurteilen. Der Effekt dürfte tendenziell belastend sein, zurzeit spüren wir davon aber noch nichts.


Werden die in letzter Zeit stark gestiegenen Rohmaterialpreise ihr Jahresergebnis belasten oder können Sie die Mehrkosten anderweitig ausgleichen?


Die Rohmaterialpreise sind tatsächlich in den letzten 18 Monaten teilweise stark angestiegen. Unser organisches Wachstum sowie eine strikte Kostendisziplin haben es jedoch ermöglicht, die Betriebsgewinnmarge im ersten Halbjahr auf vergleichbarer Basis um gut 170 Basispunkte zu erhöhen. Einen geringen Anteil daran hatten auch gezielte Preiserhöhungen, soweit dies die Marktlage zuliess.


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Können Sie die Prognose eines Reingewinnes 25 Mio EUR für 2006 bestätigen?


Ich sehe aus heutiger Sicht keinen Anlass, von dieser Prognose abzuweichen. Das industrielle Umfeld ist aus unserer Sicht weiterhin stabil. Die allgemeinen Konjunkturrisiken sind den Investoren wohlbekannt.



«Heute sind wir wieder offen für Opportunitäten, allerdings haben wir klare Vorstellungen hinsichtlich strategischem Fit und Preis.» Benedikt Goldkamp, CEO Phoenix Mecano AG


Nach regelmässigen Firmenakquisitionen in den vergangenen 20 Jahren haben Sie seit vier Jahren nichts mehr dazugekauft. Darf man in nächster Zeit mit Ereignissen rechnen?


Nach ca. zehn mehr oder minder erfolgreichen Firmenakquisitionen in den letzten 20 Jahren hat die Phoenix Mecano Gruppe im Jahr 2000 ein im Telekominfrastrukturbereich tätiges Unternehmen erworben, das aufgrund massivster Marktveränderungen in den Folgejahren in Stufen restrukturiert und auch teilweise liquidiert werden musste. Ende 2005 ist die Phoenix Mecano Gruppe vollständig aus diesem Bereich ausgestiegen. Dieser Prozess hat die Managementkapazitäten in erheblichem Umfange beansprucht, so dass wir auf weitere Akquisitionen in dieser Phase verzichtet haben. Heute sind wir wieder offen für Opportunitäten, allerdings haben wir klare Vorstellungen hinsichtlich strategischem Fit und Preis. Im derzeitigen «Verkäufermarkt» sind solche Kandidaten nicht leicht zu finden. Mittelfristig möchten wir jedoch unsere Wachstumsstrategie auch wieder durch Akquisitionen unterstützen.


Ihr Börsengang ist jetzt fast zwanzig Jahre her. Können Sie von Firmenseite her ein positives Fazit ziehen?
 
Der Börsengang hat den Bekanntheitsgrad des Unternehmens erhöht. Insbesondere in Überseemärkten ist es einfacher, als kotiertes Unternehmen das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Allerdings nimmt der administrative Aufwand einer Kotierung seit Jahren zu, ohne dass ich für kleinkapitalisierte Unternehmen wie Phoenix Mecano einen Vorteil erkennen kann. Heute ist der Aufwand durchaus noch zu handhaben, was die Zukunft bringt wird sich zeigen.


Der Aktienkurs hat erst in jüngster Zeit wieder Anschluss an die Performance des SPI gefunden. Sehen Sie es als Ihre Aufgabe für steigende Kurse zu sorgen?
 
Das Managementteam der Phoenix Mecano Gruppe versucht, durch seine Arbeit Werte zu schaffen. Es ist meine Aufgabe als CEO, diese Werte den Publikumsaktionären zu kommunizieren. Aufgrund der laufenden Restrukturierung im Jahr 2005 war der Kapitalmarkt zwischenzeitlich verunsichert, ob die Entwicklung der Gruppe mit dem Markt Schritt halten kann. Inzwischen haben wir die Performance des SPI mit einem Plus von über 40% in diesem Jahr nicht nur ein-, sondern sogar überholt. Allerdings verläuft die Aktienkursentwicklung bei kleinkapitalisierten Werten wie Phoenix Mecano häufig volatiler als der Index, auch wenn dies durch die fundamentale Entwicklung des Unternehmens häufig nicht gerechtfertigt ist. Wir versuchen, unsere Arbeit gut zu machen und den Publikumsaktionär transparent zu informieren, die Aktienkursentwicklung bleibt letztlich dem Markt überlassen.


Müssen Sie bei Ihren alltäglichen Entscheidungen stark darauf Rücksicht nehmen wie die Börse reagieren könnte?


Ich versuche, mich in meinen Entscheidungen nicht von den Launen der Börse beeinflussen zu lassen. Aufgrund unseres stabilen Kernaktionariats von gut 30% der Börsenkapitalisierung ist dies für mich vielleicht etwas einfacher als für manche meiner CEO-Kollegen. Bedenken Sie aber, dass viele kurzfristige Erfolge auch einen langfristigen Erfolg ergeben können, so dass die Quartalsfokussierung bei einem gesunden Unternehmen vielleicht nicht so nachteilig ist wie vielerorts behauptet.


Wird Ihre Dividendenpolitik weiterhin von Kontinuität der Ausschüttung geprägt sein?


Wir schütten als wachstumsorientiertes Unternehmen 15-25% unseres um Sondereinflüsse bereinigten Nettoergebnisses an unsere Aktionäre aus und wollen dies auch in Zukunft beibehalten.


Ende 2005 hatten Sie einen Personalbestand von 3700 Personen, nennen aber im Geschäftsbericht zahlreiche Produktionsstätten in Niedriglohnländern. Wie viele Menschen beschäftigt Phoenix Mecano in der Schweiz?


Als internationale Gruppe unter einer schweizerischen Industrieholding spielen Landesgrenzen für uns eine untergeordnete Rolle. Etwa die Hälfte der Belegschaft der Phoenix Mecano ist an Hochlohnstandorten beschäftigt. In der Schweiz sind dies aufgrund des kleinen Heimmarktes rund 135 Personen, in Deutschland ca. 1200.





Der Gesprächspartner
Benedikt A. Goldkamp (1969) ist verheiratet und hat drei Kinder. Er wuchs in Deutschland auf und schloss 1992 sein Studium an der Fachhochschule für Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen als Diplom-Finanzwirt ab. Er begann seine Berufslaufbahn in der Wirtschaftsprüfung bei KPMG in Düsseldorf. Nach Abschluss eines zweijährigen MBA-Programms an der Duke University in North Carolina (USA) siedelte er 1996 in die Schweiz um. Hier begann er seine Tätigkeit als Berater bei McKinsey&Co. (Schweiz), bevor er 1998 in die Phoenix Mecano Gruppe eintrat. Nach Geschäftsführerpositionen bei der ungarischen Produktionsgesellschaft und einer deutschen Tochtergesellschaft der Gruppe sowie verschiedenen Projektaufgaben übernahm er im November 2001 die Aufgabe als Vorsitzender der Konzernleitung (CEO) und Verwaltungsratsdelegierter der Phoenix Mecano AG.

Das Unternehmen
Phoenix Mecano ist ein Global Player im Bereich der Komponenten. Sie stellt in ihren drei Sparten technische Gehäuse, Elektronikbauteile, Verstellmotoren und ganze Systemintegrationen her. Diese kommen unter anderem in den Zielmärkten der Maschinenindustrie, der Industrieelektronik sowie dem öffentlichen und privaten Pflegebereich zum Einsatz. Phoenix Mecano ist in vielen Märkten führend. Die Produkte der Gruppe werden in Europa, USA, Südamerika und Asien produziert und vertrieben. In Nordafrika wird ausschliesslich produziert. Sie beschäftigt weltweit rund 4’000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2005 einen Umsatz von ? 315 Mio. Seit 1988 sind die Aktien an der SWX Swiss Exchange in Zürich kotiert.

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