Bernanke: Zinsen dürften für lange Zeit sehr niedrig bleiben

Die Konjunkturlage rechtfertige, den Leitzins «für einen längeren Zeitraum» auf dem Rekordtief von knapp über null Prozent zu lassen. Die Märkte reagierten kaum auf die Aussagen, da Bernanke vor allem bereits gemachte Aussagen wiederholte.


Diskontsatz-Erhöhung kein geldpolitisches Signal
«Die jüngste Anhebung des Diskontsatzes war kein geldpolitisches Signal», sagte Bernanke. Es bestehe kein Zusammenhang mit dem Leitzins. Von der Anhebung des Diskontsatzes sei auch nur eine sehr kleine Zahl von Banken betroffen. Auswirkungen auf die Wirtschaft seien nicht zu erwarten. Die Fed hatte den Diskontsatz, zu dem sich Geschäftsbanken Notkredite besorgen, in der vergangen Woche um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent angehoben.


Arbeitslosigkeit grösstes Problem
Das Land habe seit dem Beginn der wirtschaftlichen Abschwächung 8,4 Millionen Arbeitsplätze verloren, sagte Bernanke. Dies war der stärkste Rückgang seit der grossen Depression. «Die Arbeitslosigkeit ist das grösste Problem.» Die Arbeitsplatzverluste würden sich aber abschwächen. «Trotz positiver Zeichen bleibt der Arbeitsmarkt schwach», sagte Bernanke. Besorgt zeigte sich der Notenbankchef vor allem wegen der steigenden Langzeitarbeitslosigkeit. Es sei schwer zu sagen, ab wann ein Arbeitsplatzaufbau beginne.


Moderates Wachstum der privaten Nachfrage
Die private Nachfrage wachse mit moderatem Tempo, sagte Bernanke. Dies sei auch eine Folge der verbesserten Finanzierungsbedingungen. Der jüngste Anstieg der Konsumausgaben sei vor allem auf höhere real verfügbare Einkommen und die verbesserte Vermögenslage der Haushalte zurückzuführen. Zudem stütze auch die verhaltene Erholung des Arbeitsmarktes. Die Unternehmensinvestitionen würden zunehmen und der weltweite Handel steigen.


Indikatoren signalisieren niedrige Inflation
«Die Federal Reserve wird jedoch irgendwann mit einer Verschärfung der Geldpolitik beginnen müssen», sagte Bernanke. Die Fed habe Möglichkeiten, die überschüssige Liquidität zurückzuführen. Er sei bereit, die Wirtschaft mit aussergewöhnlichen Massnahmen zu stützen. Steigende Energiepreise hätten die Inflationsrate etwas nach oben getrieben, sagte Bernanke. Die meisten Indikatoren signalisierten jedoch eine niedrige Inflation für einige Zeit.


Keine Herabstufung der Bonität erwartet
Eine Herabstufung der Bonität der USA erwartet Bernanke nicht. Der derzeit hohen Defizite seien nicht nachhaltig. Eine Herabstufung durch die Ratingagenturen würde die Finanzierung für die US-Regierung teurer machen. «Ein Regierungsplan zur Rückführung der Defizite wäre hilfreich.» Zudem stehe auch Europa vor grossen Herausforderungen. Einen Plan, das die Fed Griechenland helfen könnte, gebe es nicht.


Fed zu mehr Transparenz bereit
Die Fed ist laut Bernanke bereit, die Transparenz zu erhöhen und weiter mit dem Kongress zusammenzuarbeiten. Er wehrte sich jedoch gegen politischen Druck. «Die Fed muss vor kurzfristigen politischen Druck geschützt werden, damit Entscheidungen unter Berücksichtigung des langfristigen Interesse der amerikanischen Bürger getroffen werden können», sagte Bernanke. (awp/mc/pg/27)

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