Betrugsprozess – Alexander Falk zu vier Jahren Haft verurteilt

Nach einem Prozess, der fast dreieinhalb Jahre dauerte, befanden die Richter Falk des versuchten Betrugs für schuldig. Vier Mitangeklagte wurden zu Strafen zwischen zweieinhalb Jahren und acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Der einstige Börsenstar Falk und die vier Ex-Manager seiner Firmen hatten laut Anklage den Wert der Firma Ision durch Scheingeschäfte und Luftbuchungen geschönt. Bei deren Verkauf Ende 2000 an die britische Energis kassierten sie dann einen überhöhten Preis. Die Energis ging ein Jahr später Konkurs.


Vollendeter Betrug
Die Staatsanwaltschaft ging von einem vollendeten Betrug aus und forderte fünf Jahre und neun Monate Haft für Falk. Da der Schaden des Betrugs nicht sicher zu bestimmen war, konnten die Angeklagten nur wegen eines versuchten Betrugs oder der Beihilfe dazu verurteilt werden.


Schaden auf gut 37 Mio EUR beziffert
Die Staatsanwaltschaft hatte den Schaden auf gut 37 Mio EUR beziffert. Die Verteidiger wollten einen Freispruch.


Revision beim Bundesgerichtshof angekündigt
Falk kündigte bereits Revision beim Bundesgerichtshof an. «Ich denke, dass wir eine gute Chance haben in der Revision. Der Betrugsvorwurf ist einfach absurd», meinte er. Offen ist, ob die Staatsanwaltschaft ebenfalls Rechtsmittel einlegt.


22 Monate in Untersuchungshaft
Während des Verfahrens hatte Falk 22 Monate in Untersuchungshaft gesessen, aus der er im April 2005 unter strengen Auflagen entlassen wurde.


Komplexer Prozess
Der nach Gerichtsangaben «äusserst komplexe» Prozess gegen Falk und seine Mitstreiter hatte am Ende 2004 begonnen. Die Urteile wurden nach offizieller Zählung am 157. Verhandlungstag verkündet. Das Gericht hatte 75 Zeugen gehört, die Leitakte mit den wichtigsten Dokumenten umfasste zuletzt fast 14’000 Seiten.


Darling der Börse
Falk war um die Jahrtausendwende eine der schillernden Figuren der New Economy. Der gelernte Diplomkaufmann, der im Alter von 26 Jahren den Stadtplanverlag seines Vaters verkauft hatte, übernahm 1999 für 38 Mio EUR die Thyssen-Krupp-Tochter Ision. In der Endphase der Euphorie am Neuen Markt im März 2000 brachte er die Internetfirma an die Börse, was 230 Mio EUR in die Kasse spülte. Der grösste Coup war dann der Verkauf von Ision an Energis Ende 2000 zum nach Überzeugung des Landgerichts «überzogenen Preis» von 812 Mio EUR.


Verbindung in die Schweiz
Falk war auch in der Schweiz präsent – wo er Internet-Phantasien geweckt und für Katzenjammer gesorgt hat: Er übernahm hierzulande 1997 die Namenaktien der Distefora Holding, der ehemaligen Dachgesellschaft der Interdiscount-Gruppe. In der Distefora fasste er Firmen aus Internet, Mobilfunk, Software, Radio und Informationstechnik zusammen. Kurz nach dem Ision-Deal war Falk aus der Distefora ausgestiegen. Die Firma ging im Dezember 2003 Konkurs. Falk wurde nach seinem Ausstieg Hauptaktionär bei der Frankfurter Bank Hornblower Fischer sowie bei der Berliner Privatbank Oswald Gruber. Nach Falks Verhaftung kamen die Banken ins Trudeln. Mittlerweile gehört Gruber einer US-Bank. Hornblower Fischer wurde im März an die Zürcher Schönkind Holding im Besitz von Dieter Behring verkauft. Gegen den gescheiterten Financier wird in der Schweiz ebenfalls wegen Betrugsverdacht ermittelt. (awp/mc/gh)

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