Bietergefecht um Germanischen Lloyd – TÜV SÜD will kaufen

Dies teilte Vorstandschef Peter Hupfer in München mit. Der französische GL- Konkurrent Bureau Veritas bekräftigte sein Interesse an dem Hamburger Unternehmen und kündigte für die kommende Woche ein verbessertes Angebot an. Bureau Veritas hatte mit einer Offerte gegen den Willen von Vorstand und Aufsichtsrat den Kampf um den GL eröffnet. Das Unternehmen mit einem erwarteten Jahresumsatz von 355 Millionen Euro und 3.200 Beschäftigten gehört rund 50 Banken, Versicherungen, Reedereien und Werften.


Weitere Informationen gefordert
Bei einer Aktionärsversammlung am Freitag wurden die vorliegenden Angebote noch nicht diskutiert. Nach einer GL-Mitteilung forderten die Aktionäre den Vorstand auf, weitere Informationen zum Unternehmen vorzulegen. Dabei soll es vor allem um die Ermittlung des Unternehmenswertes gehen. Nach inoffiziellen Informationen aus dem Aktionärskreis soll es auch Bemühungen geben, Anteile zusammenzufassen und einen Pool zu bilden, um gegenüber den Interessenten geschlossen auftreten zu können und eine bessere Verhandlungsposition aufzubauen. Ein weiteres Treffen der Aktionäre ist für den kommenden Freitag angesetzt.


TÜV SÜD will Mehrheit am GL übernehmen
Der TÜV SÜD erklärte, er wolle die Mehrheit am GL übernehmen. «Wir bieten damit eine langfristige Industrielösung, bei der die Ausweitung des Maritim-Geschäfts im Vordergrund steht», sagte Hupfer. Unternehmen und Marke sollten ebenso erhalten bleiben wie der Standort Hamburg. Der Abbau von Arbeitsplätzen stehe nicht zur Diskussion, da sich beide Unternehmen mit ihren Dienstleistungen ergänzten.


Bureau Veritas entschlossen neuer Weltmarktführer zu formen
Bureau Veritas erklärte, es sei «unverändert entschlossen und zuversichtlich, zusammen mit dem Germanischen Lloyd den neuen Weltmarktführer in der Schiffsklassifikation zu formen». Es werde ein in wesentlichen Teilen modifiziertes Angebot geben, das in allen Belangen überzeugen werde. Einzelheiten hat bislang keiner der drei Bieter preisgegeben. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass Bureau Veritas zunächst um die 500 Millionen Euro für das Gesamtunternehmen geboten hat und Herz ungefähr zehn Prozent drauflegte. Die neuen Angebote dürften noch oberhalb dieser Marke liegen. Mit Spannung warten die Beteiligten, ob sich weitere Bieter in den Wettkampf einschalten, entweder aus der Branche oder aus dem Finanzgewerbe.


Weltweit führend technischer Überwachung von Containerschiffen
Der GL ist weltweit führend bei der technischen Überwachung von Containerschiffen und betreut insgesamt rund 6.000 Schiffe. Bureau Veritas ist in anderen Schiffsegmenten stärker und hat angekündigt, seine gesamte Abteilung für die Schiffsklassifikation nach Hamburg zu verlegen. Günter Herz handelt nach eigenem Bekunden als Hamburger Kaufmann, um die feindliche Übernahme eines hanseatischen Traditionsunternehmens abzuwehren. Zudem habe der GL gute Wachstumsaussichten. Der ehemalige Mitinhaber des Kaffee- und Handelskonzerns Tchibo verfügt aus dem Verkauf seiner Anteile im Jahr 2003 über mehrere Milliarden Euro. An grösseren Investitionen ist bislang nur eine Beteiligung von 25,3 Prozent an dem Sportartikel- Hersteller Puma bekannt. (awp/mc/ab)

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