Bâloise-CEO Martin Strobel: «Wir wollen Transparenz, aber es dauert»


Die Bâloise ist nicht ganz mit dem BVG-Entscheid des Bundesrates zufrieden. Im Interview mit Moneycab kommentiert CEO Schweiz Martin Strobel den Entscheid aus der Sicht der Bâloise und spricht sich für Transparenz im BVG-Geschäft aus.

Von Florian Adank


CEO Schweiz Martin Strobl will mehr Transparenz im BVG-Geschäft. (baloise)

Moneycab: Der Bundesrat hat mit dem neuen BVG-Zinssatz ihre Wunschvorstellung nur knapp verfehlt.

Martin Strobl: Das ist richtig. Nach unserer Berechnungen wäre ein Zinssatz von 2 Prozent angemessen gewesen.

Aber es ist für Sie sicher ein positiver Entscheid?

Es ist sicher ein sehr guter Schritt in die richtige Richtung. Wenn jetzt auch noch unser Tarif durch das Bundesamt für Privatversicherer (BPV) genehmigt werden sollte, können wir das BVG-Geschäft im nächsten Jahr wieder profitabel betreiben.

Was bedeutet der Entscheid für mich als Kunde?

Der Zinsentscheid bedeutet, dass Altersguthaben zu 2,25 Prozent verzinst wird. Solche Guthaben sammeln sich während dem ganzen Berufsleben, also zwanzig bis dreissig Jahre an. Ueber solch einen langen Zeitraum ist der durchschnittliche Zins höher, als die jetzt zur Zeit gültigen 2.25%.Der neue relativ niedrige Zinssatz sollte daher eigentlich kein wirklich signifikanter Effekt haben, da er nur die momentane Tiefstzinsphase widerspiegelt. Aus unserer Sicht entspricht er jetzt aber wirklich den Anforderungen der Kapitalmarktsituation.

Sie haben angekündigt, dass Sie im überobligatorischen Bereich eine Zusatzprämie erheben werden, falls der BVG-Mindestzinssatz nicht auf 2 Prozent gesetzt wird. Halten Sie immer noch daran fest?

Ja. Wir werden die Differenz zwischen 2 Prozent und 2,25 Prozent als Prämie dem Kunden in Rechnung stellen.

Sie befürworten auch einen tieferen Rentenumwandlungssatz als die gegenwärtig diskutierten 6,8 Prozent.

Gemäss unseren Berechnungen berücksichtigt ein Rentenumwandlungssatz von 6,8 Prozent die demographische Entwicklung nicht. Wir befürworten einen Satz von unter 6 Prozent.

Auch dort haben Sie eine Zusatzprämie angekündigt.

Das werden wir auch tun.

Kritiker bemängeln, dass die BVG-Versicherer zuwenig Wert auf Transparenz legen. Was sagen Sie als Vertreter der Bâloise dazu?

Wir unterstützen aus Überzeugung ein grosses Mass an Transparenz. Dazu fehlen uns aber die entsprechenden Vorschriften der Behörden, sobald diese vorliegen, werden wir Transparenz umsetzen.

Und das heisst?

Alles was dazu gehört, was der Kunde für eine faire Beurteilung braucht, d.h. eine Aufstellung über die Kosten und die Überschüsse.
Gibt es dafür einen Zeitrahmen?

Zunächst fehlen uns die Vorschriften der Behörden. Wenn diese vorliegen, brauchen wir ungefähr noch ein halbes Jahr, weil wir unsere EDV-Systeme für die neuen Anforderungen noch aufrüsten müssen. Damit ist es aber noch nicht getan.

Was fehlt noch?

Die neue Transparenz sieht vor, dass das Vermögen der Kunden separat gehalten wird. Das heisst, wir müssen dann das BVG-Geschäft vom Einzellebengeschäft trennen. Das können wir aber nur mit grossen Schwierigkeiten zu jedem beliebigen Zeitpunkt machen, ideal dafür ist der Bilanzstichtag. Dann lässt sich die Aufteilung in die verschiedenen Geschäfte leichter umsetzen.

Wie sieht Ihr Zeithorizont dann konkret aus?

Sollten die Behörden im November entsprechende Vorschriften erlassen, dann wären wir im Sommer 2004 technisch bereit, die Anforderungen umzusetzen. Dann müssen wir aber noch unser BVG-Geschäft separat aufführen, das machen wir dann am Bilanzstichtag. Gemäss dieser Rechnung können wir am 1. Januar 2005 dem Kunden Transparenz anbieten.

Letzte Frage: Wie sieht ihre Wunschvorstellung im BVG-Geschäft aus?

Grösstmögliche Transparenz, freier Wettbewerb also kein Mindestzins und keine Legal Quote.

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