BMW, VW und MAN schicken zehntausende Beschäftigte in Kurzarbeit

Keine Kürzungen soll es dagegen im Werk München, in Leipzig und an den ausländischen Standorten geben. Der Nutzfahrzeughersteller MAN vereinbarte für die Standorte München, Nürnberg und Salzgitter Kurzarbeit, davon sind 9.400 Mitarbeiter betroffen. Seit Mitte Dezember gilt zudem für das Werk im österreichischen Steyr Kurzarbeit. Die Aktien der beiden Unternehmen reagierten völlig unterschiedlich auf die Neuigkeiten. BMW-Aktien legten nach zwischenzeitlichen Verlusten bis gegen 15 Uhr um 1,6 Prozent auf 19,39 Euro zu. MAN-Papiere rutschten in die Verlustzone und lagen zuletzt mit 2,6 Prozent im Minus bei 32,58 Euro.


BMW:Vereinbarung unter Dach und Fach
Bei BMW ist die Vereinbarung mit dem Betriebsrat über Kurzarbeit schon unter Dach und Fach. «Wir reden aber nur über einzelne Tage und Schichten, die ausfallen», sagte der neue Personalvorstand Harald Krüger der Deutschen Presse-Agentur dpa. Weniger gebaut werden sollen vor allem Modelle der 3er- und 5er-Baureihe, die im vergangenen Jahr teils drastische Absatzeinbussen hatten. «Die Marktsituation hat sich im vierten Quartal noch einmal verschärft, besonders auf wichtigen Märkten wie den USA oder Japan», sagte Krüger. Ab April soll die Produktion dann wieder normal laufen.


Verständnis der IG Metall
Bayerns IG Metall zeigte angesichts der Krise in der Automobilwirtschaft Verständnis für den Schritt. Man begrüsse die weitgehende Sicherung der Reallöhne für die Beschäftigten, erklärte IG-Metall-Landesbezirkschef Werner Neugebauer. Allerdings seien wachsende Probleme bei den Autozulieferern zu befürchten. Diese seien mit einer durchschnittlichen Betriebsgrösse von 250 Beschäftigten oft nicht in der Lage, über die Arbeitszeitkonten, Abbau von Überstunden und ähnliche Instrumente so flexibel zu reagieren wie ein Grossunternehmen.


Die Auswirkungen für die Beschäftigen sollen sich bei BMW in Grenzen halten. Laut BMW ist vorgesehen, ihnen in mindestens 93 Prozent ihres durchschnittlichen Nettoeinkommens zu zahlen, selbst wenn die Arbeitszeit unter dieses Niveau sinkt. Für die betroffenen Beschäftigten bei MAN gelten die tariflichen Bestimmungen. Mitarbeiter ohne Kinder erhielten demnach in Zeiten der Kurzarbeit 60 Prozent ihrer Nettoeinkommen und Beschäftigte mit Kindern 67 Prozent ihrer Nettoeinkommen, sagte ein Unternehmenssprecher.


Stellenstreichungen kein Thema
Zur Höhe der Einsparungen durch die zusätzlichen Kürzungen machte BMW-Personalvorstand Krüger noch keine Angaben. Weitere Stellenstreichungen wie im vergangenen Jahr sind aber kein Thema. «Die sind dank einer Vereinbarung, die die IG Metall und der Betriebsrat mit dem Unternehmen abgeschlossen hat, bis zum Jahr 2014 ausgeschlossen», betonte Neugebauer.


Probleme bei der Rückfinanzierung von Autokrediten
Neben der Absatzschwäche macht BMW auch die Finanzkrise zu schaffen. Wie andere Autohersteller auch hat der Konzern vor allem Probleme bei der Refinanzierung von Autokrediten, da auf dem Kapitalmarkt immer schwieriger Geld aufzutreiben ist. BMW hatte zuletzt nach eigenen Angaben einen jährlichen Refinanzierungsbedarf von 20 bis 25 Milliarden Euro. Ein Antrag auf eine Staatsbürgschaft zur laufenden Refinanzierung der Auto-Kredite wird derzeit geprüft. Ein Sprecher des Unternehmens sagte am Dienstag, in dieser Frage sei aber noch keine Entscheidung gefallen.


Kurzarbeit auch bei VW
Angesichts der dramatischen Absatzkrise in der Autoindustrie hat Volkswagen in seinen deutschen Werken vor allem im Fahrzeugbau Kurzarbeit beschlossen. Die Regelung betrifft rund zwei Drittel der 92.000 Beschäftigten in Deutschland, also rund 61.000 Menschen. Das teilte Europas grösster Autobauer am Dienstag in Wolfsburg mit. Die Kurzarbeitsphase gelte für fünf Tage, und zwar vom 23. bis 27. Februar. Volkswagen rechnet für das laufende Jahr angesichts trüber Branchenaussichten früheren Aussagen zufolge mit einem konzernweiten Absatzeinbruch um zehn Prozent. Die Autobauer kämpfen wegen der Absatzkrise, die vor allem in den wichtigen Märkten USA, Westeuropa und Japan herrscht, gegen Überkapazitäten.


Ein VW-Sprecher sagte, die Kurzarbeit betreffe das Stammwerk Wolfsburg sowie die Fabriken in Emden, Hannover, Zwickau und Dresden. Wie stark die Autoproduktion sinken solle, sagte er nicht. Von der Kurzarbeit ausgenommen sind nach VW-Angaben beispielsweise die Sparte Forschung und Entwicklung sowie Teile der Komponentenfertigung.


MAN will Kosten um 30 Prozent drücken
MAN hatte nach einem Auftragseinbruch im dritten Quartal 2008 bereits Produktionskürzungen über Schliesstage angekündigt. Mit den Einschnitten wollte MAN-Chef Hakan Samuelsson die Kosten in diesem Jahr um rund 30 Prozent drücken. Der Unternehmenssprecher erklärte, der allgemeinen Marktentwicklung könne sich auch MAN nicht entziehen. Die Arbeitsagenturen hätten die entsprechenden Genehmigungen für die Kurzarbeit erteilt. Die Schliesstage sollen über das erste Halbjahr verteilt werden. Dabei seien auch verlängerte Wochenenden und Schliesstage rund um Feiertage wie zu Pfingsten geplant, sagte der Unternehmenssprecher. (awp/mc/pg/28)

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