Börsenvorschau: In der Nachrichtenflaute


Die Nachrichtenagenda für die kommende Börsenwoche ist dünn. Das Thema Inflation aber hat am Markt an Bedeutung gewonnen und den Druck auf die US-Notenbank erhöht.

Von Florian Adank

Im April dieses Jahres wies die Kerninflation in den USA ein Wachstum von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. In der Kerninflation sind vorübergehende Preisschwankungen nicht enthalten, also auch nicht die Energiepreise, die in letzter Zeit stark gestiegen sind. Der Preisanstieg scheint nicht eine vorübergehende Entwicklung zu sein. Das Thema Deflation ist damit endgültig vom Tisch, die Inflation dominiert an den Finanzmärkten.

US-Leitzinsen Ende Jahr auf 2 Prozent
Mit der steigenden Preisentwicklung wächst der Handlungsbedarf der US-Notenbank (Fed) ihre Niedrigzinspolitik zu korrigieren. Immer mehr Beobachter sind überzeugt, dass bereits im Juni die Zinsen von 1 Prozent auf 1,25 Prozent angehoben werden. Bereits Ende Jahr sollen die Leitzinsen wieder auf 2 Prozent stehen, so die Einschätzung von Marktbeobachtern.

Inflation: Ein Gespenst der Vergangenheit
Die jüngste Preisentwicklung weckt unangenehme Erinnerungen an die siebziger und achtziger Jahre, als viele Industrieländer Inflationsraten in zweistelliger Höhe verzeichneten. Ein Rückgang setzte in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre ein. Heute zieht die Inflation in den USA wieder an. Der Grund dafür ist eine laxe Fiskalpolitik mit ausufernden Haushaltdefiziten, welche die expansive Geldpolitik der Fed forciert hatten. Dazu kommt der enorme Rohstoffhunger Chinas, der die Rohstoffpreise weiterhin auf hohem Niveau halten wird.

Das ist eine ähnliche Mischung von Faktoren, wie sie zu Beginn der siebziger Jahre vorlag, schreiben die Ökonomen der UBS in einer kürzlich publizierten Studie. Sie erwarten, dass die Inflation von Dauer sein wird. Die Volkswirtschafter sehen aber nicht die Rückkehr von zweistelligen Inflationszahlen, weil die Zentralbanken über mehr Einflussmöglichkeiten als vor dreissig Jahren verfügen. Trotzdem empfehlen sie dem Aktienanleger, die inflationären Tendenzen nicht zu unterschätzen.

Folgen für den Aktienanleger
Solange sich die Inflation aber in einem durchschnittlichen Rahmen von in der Schweiz 1 bis 2 Prozent und in den USA rund 2 bis 3 Prozent bewegt, muss sich der Aktieninvestor keine Sorgen machen. Die UBS weist dabei auf empirische Studien hin. Demnach zeigen die Aktien unter diesen Bedingungen eine relativ gute Performance. Das hängt aber davon ab, wie sich der US-Staatshaushalt entwickelt. Bleibt er weiterhin oder fällt noch stärker in den roten Bereich, besteht die Risiko, dass die Inflation unverhältnismässig steigt.

Wenige Unternehmensergebnisse
Nur einige wenige Schweizer Unternehmen warten in der kommenden Woche mit Zahlen auf. Espace Media wird am Dienstag seine Jahresergebnisse 2003 vorlegen. Von Interesse wird die Frage sein, ob sich das Inseratengeschäft erholt hat. In 2002 verzeichnete diese Geschäftssparte ein Minus von 17 Prozent. 4M ist im harten Geschäft mit optischen Datenspeichern tätig. Das Unternehmen hat mit Unaxis einen mächtigen Konkurrenten. In 2003 wies das Unternehmen einen Betriebsverlust vonb 2,6 Millionen Franken aus. Am Dienstag legt 4M Zahlen zum ersten Quartal vor.

Metall Zug am Mittwoch
Die Metall Zug Gruppe ist in den Bereichen Apparaten, Kunststoff und Immobilien tätig. Bekannt sind die Waschmaschinen der Zuger Firma, für die neuerdings der Schweizer Tennisstar Martina Hingis kräftig die Werbetrommel rührt. Eckdaten sind aber bereits bekannt. Im Geschäftsjahr 2003 konnte der Konzern seinen Umsatz um 1,5 Prozent auf 482.7 Millionen Franken steigern. Das Konzernergebnis betrug 56.5 Millionen Franken, damit um 33,9 Prozent höher als im Vorjahr.

Schweizer Konjunktur auf dem Prüfstand
Am Mittwoch veröffentlicht die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) das Konjunkturbarometer für den Monat Mai. Das letzte Barometer vom April hat die Prognosen bestätigt. Die Forscher erwarten eine steigende Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts (BIP) bis Mitte des Jahres und eine unveränderte Wachstumsrate im Dritten Quartal. Einen Hinweis auf die Stimmung im Schweizer Arbeitsmarkt bietet das Beschäftigungsbarometer des Bundesamtes für Statistik (BFS) vom Donnerstag. Zum Wochenschluss legt das Seco noch das Bruttonlandprodukt für das 1. Quartal 2004 vor.

Börsenkalender

Unternehmensnachrichten Schweiz
Dienstag: Franke, Espace Media (Jahresergebnis) Mittwoch: Metall Zug (Jahresergebnis) Konjunktur: KOF-Konjunkturbarometer Mai Donnerstag: 4 M (1. Quartal) Konjunktur: Beschäftigungsbarometer 1. Quartal 2004 (BFS) Freitag: Konjunktur: Bruttoinlandprodukt 1. Quartal 2004
Termine USA
Mittwoch: Umsätze langlebiger Wirtschaftsgüter (14.30 Uhr) Donnerstag: Bruttoinlandprodukt (14.30 Uhr) Freitag: Privates Einkommen und Verbrauch (14.30 Uhr)Florian Adank (swisscontent)

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