Borregaard-Konzern schliesst Zellstofffabrik in Riedholz

Dies sagte Jørn Syvertsen, Präsident des Verwaltungsrates der Borregaard Schweiz, am Montag an einer Medienkonferenz in Solothurn. Wenn bis Ende Oktober nicht noch ein Wunder geschehe, werde das Werk in Riedholz Mitte Dezember endgültig geschlossen, hielt Syvertsen fest. Durch die Schliessung der Fabrik verlieren 440 Mitarbeiter ihre Stelle, darunter 45 Lehrlinge. Für sie soll ein Sozialplan ausgearbeitet werden. Borregaard produziert hochwertige Zellstoffe für die Chemie- und Textilindustrie. Rentabel war das Unternehmen laut Syvertsen aber nie. Die Preise für Zellstoffe seien am sinken, Südamerika und Südafrika prodozierten billiger. Andererseits sei der Rohstoff Holz immer teurer geworden und die Energiekosten stiegen an.


Riedholz auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig
Der Standort Riedholz sei deshalb auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig und werde dies auch in Zukunft nicht sein, betonten die Borregaard-Verantwortlichen. Ein bereits im Juni eingeleitetes Kostensenkungsprogramm reiche nicht aus, um das Unternehmen aus der Verlustzone zu bringen. Borregaard hatte in den vergangenen Jahren immer wieder wegen Umweltproblemen für Schlagzeilen gesorgt. In der Region beschwerte sich die Bevölkerung über massive Geruchsbelästigungen.


Sanierungsprogramm für Altlasten
Nach einem Ultimatum mit Schliessungsandrohung durch den Solothurner Regierungrat einigte man sich im Juli auf einen Sanierungsplan. Bis 2010 sollten die Abwassereinleitung in die Aare und bis Mitte 2009 die Schwefeldioxd-Emmissionen auf das «zulässige Mass» reduziert werden. Unabhängig von den Umweltbelastungen wären in den nächsten Jahren hohe Investitionen in die veraltete Fabrik nötig geworden. All dies hätte Borregaard mehrere Millionen Franken gekostet.


Solothurner Regierung «enttäuscht und entrüstet»
Der Solothurner Regierungsrat, die Standortgemeinden Riedholz und Luterbach sowie der Verband Waldwirtschaft Schweiz reagierten «enttäuscht und entrüstet» auf den Entscheid von Borregaard. Die Schliessung des Werkes sei ein herber Schlag für die betroffenen Mitarbeiter und die ganze Region. Der Regierungsrat habe in den vergangenen zwei Jahren intensive Gespräche mit der Führung von Borregaard Schweiz geführt, sagte Regierungssprecher Dagobert Cahannes auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. «Schweren Herzens» müsse man nun zur Kenntnis nehmen, dass die Produktion am jetzigen Standort aufgegeben werden solle.


Umweltauflagen nicht «matchentscheidend»
Als nicht «matchentscheidend» für den Schliessungsentscheid bezeichnete Cahannes die Umweltauflagen des Regierungsrates. Bei den angesetzten Fristen zur Sanierung der Anlagen sei der Kanton an das «äusserste Limit» gegangen. Der Kanton werde alles unternehmen, um zusammen mit Borregaard gute Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter und die Lernenden zu finden, betonte der Regierungssprecher. Das Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) werde sofort eine Job-Börse einrichten. Man werde auch alles daran setzen, dass die Lernenden ihre Lehre beenden könnten.


Unia verlangt Prüfung von Alternativen
Die Gewerkschaft Unia warf dem Borregaard-Management vor, die Hausaufgaben nicht gemacht zu haben. Sie verlangt, dass ernsthaft Alternativen zur Schliessung der Fabrik gesucht werden, bevor über einen Sozialplan diskutiert wird. Mit Borregaard verliere die Schweiz einen der grössten holzverarbeitenden Betriebe, stellte der Verband Waldwirtschaft Schweiz fest. Das stelle sowohl die Waldwirtschaft als auch die Sägereibetriebe vor Probleme. Sie müssten nun alternative Absatzmöglichkeiten in der energetischen Verwertung suchen. (awp/mc/ps/32)

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