Bosch will Solarunternehmen Ersol für knapp 1,1 Milliarden Euro übernehmen

Die Stuttgarter haben sich bereits mehr als 50 Prozent an dem im TecDAX notierten Unternehmen gesichert und den ausstehenden Aktionären ein Kaufangebot unterbreitet. Gleichzeitig kündigte Ersol-Chef Claus Beneking seinen Rücktritt in den kommenden Monaten an. Die Börse honorierte den angekündigten Erwerb naturgemäss mit einem Kursfeuerwerk. Am Vormittag kletterte die Aktie um 63,07 Prozent auf 100,86 Euro und liegt nahezu auf dem Preisniveau der Kaufofferte.


Öffentliches Übernahmeangebot
Wie beide Unternehmen am Montag bekanntgaben, übernimmt Bosch 50,45 Prozent an Ersol aus dem Besitz zweier Fonds des Finanzinvestors Ventizz für 101 Euro je Aktie. Der in bar zu zahlende Kaufpreis für diese Anteile beträgt 546,4 Millionen Euro. Allen ausstehenden Ersol-Aktionären will Bosch – vorbehaltlich kartellrechtlicher Genehmigungen – ein öffentliches Übernahmeangebot von ebenfalls 101 Euro je Aktie unterbreiten. Die Offerte liegt nach Bosch-Angaben 63,3 Prozent über dem Schlusskurs von Freitag und 68,3 Prozent über dem Durchschnittskurs der letzten drei Monate. Damit wird Ersol mit knapp 1,1 Milliarden Euro bewertet.


Formales Angebot in wenigen Wochen
Zusätzlich zu den beiden Fonds hätten sich weitere Ersol-Aktionäre, die rund 3,3 Prozent der Aktien halten, zur Angebotsannahme verpflichtet, hiess es von Bosch-Seite. Die offizielle Übernahmeofferte soll nach Aussage eines Konzernsprechers – wie in solchen Fällen üblich – in den kommenden vier bis sechs Wochen folgen. Derzeit befinden sich 49,55 Prozent der Ersol-Anteile in Streubesitz. Die restlichen Aktien halten die Schweizer Grossbank UBS (3,55 Prozent), der belgisch-niederländische Finanzkonzern Fortis (3,03 Prozent) und das Ersol-Management (0,63 Prozent).


Ausbau in Richtung Photovoltaik
Bosch will mit dem Erwerb seine Aktivitäten mit Umwelt-Technologien in Richtung Photovoltaik ausbauen. Im laufenden Geschäftsjahr soll dem Sprecher zufolge der Umsatz mit Systemen zur Nutzung regenerativer Energien ohne die Ersol-Transaktion von 500 auf 750 Millionen steigen. Für das Geschäftsjahr 2010 waren bislang Erlöse von 1,2 Milliarden Euro geplant. Der Konzernumsatz von Bosch betrug im vergangenen Jahr gut 46 Milliarden Euro. Ersol setzte 2007 rund 160 Millionen Euro um und plant für dieses Jahr eine Umsatzverdopplung.


Beneking erwog Rücktritt bereits länger
Der Ersol-Vorstand befürwortet die Transaktion einstimmig und sieht Bosch als «exzellenten Partner für die weitere erfolgreiche Entwicklung». «Das ist eine tolle Sache, und wir stehen alle dahinter», sagte Ersol-Chef Claus Beneking der Wirtschaftsnachrichtenagentur dpa-AFX am Montag. Gleichzeitig kündigte er seinen Rücktritt im Laufe der nächsten Monate an, will die Erfurter aber noch einige Jahre beraten. Dieser Schritt erfolge aus freien Stücken und rein persönlichen Gründen, betonte er. «Ich habe mich bereits länger mit dem Gedanken getragen. Es ist eine glückliche Fügung, dass meine persönlichen Pläne mit der aktuellen Entwicklung um das Unternehmen zusammenpassen.»


Positives Echo vom Markt
Marktteilnehmer äusserten sich in ersten Reaktionen durchweg positiv zu den Nachrichten. «Jetzt kommt wieder richtig Fantasie in den Sektor», sagte ein Händler. Auch Analysten reagierten mit Zustimmung auf die Übernahme und passten ihre Kursziele zum Teil der Übernahmeofferte von 101 Euro an. So bestätigten die Experten der UniCredit die Einschätzung «Buy» und hoben das Kursziel von 76,50 auf 101,00 Euro an.


Beginn der Branchenkonsolidierung?
Die Commerzbank stufte die Aktien von «Reduce» auf «Hold» hoch und erhöhte das Kursziel von 60 auf ebenfalls 101 Euro. «Wir erwarten nicht, dass das Gebot noch versüsst wird», schrieb Analyst Robert Schramm in einem ersten Kommentar. Der Preis liege deutlich über dem fairen der Wert des Titels und die Anteilseigener sollten es akzeptieren. Equinet-Analyst Sebastian Growe schrieb, die Transaktion markiere den ersten Schritt einer Sektorkonsolidierung. Ersol sei aufgrund seiner Aktionärsstruktur der klarste Übernahmekandidat gewesen. Die Nachricht dürfte auch vor dem Hintergrund der nun doch nicht so stark ausfallenden Subventionskürzungen auch andere Solartitel antreiben, hiess es. (awp/mc/ps)

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