Branchenprimus Pfizer greift im Geschäft mit Generika an

Dazu könne das Unternehmen neue Produkte selbst entwickeln, Lizenzen zukaufen oder Unternehmen erwerben.


Ratiopharm, Actavis und STADA im Fokus
Am Markt wird seit geraumer Zeit bereits spekuliert, dass Pfizer neben Sanofi-Aventis und dem weltgrössten Generikahersteller Teva Pharmaceuticals an den zum Verkauf stehenden Generikaherstellern ratiopharm oder Actavis interessiert sein könnte. Zudem dürfte die Bad Vilbeler STADA AG nach dem jüngsten Kursrutsch deutlich billiger zu haben sein, als noch vor ein paar Jahren. STADA hatte Anfang März für 2008 bei einem leichten Umsatzplus einen Gewinneinbruch von 27 Prozent vermeldet. Seit Sommer 2008 hat die STADA-Aktie rund 75 Prozent ihres Wertes verloren und notierte zuletzt bei Kursen um die 12 Euro. An der Börse brachte es STADA am Donnerstag auf eine Marktkapitalisierung von rund 700 Millionen Euro.


Zukäufe in Indien
Branchenprimus Pfizer hat seinen Strategieschwenk mit konkreten Massnahmen untermauert und kürzlich mehrere Produktlizenzen vom indischen Generikahersteller Aurobindo gekauft. Doch dies dürfte kaum ausreichen, um das Ende des Jahrzehnts auf Pfizer zukommende «Patent Cliff» mit dem Patentverlust für den lukrativen Blutfettsenker Lipitor auszugleichen: Das weltweit meistverkaufte Medikament spülte dem Hersteller der Potenzpille Viagra 2008 einen Umsatz von 12,4 Milliarden Dollar in die Kasse.


Neue Sparte steuert 20 Prozent zum Konzernumsatz bei
Der neuen Pfizer-Sparte sind Medikamente mit derzeit rund zehn Milliarden Dollar Jahresumsatz zugeordnet – rund einem Fünftel des Konzernumsatzes von 2008 in Höhe von 48 Milliarden Dollar. Durch die bevorstehende Übernahme des US-Konkurrenten Wyeth dürfte Pfizer seine Generikasparte noch um mehrere Milliarden Dollar Umsatz erweitern. Simmons verweist auf Schätzungen, die für die kommenden fünf Jahre mit einer Verdoppelung des patentfreien Pharmamarktes auf etwa 500 Milliarden Dollar rechnen. Zum globalen Pharmamarkt von etwa 750 Milliarden Dollar steuern patentfreie Arzneien nach Schätzung Pfizers derzeit rund 270 Milliarden Dollar bei.


Pharmakonzerne steigen vermehrt ins Generikageschäft ein
Bisher spielten patentfreie Medikamente für Pfizer wie auch für die meisten anderen forschenden Arzneimittelhersteller eine eher untergeordnete Rolle. Von 2009 bis 2012 verlieren jedoch nach Schätzungen des Branchendienstes IMS Health weltweit Medikamente mit einem Umsatzvolumen von knapp mehr als 100 Milliarden US-Dollar ihren Patentschutz. Die Pharmakonzerne versuchen mit Kostensenkungsprogrammen, teilweise auch Strategiewechseln und Zukäufen das weitere Wachstum zu sichern: Pharma schluckt Biotech, Biotech kauft Biotech, Pharma bietet für Generika und Generika schluckt Generika: In den vergangenen Monaten hagelte es fast wöchentlich Übernahmeofferten. Alleine bis November 2008 stieg das Volumen von Fusionen und Übernahmen (M&A) in der Pharma- und Biotechbranche nach einer Studie der WestLB auf einen Rekordwert von 140 Milliarden Dollar.


Marktkonsolidierung durch Novartis eingeläutet
Auch der Schweizer Pharmakonzern Novartis verfolgt mit seiner Generikatochter Sandoz seit längerem eine Expansion in dem Bereich. Novartis war es auch der die Konsolidierung auf dem Generikamarkt 2005 mit der Übernahme der deutschen Hexal zusammen mit Eon Labs eingeläutet hat. Der japanische Pharmakonzern Daiichi Sankyo hat sich 2008 für bis zu 4,6 Milliarden Dollar die Mehrheit an der indischen Ranbaxy gesichert. Sanofi-Aventis übernahm die Mehrheit an der tschechischen Zentiva. Der seit Dezember amtierende Sanofi-Aventis-Chef Chris Viehbacher will nicht nur das Geschäft in den Schwellenländern, sondern auch den Generika-Bereich mit weiteren Zukäufen stärken. Pharmakonzerne wie Roche erteilten dagegen dem Einstieg in den Generikamarkt mehrfach eine Absage und die deutsche Merck KGaA hat ihr Generikageschäft noch rechtzeitig vor der Finanzkrise für die stolze Summe von 4,9 Milliarden Euro an den amerikanischen Wettbewerber Mylan verkauft. (awp/mc/ps/15)

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