Bruno Richle, CEO Crealogix: «Verschuldung ist überhaupt kein Thema»


Während viele Informatik Firmen um das Überleben kämpfen, ist die Crealogix auf Expansionskurs. Im Moneycab Interview nimmt Bruno Richle Stellung zu den weiteren Ausbauplänen, der Strategie von Crealogix und seiner Erfahrung mit Mitarbeiteroptionen.

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Richle, während andere Firmen in der Informationstechnologie um das Überleben kämpfen, sind Sie auf Einkaufstour. Gerade haben Sie Ihre Beteiligung an der Circon Circle Consulting AG von 35% auf 70% erhöht und die hmi Informatik AG übernommen. Liessen sich die Übernahmen aus der gefüllten Kasse berappen, oder haben Sie sich verschulden müssen?

Bruno Richle: Beide Akquisitionen bezahlen wir aus unseren Cashreserven. Eine Verschuldung von Crealogix ist überhaupt kein Thema. Unsere Reserven reichen noch für einige weitere Transaktionen dieser Grössenordnung aus.


In beiden Fällen der Übernahme bleiben die Gesellschaften als eigenständige Aktiengesellschaften erhalten und das Management soll nicht ausgewechselt werden. Gibt es hier nicht Potential für mehr Synergien durch eine Integration der beiden Firmen in die Crealogix?

Es handelt sich um zwei ganz unterschiedliche Unternehmen mit einem klaren Marktfokus, welchen wir nicht verwässern wollen. Die Leistungspaletten von Circon wie auch von hmi sind durchwegs komplementär zu jener der Crealogix. Die aktive Nutzung der Synergien wird jedoch bewusst gefördert, nicht zuletzt auch durch die Ausgestaltung des Kaufpreismodells.


Zu den eigenen Produkten und Dienstleistungen in den Bereichen e-Learning und Internetlösungen kommen jetzt Bankenlösungen (hmi) und ERP-Standard- und Branchenlösungen mit AXAPTA (Circon) dazu. Was ist die Strategie hinter diesen Übernahmen?

Crealogix kommuniziert seit längerem ihre Wachstumsstrategie in Richtung „Software-Powerhouse“ der Schweiz. Innerhalb dieser Strategie wollen wir uns mit einem optimalen Leistungs-, Produkte- und Branchenmix nachhaltig entlang der gesamten IT-Prozesskette positionieren und weiter wachsen.
Heute sind wir in folgenden Bereichen tätig:
Business Solutions (Internet- und Intranet Anwendungen)Technologie Solutions (Entwicklung individueller Softwarelösungen) E-Learning und BildungsmanagementMobile BusinessERP-Lösungen


Intern sind Sie im letzten Jahr nicht gewachsen. Werden Sie auch zukünftiges Wachstum über Akquisitionen bewerkstelligen und wie soll dieses Wachstum aussehen?

Crealogix ist genau wie alle anderen IT Unternehmen den harten und rezessiven Markteinflüssen ausgesetzt. Wachstum war deshalb in den letzten 3 Jahren nur über Akquisitionen möglich. Sobald ein echtes und nachhaltiges Marktwachstum erkennbar wird, werden wir auch wieder auf organisches Wachstum setzen. Heute sind wir bereits wieder aktiv auf der Suche nach zusätzlichen, guten Software-Ingenieuren.


Zu den eigenen vier Geschäftsstellen kommen jetzt acht weitere in der Schweiz, Deutschland, Tschechien und Österreich dazu. Das heisst 12 Geschäftsstellen für knapp 250 Mitarbeiter. Wird da nicht der Kommunikations- und Koordinationsbedarf übermässig gross?

Dadurch, dass die neuen Gruppenmitglieder in nächster Zeit als eigenständige Unternehmen weitergeführt werden, halten sich die Kommunikations- und Koordinationsaufwände auf einem vertretbaren Mass. Natürlich ist es eine permanete Aufgabe des Managements- wenn immer möglich und für die Kunden ohne Nachteile realisierbar – Strukturvereinfachungen anzustreben. Bei der Crealogix AG fokussieren wir zum Beispiel unsere Tätigkeiten in den Bereichen Business Solutions und Technologie Solutions ab Ende August an einem Standort in Bubikon. Auch innerhalb der Circon Gruppe werden solche Gedanken diskutiert.
Zudem besitzen einige Geschäftsstellen spezifisches Know-how und Kompetenzen, die nicht für jedes Projekt einen gruppenweiten Koordinations- respektive Kommunikationsaufwand erfordern.


Durch die Übernahmen wachsen sie von 100 auf knapp 250 Mitarbeiter. Eine wichtige Erfolgskomponente für die meisten Firmen ist eine eigene Firmenkultur. Was macht die Kultur der Crealogix aus und wie wollen Sie diese auch in der schnellen Wachstumsphase bewahren?

Crealogix hatte nie den Anspruch auf eine uniformierte Kultur erhoben. Selbst innerhalb der Crealogix sind marktbereichsabhängig Kulturunterschiede erkennbar. Das ist meiner Meinung nach sogar eine echte Bereicherung. Unser grundsätzlich hoher Anspruch an die Geschäftsethik prägt unsere Kultur im Umgang mit unseren Mitarbeitenden, unseren Kunden und den Partnerfirmen. Damit diese auch mitgetragen wird, muss sie zwingend vom Topmanagement im täglichen Umgang vorgelebt werden.
Da wir bei den Akquisitionen neuer Firmen die Business Due Diligence selber durchführen, lernen wir das zukünftige Management und deren kulturelle Werte sehr schnell und genau kennen.
Auf diese Weise lässt sich das, was wir unter Crealogix-Kultur verstehen auch weiterhin bewahren respektive aktiv bereichern.


Auch Sie haben in den letzten Jahren Mitarbeiter-Optionen ausgegeben. Die Ausübungspreise sind teilweise auf momentan unrealistischer Höhe. Was sind Ihre Erfahrungen mit Optionen für Mitarbeiter: Anreiz oder Ablenkung?

Sicherlich haben die Optionspläne nicht mehr die gleiche Wirkung wie vor vier Jahren. Einerseits aus Gründen der neuen Tax-Regulationen andererseits auch aufgrund der anhaltenden Seitwärtsbewegungen an den Aktienmärkten.
Die Crealogix Optionen wurden unseren Mitarbeitenden jedoch immer „on the top“ und nicht als Salärbestandteil ausgegeben. Das führte zu auch einer lockeren Haltung unserer Mitarbeitenden gegenüber diesen Optionen. Zudem sieht der Optionsplan vor, jährlich neue Zuteilungen zu aktuellen Marktpreisen abzugeben, was auch dazu führte, dass einige Optionen heute im Geld sind.


Was sind für Sie die wesentlichen Gründe für den bisherigen Erfolg von Crealogix?

Unsere hohe Flexibilität, rasch und konsequent auf Marktveränderungen zu reagieren und trotzdem die Vision vom Schweizer Software-Powerhouse nicht aus den Augen zu verlieren.


Sie haben zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?

Die Schweiz gewinnt in vier Jahren die Europameisterschaft im Fussball.
Die Crealogix Gruppe ist auch in zwanzig Jahren noch ein innovatives und führendes Schweizer IT-Unternehmen, welches gut ausgebildeten Topleuten in der Schweiz und im Ausland einen sicheren Arbeitsplatz bieten kann.

 Lesen Sie dazu auchif (checkBrowserClipping()) //display the clipping client side check{document.write(»);document.write(«allClippings[allClippings.length] = new Clipping(«/de/home/business/agenturmeldungen0/woche12/040701_eco_crealogix_pag»,»Crealogix übernimmt die Mehrheit an Circon «);»);} //ifelse{document.write(«»);} //elseCrealogix übernimmt die Mehrheit an Circon (10:14)
Lebenslauf 
Bruno Richle, CEO Crealogix
 
Bruno Richle ist Chairman & CEO.

Studium der Elektrotechnik (dipl. El. Ing HTL) mit Vertiefung in Informatik und Nachrichtentechnik an der Hochschule Rapperswil (HSR).

1985 bis 1989 Leiter der Abteilung Electronic Engineering bei der Oerlikon Aerospace in Montreal (Canada)

1990 bis 1996 Mitglied der Geschäftsleitung und Technischer Direktor bei der Teleinform AG in Bubikon, verantwortlich für den Aufbau des Consultings.

1996 Gründungsmitglied der CREALOGIX AG.

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