Bundesrat Couchepin: Die Schweiz als «Gesundheitsland» etablieren

Der Gesundheitsminister liess am Dienstag Stephan Sigrist vom Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) eine Studie «Zukunftsperspektiven des Gesundheitsmarkts» präsentieren, die er in Auftrag gegeben hatte. Der Untertitel «Kostenfaktor und Wachstumschance» fasst deren Inhalt zusammen.


Ausgaben für Gesundheit erbringen auch Nutzen
Die Ausgaben für Gesundheit von 51,7 Mrd CHF oder 11,6% des Bruttoinlandprodukts dürfen laut der Studie nicht nur als Kosten betrachtet werden, da sie gleichzeitig einen hohen Nutzen erbringen. Sie trügen kräftig zum Wachstum der Volkswirtschaft bei. Nahezu jeder Zehnte sei im Gesundheitswesen tätig.


Gesundheitsmarkt wächst
Der Gesundheitsmarkt mit Fokus auf die Heilung von Krankheiten wachse weiter und habe das Potenzial, einer der zentralen Innovations- und Wachstumsmotoren für die Schweiz zu sein. Gleichzeitig entstehe ein neuer Markt für Gesundheit und Prävention. Ein Wandel von der behandelnden zur vorbeugenden Medizin sei festzustellen.


Wachsendes Angebot für Gesunde
Ein wachsendes Angebot richte sich nicht an die Kranken, sondern an die Gesunden. Davon profitierten immer neue Industrien. Ihre Produkte seien besonders gesunde Nahrungsmittel (Functional-Food), Fitness-, Sport- und Wellness-Angebote sowie Lifestyle-Medikamente. Dazu kämen der wachsende Gesundheits- und Medizinaltourismus, Schönheitschirurgie und die Medizinaltechnologie.


Hervorragende Ausgangslage der Schweiz
Im Krankheits- und im Gesundheitsmarkt habe die Schweiz eine hervorragende Ausgangslage, sich in Zukunft international als «Gesundheitsland» zu positionieren. Der «Gesundheitsboom» werde zu einem wichtigen Treiber für Wachstum und Innovation in der Wirtschaft, wie es die Internet-Branche Ende der Neunzigerjahre gewesen sei.


Solidarität zwischen Gesunden und Kranken nimmt ab
Doch öffne sich im Gesundheitsverhalten der Schweizerinnen und Schweizer eine Schere, stellt die Studie fest. Neben der Zahl der Gesunden wachse auch die Zahl der Kranken. Es bestehe die Gefahr, dass Krankheit als Resultat individuellen Fehlverhaltens interpretiert werde. Die Solidarität zwischen Gesunden und Kranken nehme ab.


Risiko einer «Zwei-Klassen-Medizin»
Das Angebotsspektrum der Gesundheitsmärkte differenziere sich zusehends in ein Standard- und ein Premium-Segment, sagt die Studie voraus. Diese Polarisierung berge das Risiko einer «Zwei-Klassen- Medizin», in der sich Finanzschwächere keine hoch stehende Grundversorgung mehr leisten könnten.


Durch Standardisierung höchste Qualität möglich
Anderseits zeigten Beispiele aus anderen Branchen wie Luftfahrt und Nahrung, dass durch Standardisierung höchste Qualität – allerdings ohne Luxus – auch zu günstigen Preisen möglich sei. Generell dürfte sich nicht ein Zwei-Klassen-, sondern ein individualisiertes Mehr-Klassen-System entwickeln.


Wandel im Gesundheitswesen fordert Politik heraus
Der Wandel im Gesundheitswesen fordere auch die Politik heraus, schliesst die Studie. Es gehe nicht mehr nur einfach um die Verbesserung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung. Nötig sei ein ganzheitlicher Denkansatz, der für Kosten- und Qualitätstransparenz sorge und auch ethische Fragen beantworte. (awp/mc/ar)

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