Carl Roesch und die Jungen

Das Kunstmuseum des Kantons Thurgau zeigt im Ortsmuseum Oberes Amtshaus Diessenhofen die Schaffhauser Kunstszene der Sechziger Jahre in Fotografien von Bruno und Eric Bührer:


Die Schaffhauser Künstler Rudolf Frauenfelder, Albert Schachenmann, Harry Buser, Ferdinand Tissi und Josef Gnädinger bringen nach dem 2.Weltkrieg Schwung ins Kulturleben der Stadt am Rhein. Sie verkehren ab 1950 auch regelmässig im Atelier von Carl Roesch, der damals schon um die siebzig Jahre alt zu den erfolgreichsten Künstlern der Schweiz gehört.


Der Austausch der Lichtreflexe
Zwischen den jungen, experimentierfreudigen Künstlern und dem erfahrenen Maler entwickelt sich ein lebendiger Austausch, der für beide Seiten ein Geben und Nehmen ist. Carl Roesch gibt den Jungen Ratschläge, lässt sie in seiner Mosaikwerkstatt arbeiten und verzichtet gar zu ihren Gunsten auf Wettbewerbsteilnahmen. An den Treffen im «Süssen Winkel», wo sich die lose Gruppierung bei Albert Schachenmann regelmässig zum Aktzeichnen trifft, wird Roesch jeweils spannungsvoll erwartet. Eine gewisse Ehrfurcht vor dem grossen Maler sei immer da gewesen, meint Harry Buser heute im Rückblick.


Süsse Erinnerungen
Aber auch Carl Roesch lässt sich von den Treffen und dem Austausch inspirieren. In seinem Tagebuch blickt er auf ein solches Treffen zurück: «Abends nach Schaffhausen, nach den Geschäften mit den Jungen im Café gesessen, deren Gegenwart und gegenseitige Aussprache mir ausserordentlich gut tun.» Oder: «Schachenmann kommt und kritisiert. Bin froh darüber, man wird zusehends blinder an der Arbeit. Einige Änderungen, die ich einsehe, werden gut tun». Und auch das Vergnügen kommt nicht zu kurz: «Schachenmann bringt ein Auto voll junger Kollegen. Wir hängen Lampions in die Äste und feiern einen Malerabend».


Zur Malerei stösst die Fotografie
In den sechziger Jahren stossen mit den Fotografen Bruno + Eric Bührer, dem Redaktor Heinz Dutli und Gérard Seiterle weitere initiative Junge zur Szene. Die Galerie Schleuse – später umbenannt zur Galerie Stadthausgasse – wird gegründet, in Stein am Rhein die Galerie Rehbock eröffnet. Carl Roesch unterstützt die Aktivitäten der Jungen auf verschiedene Weise.


Besonders eng gestaltet sich das Verhältnis von Margrit und Carl Roesch zu den Fotografen Bruno + Eric Bührer. Immer wieder besuchen sie zusammen Ausstellungen in der ganzen Schweiz und treffen sich regelmässig zu einem gegenseitigen Austausch. Dabei entstehen Hunderte von Aufnahmen, die ebenso Einblick in das Privatleben wie die Arbeit der Roeschs geben. Gleichzeitig fotografieren Bruno + Eric Bührer immer wieder auch in den Ateliers von Rudolf Frauenfelder, Albert Schachenmann, Harry Buser, Ferdinand Tissi und Josef Gnädinger.


Aus ihrem grossen Archiv geplaudert


Für die Ausstellung «Carl Roesch und die Jungen» haben die Fotografen aus ihrem riesigen Archiv zusammen mit der Ausstellungskuratorin Eva Ermatinger rund 60 Fotografien ausgesucht. Gezeigt werden Carl und Margrit Roesch zuhause, an der Arbeit im Atelier oder an öffentlichen Anlässen, aber auch die Schaffhauser Künstler in ihren Ateliers oder aber beim geselligen Zusammensein mit ihrem Mentor Carl Roesch. Ergänzt werden die Fotografien durch einzelne Originalwerke der Künst-ler, so dass die Ausstellung insgesamt einen lebendigen Einblick in die Schaffhauser Kunstszene der sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts liefert.

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