CH-Pensionskassen: «Swiss Institutional Survey» empfiehlt finanzielle Anreize

Das für die Schweiz so typische Milizsystem in der 2. Säule sei effizient, sagte Graziano Lusenti vom Beratungsunternehmen Lusenti Partners, das den «Survey» mit der Credit Suisse durchführt. Die Situation erfordere keine neuen Gesetzesbestimmungen: «Schwächen könnten im Rahmen eines marktwirtschaftlichen Systems verbessert werden.»


164 teilnehmende Pensionskassen
In der Umfrage mit 164 teilnehmenden Pensionskassen gab lediglich ein Drittel an, die Mitglieder des eigenen Stiftungsrats oder der Anlagekommission finanziell zu entschädigen. Dabei sind es vor allem die öffentlich-rechtlichen Pensionskassen und die Sammelstiftungen, die den Organmitgliedern Honorare zugestehen.


«Geringe Entschädigung für eine grosse Verantwortung»
Aber auch wenn die Vorsorgeeinrichtungen ihre Organen Bezahlung bieten, sind die Ansätze sehr tief angesetzt, wie der «Survey» festhält: Durchschnittlich liegt die Vergütung eines Stiftungsrats nur gerade bei 3400 bis 4400 CHF jährlich. «Das ist eine geringe Entschädigung für eine grosse Verantwortung», meint Lusenti. Heute würden einige Vertreter aus Wirtschaft und Politik bemängeln, dass die zweite Säule oft nicht professionell geführt würde: «Ein Schritt dorthin wäre eine bessere Honorierung des Einsatzes.» Wird ein Honorar ausgeschüttet, ist dieses zudem nur in den wenigsten Fällen vom erzielten Ergebnis abhängig: Von den befragten Pensionskassen gaben nur deren 13 an, finanzielle Anreizsysteme eingeführt zu haben. In vielen Einrichtungen hätte ein solches System durchaus seine Berichtigung, meint die Studie. Wie solche Anreize ausgestaltet werden sollten, darüber blieb Lusenti vor den Medien allerdings wenig konkret. Als Kriterien solcher «Boni» müsse nicht nur die Performance der Anlagen dienen: Die Entschädigung für Stiftungsräte oder Anlagekommission könnte auch von den Kosten oder der Transparenz der Institution abhängig sein.


«Outsourcing-Industrie»
Das Schweizer Pensionskassensystem sei eigentlich eine «Outsourcing-Industrie», sagte Stefan Meili von der Credit Suisse. Nur knapp ein Drittel der Vorsorgeeinrichtungen haben ein internes Portfoliomanagement – und auch dieses kümmere sich oft nur um einen Teil der Anlagen, wie etwa um die «Aktien Schweiz».


Der Stiftungsrat – der sich im Schweizer Durchschnitt aus etwa acht Leuten zusammensetzt – trifft sich laut Statistik meist etwa vier Mal pro Jahr. Für Meili ist das angesichts der schnelllebigen Finanzwelt nicht gerade oft: «Die Schweizer Pensionskassen pflegen eine Kultur der Langsamkeit.»


Bei kleinen und mittleren Pensionskassen sehen die Studienverfasser ausserdem eine verminderte Autonomie. So werde das Engagement für die Vertreter von Arbeitgebern und Arbeitnehmern als Teil der Berufstätigkeit aufgefasst. Der Arbeitgeber sei sehr präsent und ernenne oft auch die Geschäftsführung. (awp/mc/gh)

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