CH-Schluss: Ausverkauf geht weiter – Gegen Ende etwas freundlicher

Vor allem die Aktien der Grossbank UBS und des Versicherers Swiss Re wurden erneut stark verkauft.


Gegen Schluss der Sitzung verbesserte sich – ausgehend von der Wall Street – die Stimmung an den internationalen Aktien allerdings etwas, und auch die Schweizer Indices konnten ihre Verluste von phasenweise deutlich über 3% etwas abbauen. Die Hoffnung habe sich ganz auf eine Zinssenkung durch die US-Notenbank heute Abend gerichtet, hiess es bei Marktteilnehmern. Zudem habe auch AIG die anfänglichen Abgaben von über 70% halbiert, da eine gewisse Hoffnung auf Rettung bestehe, hiess es. Laut Händlern laufen derzeit Gespräche zur AIG-Rettung.


Das Blue-Chips-Barometer SMI verlor zum Schluss aber doch wieder 206,18 Punkte oder 2,97% auf den Stand von 6’732,93 Punkte, das Tagestief kurz nach 15 Uhr war bei 6’659 Punkten. Das bisherige Intraday-Jahrestief des SMI lag im Juli mit 6’423 Punkten allerdings noch einiges tiefer. Der 30 Unternehmen umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste am Dienstag 2,89% auf 1000,99 Punkte ein, der breite Gesamtmarkt (SPI) 2,59% auf 5’676,18 Punkte.


Dass die letzten zwei Tage mit massiv sinkenden Aktienkursen nun der lange erwartete Sell Off gewesen sind, der als reinigendes Gewitter das Feld für eine bessere Stimmung ebnen könnte, glauben die wenigsten Marktbeobachter. Zu unsicher und undurchschaubar sei die Situation bei vielen Finanzunternehmen, als dass schon wieder Käufer im grösseren Stil aufs Feld zurückkommen dürften, heisst es.


Nach dem gestrigen Verlust von fast 15% büssten die UBS-Titel heute wieder 17,2% auf 16,64 CHF ein, zwischendurch fiel der Kurs gar bis 15,18 CHF. Mit den Problemen des grössten US-Versicherers AIG und der Herunterstufung von dessen Kreditwürdigkeit durch drei grosse Rating-Agenturen habe der Druck auf die Finanzwerte weiter zugenommen, sagten Händler am Morgen. Laut Marktkreisen haben auch Befürchtungen, dass die UBS vom Lehman-Konkurs stark betroffen sein könnte, für weitere Abgaben gesorgt. Die UBS versuchte zwar mit einem Statement am Nachmittag, dass die Kosten daraus nicht über 300 Mio USD betragen dürften, die Märkte zu beruhigen, doch gelang ihr das nur sehr beschränkt.


Nicht für bessere Stimmung bei den Finanzwerten sorgten die Zahlen der US-Investmentbank Goldman Sachs, obwohl die Bank einen Quartalsgewinn melden konnte. Neben UBS büssten Swiss Re (-13,0% auf 54,05 CHF) aufgrund der AIG-Probleme am deutlichsten ein, aber auch Swiss Life (-6,7%), Bâloise (-4,7%) oder CS Group (-4,7%) gehörten zu den grössten Verlierern.


Neben den vielen Verlierern gab es aber auch einige Gewinner. So legten die Aktien des Spezialchemiekonzerns Clariant 3,3% auf 11,19 CHF zu, wobei hier vor allem Übernahmespekulationen dafür gesorgt haben dürften. Gestern hatte der deutsche Chemiekonzern BASF für Ciba (-1,4% auf 48,00 CHF) ein Übernahmeangebot gemacht. Ob dieses allerdings erfolgreich sein wird, muss sich noch zeigen, hat sich doch heute der grösste Ciba-Aktionär, die spanische Bestinver-Gruppe, gegen das Angebot ausgesprochen, weil es mit 50 CHF pro Aktie zu tief sei.


Holcim positionierten sich (+3,2% auf 87,00 CHF) ebenfalls unter den grössten Gewinnen. Im Handel war von Marktgerüchten über ein Zusammengehen des Zementherstellers mit dem französischen Konkurrenten Lafarge berichtet. Adecco (+1,3% auf 49,92 CHF) profitierten von der heutigen Mitteilung, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Offerte für den britischen Konkurrenten Michael Page abgegeben werden soll. Man wolle finanziell diszipliniert bleiben, begründete Adecco den Entscheid. Am Markt hiess es, dass Management beweise nun, dass es ihm mit der Kostendisziplin ernst ist. Leicht im Plus schlossen auch noch Givaudan, Swatch, Lonza, Geberit und Nobel.


Unter den grossen defensiven Werte schlossen Nestlé (-0,9%) und Novartis (-0,5%) überdurchschnittlich, Roche (-3,1%) unterdurchschnittlich ab.


Im breiten Markt profitierten Arpida von Übernahmespekulationen (Pfizer) und legten 21% zu. Grosse Verluste gab es dagegen u.a. für Starrag (-11,7%), Temenos (-7,6%) oder AMS (-6,9%). (awp/mc/pg/34)

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