CH-Schluss: Deutliche Avancen – Banken fungieren als Zugspferde

Der Einstieg eines arabischen Fonds bei der in Bedrängnis geratenen Citigroup habe die Lage etwas beruhigt, meinte ein Händler. Noch am Vortag hatten schlechte Nachrichten aus dem Bankensektor und Spekulationen über weitere Abschreibungen im Zusammenhang mit der Subprime-Krise die Finanzwerte in die Tiefe gerissen.


Die positive Performance der Wall Street hat dem hiesigen Markt im späten Handel zusätzlich Auftrieb verliehen. Selbst die deutlich schwächer als erwartet ausgefallenen Daten zum amerikanischen Verbrauchervertrauen im November konnten der freundlichen Tendenz der Märkte kaum etwas anhaben.


Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,84% oder 69,94 Einheiten höher auf 8’431,10 Punkten. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte um 0,33% auf 1’259,75 Zähler zu, der breite SPI um 0,57% auf 6’826,90 Punkte.


Die Banken profitierten vom sich entspannenden Branchensentiment und erholten sich von den grösseren Vortagesverlusten. UBS schlossen mit plus 3,1% auf 51,15 CHF an der Tabellenspitze, CS avancierten um 1,2% auf 63,40 CHF. Julius Bär (+0,2% auf 87,80 ) gingen mit etwas moderateren Gewinnen aus dem Handel. Der Einstieg der arabischen Investorengruppe Abu Dhabi Investment Authority bei der Citigroup habe die Hoffnung geschürt, dass das Vertrauen in die Branche zurückkehre. Ob die Hoffnung berechtigt sei, lässt sich Händlerangaben zufolge noch nicht beurteilen.


Die deutliche Kurserholung bei UBS wurde zudem mit Spekulationen in Verbindung gebracht. Es seien erneut Stimmen laut geworden, dass auch die UBS mit einer ähnlichen Finanzspritze wie die Citigroup rechnen dürfe. Vor allem chinesische Investoren würden in diesem Zusammenhang immer wieder genannt.


Unterstützung erhielt der SMI am Dienstag auch von den defensiven Werten. Novartis (+1,8 auf 62,70 CHF) notierte beinahe zuoberst an der Tabellenspitze, Roche (+1,2% auf 212,00 CHF) leicht darunter. Deutliche Gewinne gab es auch für die defensiven Swisscom (+1,0% auf 418,00 CHF). Schwergewicht Nestlé verteuerten sich um 0,8% auf 540,00 CHF.


Unter den Assekuranzwerten avancierten Swiss Life (+1,1% auf 300,50 CHF), ZFS (+0,8% auf 313,25 CHF) und Baloise (+0,3% auf 106,30 CHF). Swiss Re gaben dagegen um 0,9% auf 79,95 CHF nach. Der Titel kämpfe nach wie vor mit der psychologisch wichtigen Marke von 80 CHF, hiess es. Sollte diese nachhaltig unterschritten werden, drohe, dass die Investoren die Geduld verlieren und aussteigen.


Die Sorge um die realwirtschaftlichen Auswirkungen der Kreditkrise hinterliess am Berichtstag ihre Spuren vor allem bei den konjunkturabhängigen Titeln. ABB (-2,4% auf 29,74 CHF) wurden am Deutlichsten verkauft; neben seinem zyklischen Charakter dürfte dem Titel eine Kurszielsenkung durch Goldman Sachs zu schaffen gemacht haben. Daneben sanken auch die Luxusgüterartikel: Swatch gaben um -2,0% auf 296,25 CHF nach, Richemont um -1,3% auf 72,70 CHF. Adecco (-1,0% auf 60,70 CHF) und Holcim (-0,3% auf 114,30 CHF) büssten ebenfalls an Terrain ein.


Auch im SLI standen die konjunkturabhängigen Titel am Stärksten unter Druck. OC Oerlikon büssten 6,1% auf 476,00 CHF ein, Kühne + Nagel verloren 3,4% auf 106,90 CHF und Geberit 3,0% auf 144,10 CHF.


Actelion fielen um 1,5% auf 46,80 CHF zurück – die Citigroup hat die Abdeckung der Titel mit ‹Sell› aufgenommen. Nach Ansicht der Analysten werden Konkurrenzprodukte zu Actelions Hauptprodukt Tracleer abschwächen.


Im breiten Markt wurden Feintool nach Jahreszahlen um 2,9% auf 335 CHF zurückgestuft. Die Resultate des Komponentenherstellers fielen wegen höherer Steuern deutlich unter den Erwartungen aus und auch die Dividendenkürzung wurde von den Investoren mit wenig Begeisterung aufgenommen.


Dagegen hatten die Vermögensverwalter Sarasin (-1,5%) und Vontobel (+0,3%) das Interesse der Anleger geweckt. Die Basler Sarasin hat offenbar ein gewisses Interesse an einer Verbindung mit der Zürcher Vontobel. Allerdings sei das Thema im Moment noch nicht spruchreif, sagte Sarasin-Chef Joachim Strähle in einem Zeitungsinterview. (awp/mc/pg)

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