CH-Schluss: Sehr schwach – Deutschland verunsichert Markt

Als Hauptbelastungsfaktor wurde das Verbot ungedeckter Leerverkäufe in Deutschland, das am Dienstagabend beschlossen worden war und seit Mitternacht gültig ist, angesehen. Es betrifft Staatsanleihen aus der Euro-Zone sowie Aktien von zehn Unternehmen der deutschen Finanzbranche. Der Alleingang Deutschlands bei dem Thema habe erneute Sorgen um die Stabilität des europäischen Finanzsystems ausgelöst, hiess es am Markt.


Das Blue-Chips-Barometer SMI sank um 1,49% auf 6’374,43 Zähler. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 1,99% auf 972,96 Punkte ein, der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,59% auf 5’623,29.


Die Regulierungsmassnahme der deutschen Finanzaufsicht rückte vor allem die Finanztitel wieder in den Fokus. Die Massnahmen schürten laut Händlern einerseits Angst vor einer Überregulierung des Bankensektors und würden andererseits Fragen in Bezug auf die derzeitige Gesundheit der Branche aufwerfen. Der Markt zog jedenfalls negative Rückschlüsse auf die zukünftige Ertragssituation der Banken, hiess es. CS büssten 2,9% ein, UBS 2,7%, bei den Versicherern Swiss Life und Swiss Re waren es -3,1% bzw. -3,3%.


Wie ein Damoklesschwert hing auch die bevorstehende parlamentarische Diskussion zum UBS-Staatsvertrag über den Titeln der Grossbanken. Staatssekretär Michael Ambühl hat nach seinem zweitägigen Besuch in Washington und nach Gesprächen mit Vertretern des amerikanischen Justizdepartements und der Steuerbehörde IRS gesagt, dass der Schweiz politische, wirtschaftliche und rechtliche Probleme drohten, falls die eidgenössischen Räte den Vertrag mit den USA nicht genehmigen sollten.


Mit die grössten Verluste gingen an einige zyklische Titel wie Clariant (-4,2%) oder Adecco (-4,0%), wobei bei letzteren der Dividendenabgang etwa einen Drittel des Kursverlustes erklärt. Ausländische Momentum-Investoren sollen vermehrt ihre Engagements glattstellen, hiess es dazu. Aber auch bei Richemont (-5,0%) und Swatch (-3,5%) wurden die zum Teil deutlichen Gewinne der vergangenen Woche mitgenommen.


Eigentliche Unternehmensnews von den Blue Chips gab es nur wenige: Roche und sein Entwicklungspartner Biogen stellen die Entwicklung von Ocrelizumab bei Rheumatoider Arthritis (RA) wegen Nebenwirkungen ein. Der Titel hielt sich aber – weil der Entscheid kaum überraschend war – einigermassen gut (-0,6%). Etwas schwächer entwickelten sich Novartis (-0,8%). Im Gerichtsfall wegen Diskriminierung gegen Frauen muss Novartis 250 Mio USD Strafe zahlen. Der Pharmakonzern war in allen drei Anklagepunkten für schuldig befunden worden, Frauen bewusst diskriminiert zu haben.


Unter den stärksten Blue Chips waren Actelion (-0,6%) zu finden. Der CEO des Pharmaunternehmens, Jean-Paul Clozel, bleibt trotz des kürzlichen Rückschlags der Phase-III-Studie für die zusätzliche Anwendung von Tracleer gegen Lungenfibrose zuversichtlich, wie er in einem Interview erklärte. Der resistenteste Werte war Synthes (+0,1%).


Mit zu den grössten Verlierern am breiten Markt gehörten Gategroup (-3,5%). Händler befürchteten, dass das Unternehmen seine Guidance angesichts der neuen, vulkanbedingten Flugausfälle senken muss. Trotz JA zu Sanierungsmassnahmen anlässlich der Generalversammlung am Vortag büssten OC Oerlikon 5,6% ein. Aber auch Groupe Minoteries (-8,3%), Intersport (-7,7%) und Forbo (-5,8%) verloren deutlich. Ein klares Plus gab es bei Affichage (+6,2%). (awp/mc/ps/32)

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