CH-Verlauf: Finanzkrise hat Börse im Griff

Die Investoren harrten nun der definitiven Ausgestaltung des US-Programms. «Ich bin mir aber nicht sicher, ob das den Märkten überhaupt noch stark hilft», so der Marktteilnehmer. Damit werde zwar der Flächenbrand wohl gelöscht, die Schwelbrände gingen aber an diversen Orten weiter, sagte ein Akteur mit Blick auf den Strauss an Neuigkeiten aus dem europäischen Bankensektor.


Auch das bevorstehende Quartalsultimo dürfte nach Einschätzung von Händlern noch zu Positionsbereinigungen führen. «Da werden Risikoposition reduziert und möglichst viel Cash eingebucht, um die Bilanzen solider erscheinen zu lassen», hiess es. Neue Impulse für das Handelsgeschehen im Tagesverlauf ist von den anstehenden Konjunkturdaten zu erwarten und vom Handelsstart an Watt Street zu erwarten. Bis um 12.00 Uhr weitet der SMI seine Abgaben auf 156,10 Punkte oder 2,29% aus und notiert bei 6’659,42 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI sinkt um 2,93% auf 984,53 Punkte und der breite SPI um 2,30% auf 5’578,17 Punkte.


Die Finanzwerte weiten ihre Abgaben aus: Allen voran UBS verlieren 8,8% auf 19,15 CHF. Die Titel leiden wie der Sektor weltweit unter den jüngsten Ereignissen in Europa, hiess es im Handel. Zudem richte sich der Blick auf die ausserordentliche Generalversammlung vom nächsten Donnerstag. Es sei davon auszugehen, dass die Grossbank im Vorfeld der Veranstaltung vorläufige Zahlen zum dritten Quartal veröffentlichen wird. Analysten erwarten weitere Wertberichtigungen auf Risikopositionen. Credit Suisse notieren 4,4% tiefer bei 59,98 CHF und Julius Bär verlieren 5,6% auf 55,55 CHF und erreichten im Tagesverlauf ein neues Jahrestief.


Deutliche Abgaben verbuchen auch die Versicherer ZFS (-1,6% auf 305 CHF), Swiss Re (-2,5% auf 62,65 CHF), Swiss Life (-3,1% auf 166,70 CHF) und Bâloise (-2,7% auf 76,20 CHF). Bâloise startet heute Aktie ihren Aktienrückkauf über maximal 2 Mio Namenaktien bzw. 4% des ausgegebenen Aktienkapitals. Deutliche Abgaben gehen auf das Konto konjunktursensitiver Werte wie Swatch (-2,3% auf 206,20 CHF), Holcim (-3,3% auf 81,15 CHF), ABB (-3,8% auf 21 CHF) und Syngenta (-3,9% auf 242,60 CHF). «Syngenta ist technisch angeschlagen», hiess es im Handel.


Der Personaldienstleister Adecco (Aktie: -3% auf 48,14 CHF) lässt sich von der gescheiterten Übernahme des britischen Konkurrenten Michael Page nicht entmutigen und sondiert weiter Akquisitionsmöglichkeiten. «Andere Mütter haben auch schöne Töchter,» sagt Adecco-CEO Dieter Scheiff der «Financial Times Deutschland». Im SLI leiden Clariant (-6,4% auf 10,52 CHF) unter den jüngsten Nachrichten von AkzoNobel. Der niederländische Chemiekonzern leidet unter der Finanzkrise und der schwachen Konjunkturentwicklung. Das Unternehmen legt in der Folge sein Aktienrückkaufprogramm auf Eis und streicht zwecks Kostenersparnis 3’500 Stellen.


Die defensiven Schwergewichte können sich dem schwachen Markt bis zu einem gewissen Grad entziehen. Nestlé (-0,5% auf 47,10 CHF), Roche (-0,9% auf 174,40 CHF) und Novartis (-1,2% auf 58,80 CHF) verlieren allesamt weniger als der Gesamtmarkt. Im SLI wird eine vom Logistikkonzern Kühne + Nagel angekündigte Ausschüttung einer Sonderdividende ignoriert: Die Aktie verliert 3,6% auf 74,20 CHF. Die Investoren reagierten vielmehr auf die sich immer deutlicher abzeichnende Konjunkturschwäche, hiess es. Petroplus (-5,4% auf 44,14 CHF) leiden unter dem anziehenden Ölpreis.


Im breiten Markt sacken 4M Technologies um 8,3% ab. Das Unternehmen meldete vergangenen Freitagabend für das erste Halbjahr 2008 einen Verlust von 3,9 Mio CHF. Phoenix Mecano (Aktie: +2,4%) kündigte am Morgen ein neues Aktienrückkaufprogramm an, was der Strategie des Unternehmens entspricht, zur Wachstumsfinanzierung nicht benötigte Mittel zurückzuführen. Die Ankündigung ist demnach Analysten zufolge keine Überraschung. Gegen den Trend fester tendieren Pharmaaktien wie Cosmo (+6,7%), Newron (+2,9%) oder Santhera (+1,0%). (awp/mc/ps/21)

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