CH-Verlauf: Ins Minus gedreht – Finanzwerten geht der Schnauf aus

«Die Euphorie von Wall Street konnte nicht herüber gerettet werden», sagten Händler. Zunehmend mache sich auch Skepsis breit, ob der revidierte Geithner-Plan tatsächlich genug sei, um die Märkte in einen selbsttragenden Aufschwung zu führen.


Der SMI steht gegen Mittag 0,26% respektive 12,60 Stellen tiefer auf 4’918,47 Einheiten. In den ersten Handelsminuten hatte das Blue Chip-Barometer deutlich zugelegt und beinahe die Marke von 5’000 Punkten erreicht. Der 30 Titel umfassende und gekappte SLI verliert 0,91% auf 701,10 Punkte, der breitere SPI 0,19% auf 4’132,52 Einheiten.


Die Schweizer Finanzwerte haben mehrheitlich ins Minus gedreht. Angesichts des fehlenden Volumens führten die Verkäufe schnell zu deutlicheren Abgaben, hiess es im Handel. Noch handele es sich um eine reine «Verschnaufpause», der nicht allzu grosse Bedeutung beizumessen sei.


Mit Gewinnen präsentieren sich bei den Finanztiteln einzig noch die Aktien des Lebensversicherers Swiss Life (+1,7% auf 73,50 CHF), die in den ersten Handelsminuten aber auch mehr als 10% zugelegt hatten. Das am Morgen gezeigte Jahresergebnis habe nicht überrascht, positiv werde hingegen die Zusammenarbeit mit der deutschen Talanx beurteilt.


Mit dem Verkauf von MLP-Aktienpaketen sei ein strategisches Problem zumindest teilweise aus der Welt geschafft worden, heisst es in Analystenkreisen. Talanx will mit knapp 10% bei Swiss Life einsteigen. Dazu müssen die Deutschen noch ein Aktienpaket von 4% über die Börse kaufen. Alleine schon dieser Umstand werde die Swiss Life-Titel noch einige Tage stützen.


Deutlich nach unten ist es hingegen mit ZFS (-6,7% auf 177,80 CHF) gegangen. Neben Gewinnmitnahmen nach einigen sehr starken Handelstagen verweisen Marktteilnehmer auf eine negative Studie von J.P. Morgan. Das amerikanische Bankinstitut rechnet in Grossbritannien in den kommenden Wochen mit einem Entscheid der Regierung in Bezug auf Schadenersatzzahlungen an dortige Asbestopfer; dabei drohten ZFS Sonderbelastungen, welche das Bankhaus auf 338 bis 844 Mio GBP schätzt.


Auch die Aktien der Grossbanken UBS (-2,8% auf 12,78 CHF) und CS (-2,1% auf 35,94 CHF) sind in negatives Territorium zurückgefallen. Die CS ist gemäss Geschäftsbericht 2008 «sehr gut» ins laufende Jahr gestartet. Das gegenwärtig unsichere Marktumfeld mache aber Voraussagen für 2009 schwierig, bekräftigt die Grossbank ihre Aussagen von Mitte Februar.


Deutlich schwächer tendieren auch die Titel der Luxusgüterbranche: Richemont fallen 2,2% auf 17,80 CHF und Swatch 2,2% auf 145 CHF. Der Branchennachbar Tiffany hatte gestern für das per Ende Januar abgeschlossene Geschäftsquartal einen Umsatzrückgang von über 20% gemeldet.


Fester zeigen sich hingegen konjunktursensitive Titel wie Adecco (+1,4% auf 34,10 CHF) und Holcim (+2,6% auf 40,82 CHF). In OC Oerlikon (-4% auf 39,06 CHF) üben sich die Anleger vor der Ergebnispublikation am Donnerstag in Zurückhaltung.


Mit der Rückkehr der Risikoaversion in den Aktienhandel hat sogleich wieder die Stunde der defensiven Aktien geschlagen: Die Pharmawerte Novartis (+0,7% auf 43,34 CHF) und Roche (+0,7% auf 148,10 CHF) drehten im Verlauf deutlich nach oben. Auch in Nestlé (Aktie: +1,4% auf 37,42 CHF) bestehet ein deutlicher Käuferüberhang. Analysten haben sich zuletzt positiv zur Aktie geäussert.


Im breiten Markt trat der Industriekonzern Rieter mit einem Verlust von fast 400 Mio CHF ins Rampenlicht. Die Winterthurer waren stark von den Folgen des globalen Wirtschaftsabschwungs betroffen. Die Höhe des Fehlbetrages überrasche aber nicht; er dürfte bereits in den tiefen Kursen eskomptiert sein, hiess es im Handel. Die Rieter-Aktie steht 0,8% tiefer.


Vetropack haussieren nach Zahlen um 11,8%. Der Glasverpackungskonzern übertraf mit seinen Gewinnzahlen – trotz höher Währungsverluste im Zuge der starken Abwertung der ukrainischen Landeswährung – die Erwartungen der Analysten deutlich. Dass das Aktienrückkaufprogramm fortgesetzt werde, sei ein «starkes» Zeichen, hiess es zudem.


Die Titel der Liechtensteinischen Landesbank rücken nach Zahlen um 9,3% vor. Mit weniger nachhaltigem Einfluss blieben die Ergebnispublikationen von Komax (+1,3%) und Newave (+0,8%). (awp/mc/pg/23)

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