Chef der Bank of America geht nach Kritik

Sein Rückzug war erwartet worden, unter Top-Managern der Bank läuft bereits ein Rennen um seine Nachfolge. Die Bank of America hatte sich inmitten der Finanzkrise mit Merrill Lynch verhoben und musste von der US-Regierung mit rund 45 Milliarden Dollar gestützt werden.


Guter Zeitpunkt für Stabsübergabe
Er sehe einen guten Zeitpunkt gekommen, um die Machtübergabe an die nächste Führungs-Generation einzuleiten, wurde Lewis zitiert. Die Bank of America sei inzwischen in der Lage, die Staatshilfen zurückzuzahlen, und die Integration von Merrill Lynch und des Immobilienfinanzierers Countrywide verlaufe planmässig.


Rennen um Nachfolge läuft seit Anfang August
Lewis, der die Bank seit 2001 führte, stand stark unter Druck. Erst hatte vor knapp einem Jahr das finanzielle Debakel bei der Merrill-Lynch-Übernahme seine Position geschwächt. Zudem geriet die Bank im Zusammenhang mit dem Deal auch noch ins Visier der US- Börsenaufsicht SEC und der New Yorker Staatsanwaltschaft. Deshalb gilt spätestens seit einem Umbau des Top-Managements Anfang August das Rennen um Lewis› Nachfolge als eröffnet. Mindestens fünf Spitzenmanager gelten als Kandidaten für den Chefposten. Unter anderem hatte die Bank of America damals die einstige Finanzchefin der Citigroup, Sallie Krawchek (44), an Bord geholt. Bereits zuvor hatte Lewis den Vorsitz im Verwaltungsrat abgeben müssen.


Moynihan, Desoer, Price und Montag als weitere Kandidaten
Zu den Kandidaten für den Chefsessel zählt auch Brian Moynihan, der neue Chef des für die Bank wichtigen Privatkundengeschäfts. Weitere potenzielle Nachfolger sind die Hypotheken-Chefin Barbara Desoer, Finanzchef Joe Price und der Ex-Goldman-Sachs-Banker Tom Montag.


Aktionäre in die Irre geführt?
Die SEC ist der Ansicht, dass die Bank of America ihre Aktionäre über die 5,8 Milliarden Dollar schweren Bonuszahlungen für Manager von Merrill Lynch falsch informiert hat. Ihren Aktionären, die der Übernahme zustimmen mussten, hatte die Bank of America versichert, Merrill dürfe ohne grünes Licht der neuen Mutter keine Boni auszahlen. In Wirklichkeit hatte die Bank of America dies aber der SEC zufolge bereits zuvor dem Merrill- Management zugesagt.


Vergleich abgelehnt
Im Rahmen eines Vergleichs sollten die SEC-Vorwürfe gegen eine Zahlung von 33 Millionen Dollar fallengelassen werden. Vor zwei Wochen wies jedoch der zuständige Richter den Vergleich ab. Auch der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo führt Ermittlungen im Zusammenhang mit der Merrill-Lynch-Übernahme. Lewis hatte den Deal Mitte September 2008 mit Merrill-Lynch-Chef John Thain eingefädelt und damit auch das Ende der Investmentbank Lehman Brothers besiegelt: Die Bank of America war als wahrscheinlichster Lehman-Retter gehandelt worden. Die damals als Coup gefeierte Merrill-Lynch-Übernahme geriet jedoch schnell zum Desaster. Bei der Investmentbank tat sich zum Jahresende unerwartet ein Riesenverlust von mehr als 20 Milliarden Dollar auf, Thain musste gehen.


Inzwischen arbeitet sich die Bank of America – später als viele anderen grossen US-Kreditinstitute – wieder aus dem staatlichen Rettungsschirm heraus. Vor wenigen Tagen verliess sie eine Garantievereinbarung, die die Bank vor Verlusten bei Wertpapieren im Volumen von 118 Milliarden Dollar schützen sollte. Die Garantieleistungen kosten sie allein 425 Millionen Dollar.  (awp/mc/pg/35)

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