Christoph Brand, CEO Sunrise

von Christa Spoerle


Herr Brand, was war Ihre erste Reaktion auf den Entscheid der Weko, den Zusammenschluss mit Orange zu verbieten?


Ich bin über den Entscheid der Wettbewerbskommission überrascht und bedaure ihn. Wir sind überzeugt, dass der Zusammenschluss zum Wohle der Konsumenten gewesen wäre. Das neue Unternehmen wäre bereit gewesen, bedeutende Investitionen in Netzwerkinfrastruktur zu tätigen. Die durch den geplanten Zusammenschluss erzielbaren Synergien hätten es dem neuen Unternehmen erlaubt, attraktivere Preise und innovativere Produkte und Services sowie einen verbesserten Zugang zu einem weltweiten Netzwerk zu bieten. Ohne diesen Zusammenschluss wird die dominante Stellung der Swisscom zementiert.


Wird es einen Rekurs geben?

Es ist zu früh hierzu eine Antwort zu geben. Aufgrund des WEKO Entscheids kann der geplante Zusammenschluss nicht wie vorbereitet erfolgen. France Telekom und TDC, die Eigentümer von Orange und Sunrise, prüfen nun alle möglichen Optionen für die nächsten Schritte. Dies beinhaltet auch das Prüfen möglicher rechtlicher Schritte.


Könnten Sie sich vorstellen, trotzdem die Netze mit Orange zusammen zu legen, also doch im Mobilfunk zusammen zu arbeiten?


Ausschliessen lässt sich dies nicht. Aber es wäre nur eine Option von vielen, die aber deutlich weniger Synergien für die Konsumenten bietet als ein voller Zusammenschluss.


Oder gibt es möglicherweise die Variante, dass ein anderer ausländischer Käufer,  der neu auf den Mark käme, zum Zug kommt?


Wie gesagt, denkbar sind viele Optionen. Wichtig ist für uns jetzt erst einmal eine genaue Analyse des Entscheids.



«Sunrise war und ist hervorragend unterwegs. Im Jahr 2009 haben wir den Turnaround geschafft und wieder die Umsatzgrenze von 2 Mrd. CHF überschritten.» Christoph Brand, CEO Sunrise


Sie haben vor dem Fusionsentscheid gesagt, das business ginge «as usual» weiter, was sind da ihre Hauptziele?


Sunrise war und ist hervorragend unterwegs. Im Jahr 2009 haben wir den Turnaround geschafft und wieder die Umsatzgrenze von 2 Mrd. CHF überschritten. Auch nach der Ankündigung des geplanten Zusammenschlusses im November 2009 haben wir konsequent unsere Strategie weiterverfolgt und Innovationen wie die erste Haushaltsflatrate auf den Markt gebracht.


Planen Sie im laufenden Jahr weitere Neueröffnungen und schaffen neue Stellen?


Wir haben vor zwei Wochen erst unseren 76. Shop eröffnet und planen im laufenden Jahr weitere Shoperöffnungen.


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Wie verliefen die ersten Monate im neuen Geschäftsjahr?


Wir sind gut in das neue Geschäftsjahr gestartet. Unsere neu lancierten flatrate Angebote sind bei unseren Kunden ausserordentlich beliebt.


Zeigt die grössere Ausrichtung auf Geschäftskunden Fortschritte?


Trotz der Marktmacht von Swisscom wächst der Geschäftskundenbereich bei uns seit ein paar Jahren konstant, zum Teil zweistellig. Zu unseren Kunden zählen über hundert nationale und internationale Telekommunikationsunternehmen. Darunter in der Schweiz bekannte Wiederverkäufer wie Lebara, Cablecom und andere. Im KMU-Markt haben wir das grösste Potential.


Ihre Investitionsquote lag in den letzten Jahren bei etwa 40% des Gewinns vor Steuern soll das auch 2010 so bleiben?


Als Telekomdienstleister mit eigener Netzwerkinfrastruktur im Mobil- und Festnetzbereich bleibt der Investitionsbedarf hoch. Hierin liegt langfristig genau die Notwendigkeit von Zusammenschlüssen: das Netz ist das teuerste und man kann nicht langfristig in so einem kleinen Markt, wo der ehemalige Monopolist mehr als 60% Marktanteil hat,  mehrere Netze in der geforderten Schweizer Qualität aufrecht erhalten ? das rechnet sich einfach nicht für die kleinen Anbieter..



«Jegliche Personalentscheide, auch die des CEOs, sind abhängig von unserer Prüfung des Weko Entscheids und der möglichen Optionen.»


Welche ihrer neuen Angebote bezeichnen sie als die erfolgreichsten?


Die neuen flatrate Surf Mobileabos kommen bei unseren Kunden gut an. Auch unsere aktuelle Gratis SMS Aktion trifft genau das Kundenbedürfnis.


Haben Sie denn neue Angebote in der Schublade?


Lassen Sie sich überraschen. Dafür war Sunrise schon immer gut.


Herr Brand, wie sehen ihre persönlichen Perspektiven aus?


Jegliche Personalentscheide, auch die des CEOs, sind abhängig von unserer Prüfung des Weko Entscheids und der möglichen Optionen. Eine Antwort auf diese Frage kann ich zum heutigen Zeitpunkt nicht geben.





Zur Person: 
Christoph Brand, Jahrgang 1969, ist Schweizer und seit November 2006 CEO bei Sunrise. Er schloss sein Studium an der Uni Bern mit dem lic. rer. pol. ab. Er besuchte ein Advanced Management Programme, INSEAD, 2001,  und ein Programm Finance for Executives, INSEAD, 2002. Nach verschiedenen Tätigkeiten bei Ascom und als Project Manager bei Swisscom International  wurde er 1998 zum CEO Bluewin, 2002 zum Executive Vice President, Swisscom Fixnet Wholesale und 2005 zum Chief Strategy Officer der Swisscom Group ernannt.


Zum Unternehmen: 
Sunrise ist die grösste private Telekommunikationsanbieterin der Schweiz mit Unternehmensstandorten in Zürich, Bern, Biel und Renens. Über 2,85 Millionen Kundinnen und Kunden nutzen Dienstleistungen von Sunrise in den Bereichen Mobiltelefonie, Festnetz und Internet Sunrise bedient rund 80 % der Haushalte mit eigenen Breitbanddiensten und betreibt per Ende 2009 schweizweit 74 SunriseCcenters. Sunrise ist eine Marke der Sunrise Communications AG. Das Unternehmen erzielte 2009 einen Umsatz von gut 2 Mrd CHF und einen Gewinn von 213 Mio CHF.

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