Commerzbank, HSH Nordbank und WestLB greifen auf Rettungspaket zu



Die HSH mit Bürgschaften in zweistelliger Milliardenhöhe. Das könnte ein Signal auch für andere Banken sein, unter dem 500 Milliarden Euro umfassenden Rettungsschirm Schutz zu suchen. Bisher hielt sich die Branche trotz massiver Belastungen durch die Finanzkrise eher zurück.


Commerzbank erhält Kapitalspritze von 8,2 Milliarden Euro
Die Commerzbank bekommt aus dem Sonderfonds (SoFFin) der Regierung eine Kapitalspritze von 8,2 Milliarden Euro in Form einer stillen Einlage. Darüber hinaus übernimmt der Staat Garantien für Schuldpapiere in Höhe von 15 Milliarden Euro, wie die Bank am Montag mitteilte. Manager und Aktionäre zahlen für die Hilfe einen hohen Preis: Die Commerzbank muss für 2008 und 2009 die Dividende streichen, in den beiden Jahren gibt es keine Boni für die Vorstände und die Gehälter der Führungsmannschaft werden auf eine halbe Million Euro begrenzt – davon ist in erster Linie Vorstandschef Martin Blessing betroffen.


HSH Nordbank will bis zu 30 Milliarden Staatsbürgschaft
Die HSH Nordbank, Landesbank für Hamburg und Schleswig-Holstein, beantragte Staatsbürgschaften von bis zu 30 Milliarden Euro, wie Vorstandschef Hans Berger nach einer ausserordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates in Kiel mitteilte. Ein Teil der Garantiesumme diene der Unterstützung der Geschäfte, der andere solle als Puffer genutzt werden, um für weitere Turbulenzen auf den Finanzmärkten gerüstet zu sein. Berger betonte, dass es sich bei den Garantien um einen Rahmen handele, der seiner Ansicht nach «mit Sicherheit» nicht voll ausgeschöpft werden müsse.


WestLB nimmt Garantie für Fremdmittel in Anspruch
auf Als dritte deutsche Landesbank – nach der HSH Nordbank und der BayernLB – wird die angeschlagene WestLB das Rettungspaket des Bundes nutzen. Die WestLB wolle die Garantie für Fremdmittel in Anspruch nehmen, teilte die nordrhein-westfälische Landesbank nach einer Aufsichtsratssitzung in Düsseldorf mit. Dabei gehe es um die Absicherung der planmässigen Fremdmittelaufnahmen der Bank für die Jahre 2008 und 2009. Der Aufsichtsrat unterstütze die Absicht des WestLB-Vorstandes, einen entsprechenden Antrag zu stellen, heisst es in einer Mitteilung der Düsseldorfer Bank.


Commerzbank schreibt rote Zahlen
Die Commerzbank wurde im dritten Quartal durch neue Milliardenbelastungen in die roten Zahlen gedrückt. Unter dem Strich fiel ein Verlust von 285 Millionen Euro an nach einem Gewinn von 339 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Allein der Zusammenbruch der US- Investmentbank Lehman Brothers belastete die Commerzbank mit 357 Millionen Euro. Ohne die Lockerung der Bilanzierung, die bereits der Deutschen Bank einiges an Abschreibungen erspart hatte, hätte die Commerzbank noch weitere Belastungen verkraften müssen.


Börse begrüsst Einstieg des Staates
An der Börse kam der Einstieg des Staates entgegen vorheriger Befürchtung gut an. Die Commerzbank-Aktie gehörte mit einem Kursplus von fünf Prozent zu den Gewinnern im DAX . Auch die Bundesregierung begrüsste den «verantwortungsvollen Schritt» der Commerzbank. Auf die Geschäftsstrategie der Bank werde der Staat keinen direkten Einfluss haben, betonte Blessing.


WestLB: sind operativ stabil
Bei der HSH Nordbank sei über eine Kapitalerhöhung und eine direkte Beteiligung des Bundes noch nicht entschieden, hiess es. Die Landesbank verfüge über ein ausreichendes Gesamtkapital von 13,5 Milliarden Euro. Die WestLB verfügt anders als die übrigen Landesbanken bereits seit Ende März über Garantien ihrer Eigentümer in Milliardenhöhe für ausgelagerte Risiken. Die WestLB steht nach eigenen Angaben operativ stabil da. Dennoch wurde eine Stärkung durch die Bundeshilfen mit Blick auf die Zukunft ins Auge gefasst. Eigentümer der WestLB sind das Land Nordrhein-Westfalen sowie Sparkassen- und Kommunalverbände


HSH Nordbank mit Abschreibungen von 1,3 Milliarden
Die HSH Nordbank musste in den ersten neun Monaten nach vorläufigen Zahlen Abschreibungen von 1,3 Milliarden Euro vornehmen. Insgesamt sei ein Verlust von 360 Millionen Euro angefallen. Darin enthalten seien die Auswirkungen der Lehman-Pleite und Belastungen aus dem Engagement bei den verstaatlichten isländischen Banken von rund 250 Millionen Euro.


Bislang zögerliche Reaktion
Bisher hatten deutsche Banken im Gegensatz zu vielen internationalen Konkurrenten in deren Ländern nur zögerlich auf das staatliche Rettungspaket zugegriffen. Als erste Landesbank meldete am 21. Oktober die BayernLB die Nutzung der Hilfen an. Sie braucht 6,4 Milliarden Euro frisches Kapital. Gut eine Woche später nahm als erste Privatbank der schwer angeschlagene Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) das Rettungspaket in Anspruch und beantragte 15 Milliarden Euro.


Merkel: Banken sollen Rettungspaket annehmen – Landesbanken im Fokus
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat an die Banken appelliert, das staatliche Rettungspaket anzunehmen. Die Bundesregierung habe das Paket schnell und entschlossen geschnürt, sagte Merkel am Samstag in einer im Internet veröffentlichten Video- Botschaft. «Jetzt geht es darum, dass unsere Banken und Finanzinstitutionen dieses Paket auch in Anspruch nehmen.» Seit mehreren Tagen gibt es Spekulationen, dass private Grossbanken möglicherweise in einer gemeinsamen Aktion einen Teil der staatlichen Hilfen anfordern wollen. Am Montag beraten die Aufsichtsgremien der Landesbanken HSH Nordbank und WestLB über die möglich Nutzung des Pakets.


Ackermann: Deutsche Bank braucht keine Staatshilfe
Die Deutsche Bank wird nach Angaben ihres Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann auch auf absehbare Zeit keine Hilfe aus dem 500-Milliarden-Euro-Rettungspaket der Bundesregierung annehmen. «Wir werden aus heutiger Sicht nicht mitmachen, weil wir ja stark sind», sagte Ackermann am Sonntag in der ZDF-Sendung «Berlin direkt». Die Regierung hatte den Deutsche Bank-Chef bereits scharf kritisiert, weil er den staatlichen Rettungsfonds, an dem sein Haus selbst mitwirkte, vehement abgelehnt hatte. (awp/mc/ps/08)

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