CS-Umfrage: Arbeitslosigkeit mit Abstand Hauptsorge

Auch dieses Jahr führte die Credit Suisse ihre traditionelle Sorgenbarometer-Umfrage bei der Schweizer Bevölkerung durch. Die repräsentative Befragung durch das GfS-Forschungsinstitut Bern bei über 1000 Stimmberechtigten in allen Landesteilen fand zwischen dem 24. August und 12. September 2009 statt, einem Zeitraum, als sich die Stabilisierung der Wirtschaftslage bereits langsam abzeichnete, wie die CS in einer Mitteilung vom Montag schreibt.


Arbeitslosigkeit bleibt grösstes Problem der Schweiz
Wie in den vergangenen Jahren liegen Arbeitslosigkeit, Altersvorsorge und Gesundheitswesen an der Spitze des Sorgenbarometers. Deutlich angewachsen ist jedoch der Vorsprung der Hauptsorge Arbeitslosigkeit/Jugendarbeitslosigkeit. Diese ist nicht nur sprunghaft angestiegen (+13 Prozentpunkte gegenüber 2008), sie wird mit 66 Prozent auch fast doppelt so häufig genannt wie die beiden folgenden Sorgen (je 36%). Auch für die Zukunft wird die Arbeitslosigkeit, insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit, als das mit Abstand grösste Problem der Schweiz erachtet.


Differenzierte Sorgen um die Wirtschaftsentwicklung
Wie zu erwarten hat gegenüber dem Vorjahr die Besorgnis um die Wirtschaft zugenommen. Auffallend ist jedoch die sehr differenzierte Wahrnehmung. Um 10 Prozentpunkte auf 27 Prozent gestiegen ist die Sorge um die «allgemeine Wirtschaftsentwicklung». 29 Prozent der Stimmberechtigten nannten die im Sorgenbarometer erstmals befragte Finanzkrise. Gegenüber 2008 stark gesunken ist hingegen die Angst vor der Inflation (14%; -18 Prozentpunkte), und auch beim Thema Bankkundengeheimnis/Steuerstreit zeigten sich nur wenige Befragte besorgt (8%).


2010: Keine nachhaltige Besserung erwartet
Eher skeptisch ist die Einschätzung der allgemeinen Wirtschaftslage. Sind 50 Prozent der Meinung, dass diese in den letzten zwölf Monaten gleich geblieben ist, so nehmen 44 Prozent eine Verschlechterung der Wirtschaftslage wahr. Für die kommenden zwölf Monate erwartet zwar eine Mehrheit eine Stagnation (55%), aber immerhin rechnen mehr Personen als im Vorjahr mit einem wirtschaftlichen Aufschwung (16%; 2008: 10%). Die effektiven Auswirkungen auf die persönliche ökonomische Situation sind bislang aber erstaunlich gering geblieben. Mehrheitlich geht es den Stimmberechtigten nach eigenen Angaben wirtschaftlich gut, 11 Prozent stufen ihre Lage gar als «sehr gut» ein.


Sozial- und gesundheitspolitische Probleme bleiben aktuell
Die sozial- und gesundheitspolitischen Probleme sind angesichts der Wirtschaftskrise etwas in den Hintergrund gerückt. Gesundheitsfragen und AHV werden zwar wie in den vergangenen Jahren als die wichtigsten Probleme nach der Arbeitslosigkeit genannt, sanken aber in der Häufigkeit der Nennungen. Dass diese Problemfelder längerfristig jedoch als virulent eingestuft werden, zeigt die Frage nach den Hauptsorgen in zehn Jahren. Hier nehmen die AHV (35%), die neue Armut (33%) und Gesundheitsfragen (32%) hinter der Arbeitslosigkeit (58%) die Plätze zwei bis vier ein.


Hohes Vertrauen in Politik und Wirtschaft; Medien erstmals an der Spitze
Das Vertrauen der Stimmberechtigten in die Politik und Wirtschaft hat gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Nur noch 34 Prozent (2008: 40%) haben das Gefühl, die Wirtschaft versage «oft» in entscheidenden Dingen, bei der Politik sind es 38 Prozent (2008: 43%). Insgesamt deutlich gestiegen ist auch das Vertrauen in die massgeblichen Institutionen. Am meisten Vertrauen geniessen erstmals in der Geschichte des Sorgenbarometers gewisse Medien. Fernsehen und Radio (72 bzw. 70%) haben die traditionellen Spitzenreiter Bundesgericht und Polizei (je 66%) an der Spitze abgelöst. Mitspielen dürfte hierbei jedoch, dass in der Sorgenbarometer-Umfrage das Vertrauen in die Medien erst seit 2008 differenziert erhoben wird (zuvor unter dem eher negativ besetzten Sammelbegriff «Massenmedien»). Ebenfalls deutlich zugelegt haben das Internet (52%; 2008: 34%) und die Printmedien.


Positivere Beurteilung der wirtschaftlichen Akteure
Positiv fällt auch die Beurteilung der wirtschaftlichen Akteure aus. Sowohl die Arbeitnehmer-Organisationen (60%) wie auch die Arbeitgeber-Organisationen (59%) haben stark an Vertrauen dazugewonnen. Die Banken haben 2009 mit einem Rückgang von 6 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr etwas eingebüsst, sie liegen aber mit weiterhin hohen 52% exakt im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.


Hoher Vetrauenszuspruch für Nationalrat
Das seit 2003 wachsende Vertrauen in die politischen Akteure hält an. Insbesondere der Nationalrat hat im Vergleich zum Vorjahr nicht nur um 16 Prozentpunkte zugelegt, sondern erhielt mit 64 Prozent erstmals überhaupt den grössten Vertrauenszuspruch unter den politischen Akteuren. Nach wie vor hohes Vertrauen haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in den Ständerat (53%; 2008: 49%) und in den Bundesrat (56%; 2008: 53%). Erhebliche Skepsis wird demgegenüber weiterhin den politischen Parteien entgegengebracht (32%). (cs/mc/ps)

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