Daniel Jaedig, Präsident Swiss CFA Society

Von Alexander Saheb


Moneycab: Die CFA (Chartered Financial Analysts)-Qualifikation wird in der Finanzwelt hoch gehandelt. Für welche Tätigkeiten ist sie wirklich karrierefördernd, wo braucht man nur wenig vom Gelernten?


Daniel Jaedig: Das CFA-Diplom ist in der Finanzbranche sehr angesehen und wird von der Financial Community auch als «Gold Standard» bezeichnet. Auch die Arbeitgeber anerkennen und schätzen es. Zu Beginn 1963 war das CFA-Programm primär auf das Wissen von Finanzanalysten fokussiert. Heute vermittelt es ein umfassendes Fachwissen und deckt das ganze Spektrum des Anlagegeschäftes ab: Klassische Aktien-Analyse, Bewertung von Anlageinstrumenten, Portfolio Management, Performance Messung, Risiko Management etc. Das CFA-Diplom richtet sich deshalb an alle, die im diesem Geschäftsbereich tätig sind oder werden, beispielsweise Finanzanalysten Aktien oder Anleihen, Portfolio-Manager, Kreditanalysten, Anlageberater, Consultants, Pensionskassenverwalter oder Vermögensverwalter. Mit unserem Weiterbildungsangebot tragen wir dazu bei, dass das erlernte Wissen stets Up to date gehalten werden kann.


Die Mitgliederzahl der Swiss CFA Society (SCFAS) steigt seit Jahren kontinuierlich, sie ist eine der grössten Ländergesellschaften in Europa. Ist ein CFA noch ein Vorsprung vor anderen, oder mittlerweile fast schon «normal»?


Weltweit gibt es 100’000 CFA Charterholder, in der Schweiz zählen wir knapp 2’000 Mitglieder. Wer das CFA Diplom besitzt, gehört also zu einem exklusiven Kreis. Für gewisse Jobs ist ein CFA mittlerweile ein Muss. Das spricht für seinen Wert. Wachstumspotenzial sehen wir in den Regionen ausserhalb der grossen Finanzplätze Zürich und Genf. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass ein CFA-Diplom gerade in diesen Gegenden für die Karriere hilft. Im Berufsleben wird die umfassende Ausbildung und das bereichsübergreifende Denken der CFA-Charterholder sehr geschätzt. Zudem steht das CFA Programm auch für Durchhaltevermögen und Leistungsbereitschaft.



«Weltweit gibt es 100?000 CFA Charterholder, in der Schweiz zählen wir knapp 2?000 Mitglieder. Wer das CFA Diplom besitzt, gehört also zu einem exklusiven Kreis» Daniel Jaedig, Präsident der Swiss CFA Society


Wie weit werden die Ausbildungsinhalte mit der Finanzindustrie abgestimmt, beziehungsweise woran orientiert sich das CFA-Wissen?


Die Ausbildungsinhalte orientieren sich seit je stark an der Praxis. Das CFA Programm betont Prinzipien, die im Anlagegeschäft für jede Region und jeden Markt gültig sind. Basis für die Ausbildung ist der «Candidate Body of Knowledge». Dieser wird in Zusammenarbeit mit Berufspraktikern ständig weiterentwickelt und aktualisiert Die enge Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten weltweit, in der Schweiz z.B. mit der HSG St. Gallen und der Universität Lausanne, garantiert den Einbezug der neuesten finanztheoretischen Erkenntnisse. So kann die Brücke zwischen Theorie und Praxis geschlagen werden. Die Bereiche Alternative Anlagen, Risiko Management oder Behavioural Finance haben auch dadurch an Bedeutung gewonnen.


Bestehen in der Schweiz eigentlich mehr Prüflinge die verschiedenen Prüfungslevels als anderswo?


Das CFA Institute, unsere Dachorganisation, veröffentlicht keine Detailstatistiken auf Länderbasis. Man kann aber davon ausgehen, dass in der Schweiz überdurchschnittlich viele Prüflinge die verschiedenen Levels bestehen. Dazu beitragen sicher das sehr gute Bildungsumfeld, hervorragende Universitäten und Fachhochschulen sowie die typisch-schweizerische Lerndisziplin.


Wie haben Sie selbst die Zeit ihrer CFA-Qualifikation erlebt?


Anstrengend, lehrreich und befriedigend. Die drei Jahre von 2000 bis 2003 waren vom wirtschaftlichen Umfeld her und beruflich schwierig. Die Prüfungsvorbereitung erfolgte berufsbegleitend. Level 1 war eine sehr gute Repetition des bereits früher erlernten Stoffs. Level 2 mit dem Schwerpunkt Bewertung war wohl am Intensivsten, aber auch Level 3 als Synthese des Erlernten war happig. Ohne die tolle Unterstützung der Familie und des Arbeitgebers hätte es wohl nicht so gut geklappt.


Was hat Sie selbst zu ihrem mittlerweile mehrjährigen Engagement in der SCFAS  bewogen?


Ich bin seit sechs Jahren im Vorstand der Swiss CFA Society tätig. Dieses Engagement basiert auf Freiwilligkeit und der Motivation, den eigenen Berufsstand voran zu bringen und zur positiven Reputation beizutragen. Wir wollen unseren Mitgliedern eine Plattform für Weiterbildung und Networking bieten. Durch meine Tätigkeit komme ich in Kontakt mit vielen gleichgesinnten Kollegen in der Schweiz und im Ausland. Ein weiterer Grund war der hohe Stellenwert der Berufsethik in der CFA-Ausbildung. Als Präsident der Swiss CFA Society gewinne ich zudem Erfahrung in der Führung eines nicht gewinnorientierten «Kleinunternehmens» mit strategischen Komponenten.


Wie sehen Sie Ihre Rolle als Präsident der Gesellschaft?


Die Swiss CFA Society ist in den letzten Jahren stetig gewachsen und befindet sich im Umbruch. Ein wichtiger Schritt war die Anstellung einer Geschäftsleiterin. Der Vorstand kann und soll sich künftig noch mehr den strategischen Überlegungen widmen. Als Präsident habe ich eine koordinierende Funktion, stelle Fragen und lasse Lösungen erarbeiten. Ziel ist es, den Wert der Mitgliedschaft in der Swiss CFA Society zu steigern. Nach aussen möchte ich unseren Berufsstand vorbildlich repräsentieren.



«Das Anlagegeschäft ist «people business», man hat immer mit Menschen zu tun, mit aktuellen oder potenziellen Kunden, mit Fondsmanagern, CFOs, CEOs von kotierten Gesellschaften. Das ist auch bei der Swiss CFA Society so. Es entstehen Kontakte zu Menschen aus den verschiedensten Bereichen der Finanzindustrie.»


Welches werden Ihre Hauptanliegen sein?


Unsere Grösse mit bald 2’000 Mitgliedern verlangt eine professionelle Struktur und Organisation. Hier arbeite ich eng mit unserer Geschäftsleiterin zusammen. Eine Haupteinnahmequelle sind die Beiträge unserer Mitglieder. Ihnen sollen deshalb unsere Leistungen auch zugute kommen. Dies kann direkt beispielsweise über ein vergrössertes Weiterbildungsangebot oder indirekt über die Sensibilisierung der Arbeitgeber erfolgen. Weitere möchte ich die Swiss CFA Society als Vertreterin von Investoreninteressen bei den Akteuren auf dem Finanzplatz Schweiz und in der Öffentlichkeit noch besser bekannt machen.


Gibt es bereits konkrete Vorhaben dazu?


Wir arbeiten momentan am Nutzenversprechen für unsere verschiedenen Anspruchsgruppen. So können wir unseren Beitrag an diese besser und zielgerichteter leisten. Kürzlich haben wir unseren ersten Career Day in Zürich durchgeführt. Wir bauen die Anzahl von Continuing Education sowie Networking Anlässen für unsere Mitglieder aus und wollen diese auch ausserhalb von Zürich und Genf anbieten. Mittlerweile sind wir auch in Gremien der SIX Swiss Exchange und der Schweizerischen Bankiervereinigung vertreten. Für 2011 planen wir eine Pensionskassenkonferenz. Und wir intensivieren die Zusammenarbeit mit den beiden CFA Program Partnership Universitäten, der HSG St. Gallen und Lausanne, aber auch mit anderen Universitäten in der Schweiz. Dort bieten wir zum Beispiel Ethik-Kurse an und organisieren diese auch mit.


Was war ihre erste Amtshandlung als Präsident?


Ich habe meinem Vorgänger Giuseppe Ballocchi für seine Dienste offiziell gedankt. Giuseppe wurde mittlerweile in das weltweite Board of Governors des CFA Institute gewählt. Dies zeigt die hohe Akzeptanz, welche die Schweiz innerhalb des CFA Institutes geniesst. Am selben Abend übernahm ich die Aufgabe, eine Fachtagung zu leiten.


Was gefällt Ihnen bei der SCFAS am besten?


Das Anlagegeschäft ist «people business», man hat immer mit Menschen zu tun, mit aktuellen oder potenziellen Kunden, mit Fondsmanagern, CFOs, CEOs von kotierten Gesellschaften. Das ist auch bei der Swiss CFA Society so. Es entstehen Kontakte zu Menschen aus den verschiedensten Bereichen der Finanzindustrie. Auch die intensive Zusammenarbeit im Vorstand empfinde ich als sehr befriedigend. Nicht zuletzt ist es aber die Gewissheit, etwas zum Erfolg unserer Mitglieder und des Finanzplatzes Schweiz beizutragen.





Der Gesprächspartner:
Daniel Jaedig, CFA, wurde an der Jahresversammlung 2010 der Swiss CFA Society zu ihrem neuen Präsidenten ernannt. Jaedig arbeitet als Portfolio Manager bei M.M. Warburg Bank (Schweiz) AG in Zürich. Der Betriebsökonom FH hält das CFA-Diplom seit 2003. In der Swiss CFA Society ist er seit 2005 tätig, zuerst als Board Mitglied für Advocacy-Angelegenheiten, danach als Aktuar, Kassier und Vizepräsident.


Die Swiss CFA Society (SCFAS)
1996 gegründet, ist die Swiss CFA Society (SCFAS) eine der weltweit 135 Landesorganisationen von CFA Institute. Die SCFAS ist eine nicht gewinnorientierte Organisation und die erste Ländergesellschaft in der EMEA-Region, die direkt dem CFA Institute angeschlossen wurde. Die SCFAS zählt mehr als 2?000 Mitglieder, damit ist sie die grösste CFA-Landesorganisation in Kontinentaleuropa. Die Swiss CFA Society will eine führende Rolle in der Förderung von Fachwissen, Professionalität und Integrität im Investment Business einnehmen. Die SCFAS vertritt die Interessen ihrer Mitglieder und der Investoren in folgenden Bereichen: Weiterverbreitung der in den CFA-Satzungen festgelegten Werte, Förderung der steten beruflichen Weiterausbildung, Unterstützung der CFA-Kandidaten sowie Stärkung des Kontakts und der Kommunikation zwischen den Mitgliedern der SCFAS.

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