Deutsche Industrie kommt nicht in Fahrt

Gegenüber Juli 2008 gingen die Umsätze preis- und arbeitstäglich bereinigt um 16,5 Prozent zurück nach einem Minus von 17,1 Prozent im Juni. Der Inlandsumsatz nahm um 14,5 Prozent ab, während der Auslandsumsatz um 19,0 Prozent einbrach.


Maschinenbau leidet besonders
Besonders der Maschinenbau – einer der umsatzstärksten Wirtschaftszweige in Deutschland – bekam die weltweite Wirtschaftskrise erneut kräftig zu spüren. Der Branchenumsatz sackte nach den Angaben im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat preisbereinigt um 30,8 Prozent ab. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau gilt als «Spätzykler»: Er wird später von Krisen erfasst als andere Branchen, kommt bei einem allgemeinen Aufschwung aber langsamer wieder auf die Beine. Auch der Umsatz bei Herstellern von elektrischen Ausrüstungen sowie von Metallerzeugnissen brach im Jahresvergleich um jeweils ein Viertel ein, in der Autoindustrie lag der Rückgang bei gut einem Fünftel (minus 21 Prozent).


Umsatzrückgang
In den ersten sieben Monaten des Jahres lag das Umsatzvolumen der Industrie damit um 20,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Das Inlandsgeschäft gab um 16,4 Prozent nach, der Auslandsumsatz sank um insgesamt 24,8 Prozent. Am Dienstag hatte das Bundeswirtschaftsministerium berichtet, dass auch die Gesamtproduktion in der Industrie im Juli sank. Auf Monatssicht ergab sich demnach ein Rückgang um 0,9 Prozent. Da das Juli-Ergebnis allerdings von Sonderfaktoren wie den frühen Sommerferien beeinflusst war, rechnen Experten für den August mit einer Gegenbewegung.


Metallbranche sieht langsamen Aufstieg aus Krise
Die deutsche Metall- und Elektroindustrie sieht eine allmähliche Erholung nach dem Ende der Talfahrt. Aktuelle Zahlen zu Produktion und Auftragseingang verfestigten die Annahme, «dass wir die Bodenbildung geschafft haben», teilte der Arbeitgeberverband Gesamtmetall am Mittwoch in Berlin mit. Es zeige sich aber, «dass der Aufstieg eher langsam und schwierig sein wird». Erwartet wird in den kommenden Monaten eine wachsende Produktion, da seit April die Auftragseingänge kontinuierlich stiegen. Im Juli wurde demnach ein Plus von 4,7 Prozent im Vergleich zu Juni verzeichnet. Zu Buche schlug dabei allerdings unter anderem eine Bestellung der Bundeswehr. Die Produktion in der Branche ging laut Gesamtmetall im Juli um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat zurück. Im Zweimonatsvergleich Juni/Juli stand jedoch ein Plus von 1,9 Prozent im Vergleich zu April/Mai. Verglichen mit dem Vorjahresmonat lag die Produktion im Juli um 25 Prozent im Minus.


Inflationsrate im August bei Null Prozent
Das Preisniveau in Deutschland ist auch nach endgültigen Berechnungen stabil. Die jährliche Inflationsrate habe Null Prozent betragen, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit und bestätigte damit eine vorläufige Schätzung. Im Vormonat war das Preisniveau im Jahresvergleich noch um 0,5 Prozent gesunken. Auf Monatssicht erhöhten sich die Verbraucherpreise im August wie ursprünglich berechnet um 0,2 Prozent. Von dpa-AFX befragte Volkswirte hatten dies erwartet.


HVPI auf Jahressicht um 0,1 Prozent gesunken
Grund für die aktuelle Entwicklung ist laut Bundesamt vor allem der monatliche Preisanstieg bei Heizöl und Kraftstoffen. Auf Jahressicht gaben die Preise für Mineralölprodukte indes immer noch deutlich nach. Der für europäische Zwecke berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) sank im August auf Jahressicht um 0,1 Prozent, nach minus 0,7 Prozent im Vormonat. Im Vergleich zum Vormonat stieg der HVPI im August um 0,3 Prozent. Auch hier war zuvor ein etwas höherer Wert ausgewiesen worden. Ökonomen hatten eine Bestätigung der Erstschätzung erwartet.


Zahl der Unternehmensinsolvenzen klettert weiter
Der heftige Konjunktureinbruch treibt die Zahl der Firmen-Insolvenzen in Deutschland weiter in die Höhe. Im Juni erhöhte sich die Zahl der Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15,9 Prozent auf 2.788, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Bei den Verbrauchern ergab sich ein etwas geringerer Anstieg um 4,1 Prozent auf 8.434. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Insolvenzen auf 13.655 (+7,0%).


24,4 Milliarden Euro an offenen Forderungen
Für das erste Halbjahr insgesamt ergibt sich ein ähnliches Bild: In diesem Zeitraum wurden 16.142 Insolvenzen von Unternehmen (+14,8%) sowie 48.284 Insolvenzen von Verbrauchern (-2,6%) gemeldet. Insgesamt registrierten die Gerichte 78.846 Insolvenzen (+0,9%). Die offenen Forderungen der Gläubiger bezifferten die Gerichte auf 24,4 (Vorjahreszeitraum 14,7) Milliarden Euro. Für den Vergleich wurden die Daten aus 15 Bundesländern ausgewertet, da es in Nordrhein-Westfalen 2008 Probleme mit der Datenerhebung gab. (awp/mc/ps/05)

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