Deutsche Stahlbranche erwartet nur langsame Erholung

Dies erklärte Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff in Düsseldorf. In diesem Jahr ist die Produktion in Deutschland wegen der Krise um rund 28 Prozent auf knapp 33 Millionen Tonnen Rohstahl zurückgegangenen. Das ist ein bisschen besser als bei der vorigen Prognose im November, als der Verband von einem Minus von rund 30 Prozent ausging, aber immer noch der niedrigste Stand seit den 1960er Jahren. Weltweit erholt sich die Nachfrage hingegen schneller als bislang erwartet. «Eine Rückkehr zum Trendwachstum in Deutschland ist frühestens 2011 zu erreichen», sagte Kerkhoff.


Tiefpunkt durchschritten
Die Signale bei vielen stahlverarbeitenden Industrien hätten sich zuletzt vermehrt, dass der Tiefpunkt durchschritten ist. «Die Lage ist jedoch weiterhin fragil und der Erholungsprozess noch nicht selbsttragend.» Der erwartete Zuwachs gründe sich vor allem auf die positive Entwicklung in den Stahllagern. Die Bestände seien inzwischen weitgehend abgebaut. In der ersten Hälfte dieses Jahres hatten die hohen Lagerbestände neben der eingebrochenen Nachfrage den Absatz zusätzlich belastet.


Preise eingebrochen
Zu den Preiserwartungen machte der Verband keine Angaben. Nach dem Ausbruch der Wirtschaftskrise im Spätsommer 2008 waren die Preise regelrecht eingebrochen. Der freie Fall wurde erst kurz vor der Mitte dieses Jahres gebremst. Nach vier Monaten mit leicht steigenden Stahlpreisen ging es in den vergangenen drei Monaten nach Beobachtung von Marktforschern wieder etwas abwärts, weil die Unternehmen ihre Hochöfen schneller hochfuhren als die Nachfrage anstieg.


Chancen und Risiken
Chancen und Risiken liegen laut Verbandschef Kerkhoff 2010 eng beieinander. Auf der einen Seite scheine eine bessere Entwicklung möglich, sofern sich die Weltkonjunktur zügiger als erwartet erholt, das Vertrauen auf den Finanzmärkten sich festigt und die Zuversicht der Verbraucher erhalten bleibt. Sorge bereite auf der anderen Seite aber die sich zuspitzende Finanzierungssituation in einigen stahlverarbeitenden Branchen. Risiken für die Stahlkonjunktur ergeben sich dem Verbandschef zufolge zudem aus volatilen Rohstoffpreisen, die weiter auf einem im langjährigen Vergleich sehr hohen Niveau lägen. Vor diesem Hintergrund verlangte Kerkhoff eine genaue Prüfung der Wettbewerbssituation. Die Stahlbranche beobachtet die Konzentrationsprozesse in der Rohstoffbranche seit langem mit Sorgen.


Hoffen auf Schwellenländer
Weltweit erwartet der Verband bereits für 2010 wieder eine Rückkehr der Nachfrage auf das Vor-Krisen-Niveau von 2007. Angetrieben wird die Erholung von den Schwellenländern in Asien, Südamerika, dem Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika. Der chinesische Markt dürfte hingegen langsamer als 2009 wachsen. In diesem Jahr hatte China angetrieben von einem gewaltigen auf die Stahlbranche zugeschnittenen Konjunkturprogrammen mehr als 20 Prozent zugelegt. Mit Sorge sieht Kerkhoff die Ausweitung der Stahlkapazitäten. Allein in China würden 2010 weitere 40 Millionen Tonnen Rohstahl zusätzlich produziert werden können. Dies könnte die Exporte wieder anheizen und damit die Preise neuerlich unter Druck setzen.


Aufschwung auch in Ostdeutschland nur gering
Die ostdeutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des ifo Instituts 2010 um 1,1 Prozent wachsen und bleibt damit hinter dem erwarteten Bundestrend (1,7 Prozent) zurück. «Das Schlimmste ist vorbei. Es geht leicht aufwärts», sagte der stellvertretende Geschäftsführer der Dresdner ifo-Niederlassung, Joachim Ragnitz, am Montag zur Konjunkturprognose für Ostdeutschland. Die Auswirkungen der massiven Rezession würden auch den Osten noch eine ganze Weile beschäftigen. Für 2009 nimmt das Institut einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 3,6 Prozent für die neuen Länder inklusive Berlin an. Für ganz Deutschland werden minus 4,9 Prozent erwartet. (awp/mc/ps/09)

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