Deutsche Wirtschaft noch nicht über dem Berg

Grund zur Besorgnis sieht ifo-Präsident Hans- Werner Sinn deshalb noch nicht: «Gemessen an der katastrophalen Entwicklung der vergangenen zwölf Monate sind dies gute Nachrichten.» Offenbar mehren sich aber bei den Unternehmen die Fragezeichen, wie es nach dem Auslaufen der Konjunkturprogramme und dem befürchteten Anstieg der Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten weitergeht.


7’000 Unternehmen befragt
Für den ifo-Index werden monatlich rund 7.000 Unternehmen aus Industrie, Einzel- und Grosshandel sowie aus der Bauwirtschaft befragt. Im September stieg der Index für die derzeitige Geschäftslage von 86,2 auf 87,0 Punkte. Damit schätze noch immer die weitaus überwiegende Zahl der Firmen ihre Lage als schlecht ein, sagte Sinn laut Mitteilung. «Nur bei den Erwartungen für die weitere Entwicklung in den nächsten sechs Monaten gibt es mittlerweile fast einen Gleichstand zwischen Pessimisten und Optimisten.» Entsprechend legte der Erwartungsindex von 95,0 auf 95,7 Punkte zu.


Wirtschaftslage noch immer unbefriedigend
ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger sieht den Aufwärtstrend nach der Schockwelle durch die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers vor einem Jahr zwar positiv. Die Wirtschaftslage sei aber noch immer «unbefriedigend» und für die Zukunft gebe es bereits Warnsignale. «Die ganze Entwicklung ist noch empfindlich und fragil.» So dürfte eine angespanntere Situation am Arbeitsmarkt auf die Konsumlust der Verbraucher drücken.


Arbeitsmarkt: Abgeschwächter Herbstaufschwung erwartet
Auch andere Experten rechnen in diesem Jahr nur mit einem abgeschwächten Herbstaufschwung am Arbeitsmarkt. So sei die Zahl der Jobsucher im September nur um rund 80.000 auf knapp 3,39 Millionen gesunken, berichteten Volkswirte deutscher Grossbanken und Konjunkturforscher am Donnerstag in einer dpa-Umfrage. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre war die September-Arbeitslosigkeit um knapp 140.000 zurückgegangen. Die offiziellen Arbeitsmarktdaten will die Bundesagentur am kommenden Mittwoch (30. September) bekanntgeben.


Unterschiedliche Branchen-Entwicklungen
In den einzelnen Branchen entwickelte sich die Stimmung im September unterschiedlich. So erholte sich das Geschäftsklima in der Industrie leicht. Mit ihrer derzeitigen Lage zeigten sich die Industriefirmen nicht mehr ganz so unzufrieden wie im Vormonat, und auch für die kommenden sechs Monate schöpften sie Zuversicht. Auch ihre Exportchancen sehen die Unternehmen weniger skeptisch. Für die Beschäftigten bleiben die Aussichten dagegen trübe: Sogar noch mehr Unternehmen als im Vormonat planen einen Personalabbau.


Bauwirtschaft: Klima kühlt sich leicht ab
Auch im Gross- und im Einzelhandel verbesserte sich die Stimmung dank optimistischerer Zukunftsaussichten. Dagegen kühlte sich das Klima in der Bauwirtschaft etwas ab. Während im Grosshandel die Unzufriedenheit mit der aktuellen Lage anhielt, stuften die Einzelhändler ihre derzeitige Situation als nahezu zufriedenstellend ein. Auch nach Erhebungen der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat sich die Kauflaune der Verbraucher in der Wirtschaftskrise bisher als robust erwiesen. Für 2010 stellt sich die GfK aber wegen der wachsenden Sorge um die Arbeitsplätze auf ein schwieriges Jahr ein. (awp/mc/ps/13)

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