Deutschlands Exporte legen Verschnaufpause ein

Die Exporte legten um 19,8 Prozent zu, die Importe um 21,0 Prozent. Insgesamt führte die deutsche Exportindustrie im Oktober Waren im Wert von 86,8 Milliarden Euro aus. Das ist mehr als vor der Krise in den ersten zehn Monaten 2008, sagte ein Sprecher des Statistikamtes. Das Niveau liegt aber leicht unter dem September-Hoch von 86,9 Milliarden Euro – dem höchsten Wert seit Oktober 2008. Zwischenzeitlich war der Ausfuhrwert zweistellig eingebrochen. Er landete im August 2009 auf dem Tiefpunkt von 60,1 Milliarden Euro. Im Oktober 2010 führte Deutschland Waren im Wert von rund 72,6 Milliarden Euro ein. Die Aussenhandelsbilanz schloss mit einem Überschuss von 14,2 Milliarden Euro ab. Im Oktober 2009 hatte der Saldo 12,5 Milliarden Euro betragen.


«Ausrutscher»
Analysten der Commerzbank werteten den leichten monatlichen Rückgang nach dem kräftigen Monatsplus von 3,0 Prozent im September als Ausrutscher. Der Aussenhandel werde auch im vierten Quartal zum Wachstum der deutschen Wirtschaft beitragen. Expertin Ulrike Rondorf ist überzeugt, dass der Trend weiter klar nach oben zeigt: «Allerdings stützen die heutigen Zahlen die Erwartung, dass sich das Wachstum der deutschen Exporte nach der rasanten Ausholjagd der vergangenen zwölf Monate im Einklang mit dem Welthandel verlangsamt.» Dass sich das Wachstum abschwächt, stelle aber nur eine Normalisierung dar, keinen Einbruch.


EU-Länder Hauptabnehmer
Hauptabnehmer der Produkte «Made in Germany» bleiben die Partnerländer in der EU. Dorthin wurden im Oktober Waren über 52,9 Milliarden Euro versandt, Waren im Wert von 47,0 Milliarden Euro wurden von dort bezogen. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Versendungen in die EU-Länder um 14,9 Prozent und die Eingänge aus diesen Ländern um 18,3 Prozent. Noch deutlich kräftiger legte der Handel mit Drittländern zu. Die Exporte zogen auf Jahressicht um 28,4 Prozent auf 33,9 Milliarden Euro an, die Importe steigerten sich um 26,4 Prozent auf 25,6 Milliarden Euro.


Zugpferde Schwellenländer
Aus Sicht des Aussenhandelsverbands BGA bleiben die aufstrebenden Schwellenländer Zugpferde des starken deutschen Aussenhandels. «Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Aussenwirtschaft steht ausser Frage», sagte BGA-Präsident Anton F. Börner einer Mitteilung zufolge. Die deutschen Unternehmen hätten ihre Hausaufgaben vorbildlich gemeistert. Sie profitierten insbesondere von dem Boom in Asien, erklärte Commerzbank-Expertin Rondorf. Auch der schwächere Euro werde vermutlich positive Impulse liefern.


Industrie startet stark ins Schlussquartal
Die deutsche Industrie ist mit einem Produktionsschub stark ins Schlussquartal gestartet. Im Oktober legte die Gesamtproduktion um 2,9 Prozent zum Vormonat zu, wie das Wirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin mitteilte. Von dpa-AFX befragten Volkswirte hatten mit einem wesentlich schwächeren Zuwachs um 0,9 Prozent gerechnet. Allerdings wurde der Rückgang im Vormonat mit 1,0 Prozent um 0,2 Punkte stärker als bislang ausgewiesen. Im Jahresvergleich ergibt sich für Oktober ein Produktionsplus von bereinigt 11,7 Prozent.


Optimismus macht sich breit
Ökonomen werteten die Zahlen sehr positiv, nicht nur mit Blick auf das laufend Jahr. Die Commerzbank räumte angesichts der Zahlen ein, dass ihre eigene Prognose für das gesamtwirtschaftliche Wachstum im kommenden Jahr von 2,6 Prozent möglicherweise zu gering ausfällt. Zwar überzeichne der starke Produktionszuwachs im Oktober den Trend. «Allerdings scheint die Wirtschaft im vierten Quartal erneut kräftig gewachsen zu sein.» Dies helle auch die Aussichten für das Gesamtjahr 2011 auf.


Industrieproduktion legt stark zu
Getragen wurde die robuste Entwicklung im Oktober vor allem vom Industriesektor. Hier stieg die Produktion besonders kräftig um 3,2 Prozent. Aber auch das Baugewerbe konnte seinen Ausstoss um 1,3 Prozent erhöhen. Lediglich die Produktion des Energiesektors ging leicht um 0,3 Prozent zurück. «Die Entwicklung der Produktion bleibt aufwärts gerichtet», kommentierte das Ministerium die Daten. Im Industriesektor legte die Produktion in allen Bereichen zu. Besonders stark war das Plus mit 4,6 Prozent bei den wichtigen Investitionsgütern. Die Hersteller von Vorleistungsgütern erhöhten ihre Produktion ebenfalls deutlich um 2,9 Prozent, während die Konsumgüterproduktion mit 0,8 Prozent schwächer zulegte.


Zweimonatsvergleich
Im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich (September/Oktober gegenüber Juli/August) stieg die Produktion um 1,1 Prozent. Auch in dieser Abgrenzung legte die Industrieproduktion besonders stark zu. Auf Jahressicht ergibt sich im Zweimonatsvergleich ein deutlicher Zuwachs um 9,6 Prozent. (awp/mc/ps/14)

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