Die Queen am Golf: Starker Handel, jähzornige Landeskinder

von Gérard Al-Fil
Respekt zollte die Queen dem Islam als Weltreligion, als sie am Mittwochabend die Shaikh Zayed Moschee in Abu Dhabi besuchte und dabei ein Kopftuch trug. Die VAE und das Vereinigte Königreich unterhielten vor ihrer Staatsgründung 1971 ein Schutzabkommen («Trucial States»). Die Royal Navy beschützte die westliche Golfküste vor Invasoren und Piraten. Im Gegenzug wurde London in den Häfen von Dubai und bei der Ölförderung in Abu Dhabi bevorzugt.

 

Bis heute zehren britische Firmen von dieser historisch gewachsenen Partnerschaft. Die Emirate sind für London der grösste Exportmarkt in Nahost, noch vor Saudiarabien. Dubais staatliche Fluggesellschaft Emirates Airline ist neben dem Emirati-Chairman Sheikh Ahmed fest in der Hand englischer Manager. Von einer «Gang» sprechen deutsche Luftfahrtkapitäne etwas abschätzig.

 

Minenfeld Emirate
Doch das Image des Vereinigten Königreiches leidet am Golf. Der Grund: In den letzten Jahren bekamen es unter den westlichen Ausländern immer wieder Briten mit der Polizei zu tun. 160,000 britische Staatsbürger leben in dem 5,5 Mio.-Einwohnerland VAE, 100,000 allein in Dubai (z. Vgl.: etwa 2,000 Schweizer und 13,000 Deutsche leben in dem Golfstaat).


? Im Juli 2008 wurden ein Brite und Britin am Strand von Dubai beim mutmasslichen Schäferstündchen ertappt und verhaftet. Fünf Monate später wurde das unverheiratete Paar des Landes verwiesen. 

 ? Im vergangenen März landete ein englisches Pärchen für einen Monat hinter Gittern, weil es sich an der beliebten Strandpromenade Marina Walk in Dubai küsste.

? Am 30 Juni 2010 wurde ein englischer Diskjockey (DJ) in Abu Dhabi zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, weil er mutmasslich Drogen konsumierte.

? Am 5. August dieses Jahres entkleidete sich eine englische Touristin in einem Dubaier Einkaufszentrum bis auf ihren Bikini, um gegen die strengen Bekleidungsregeln in den VAE zu protestieren. Einheimische Araberinnen hatten die Dame auf ihr zu tief geschnittenes T-Shirt aufmerksam gemacht. Später entschuldigte sich die Touristin bei der Polizei.

 

Wahr ist aber auch, dass britische Banken die ersten westlichen Geldhäuser waren, die islamisch korrrekte Finanzprodukte entwickelten und einsetzten. HSBC, Standard Chartered und Lloyds TSB bedienen mit Scharia-Fonds die Bedürfnisse der muslimischen Klientel im gesamten Nahen Osten. Die Manager-Schmiede London Business School, auch mit einer Dependenz in Dubai ansässig, nahm als erste die Islamic Finance in ihrem Lehplan auf.

 

Haftstrafe für Briten in den VAE am wahrscheinlichsten
Statistisch betrachtet, werden Briten in den VAE am meisten verhaftet als in jedem anderen Land der Welt, sagt das Aussenministerium in London, das auf seiner Webseite (s. Weblink unten) vor öffentlichem Alkoholkonsum und Drogenbesitz in den Golf-Emiraten warnt. Für das erstgenannte Vergehen droht Gefängnis, für das zweite die Todesstrafe. Jährlich besuchen etwa eine Million Engländer die VAE.

 

Dabei steht die christlich-westliche Minderheit in den VAE keineswegs am gesellschaftlichen Rand. 59 Kirchen im Land halten ungehindert Gottesdienste ab. Im Dezember werden Dubais Luxushotels fast verschwenderisch mit Christbäumen beschmückt.

 

Die Queen besucht zum zweiten Mal nach 1979 die VAE. Sie wird am Donnerstagabend in das Sultanat Oman weiterreisen.

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