Die zehn grössten Dubai-Irrtümer

von Gérard Al-Fil
Die zehn grössten Irrtümer über das Golf-Emirat Dubai:


1. «Der Ölstaat Dubai ist pleite und am Ende»
In Dubai trägt das schwarze Gold nurmehr 2 bis 3 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Weder das Etikett «Öl» noch «Staat» passen also zu Dubai, denn Dubai ist kein eigenständiger Staat, sondern ein Teil dessen (siehe Punkt 2.).

 

2.  «Hilft Dubais Nachbarland Abu Dhabi aus?»
Eine in den letzten Wochen häufig gestellte Frage, die jedoch unter falschen Vorzeichen steht. Dubai bezeichnet die Stadt und das Scheichtum am Persischen Golf. Dubai ist wie Abu Dhabi Teil der sieben Emirate und 1971 umfassenden Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit 4,8 Mio. Einwohnern.

 

3. «Dubai kannte immer nur Wachstum. Jetzt lernen die Scheiche die Krise kennen.»
Auch diese weit verbreitete These, die im Unterton eine gewisse Schadenfreude durchklingen lässt, stimmt nicht. Die Geschichte des Emirats kannte in Wahrheit viele Aufs und Abs, wie die folgenden Beispiele zeigen:


– Im Jahr 1991 ging die Londoner Grossbank Bank of Credit and Commerce International (BCCI) pleite, an der das Emirat Abu Dhabi mehrheitlich beteiligt war. Die Schockwellen waren in der weltweiten Bankenwelt zu spüren. Die VAE als Finanzplatz benötigten Jahre, bis sie sich davon erholten.
– 1998 konnte eine Pleite der Dubai Islamic Bank nur durch Staatsintervention abgewendet werden.
– Die Kriege der USA und ihrer Verbündeten gegen den Irak (1991 und 2003) sowie in Afghanistan 2001 lähmten gleichfalls alle Golfstaaten, wenn auch nur für kurze Frist.
– Nicht zu vergessen der Börsencrash von 2006, als die Aktienmärkte in den VAE und Saudiarabien nach Jahren des Hypes um 43 Prozent bzw. 52 Prozent in die Tiefe stürzten und gleichfalls die Wirtschaft der Finanzmetropole Dubais lähmte.
Die jüngere Vergangenheit am Golf war also alles andere als nur mit Gold gepflastert. Konjunturzyklen gibt es am Golf genau wie in jeder Region der Welt.

 

4. «Wegen der Finanzkrise begann Dubai, Ausländer zu Tausenden heimzuschicken.»
Der Zuzug ausländischer Arbeitnehmer blieb auch im 2009 ungebrochen. Die Firmen Hitachi und Akbank eröffneten 2009 ihre Mittelostfilialen in Dubai. Bei Arbeitsplatzverlust zeigen sich die Behörden wegen der Krise in vielen Fällen sehr grosszügig. Die Angestellten der im September 2008 pleite gegangenen US-Bank Lehman Brothers durften sogar solange in Dubai verweilen, bis sie wieder neue Jobs gefunden hatten.

 

5. «Wackeln auch andere Golfstaaten?»
Eine angesichts des Rohstoffreichtums in der Region seltsam anumtende Frage. Abu Dhabi ist die Hauptstadt der VAE. In Abu Dhabi lagern 9 Prozent der globalen Erdölreserven. Katar überholt gerade den Iran und Russland als grösste Erdgasexporteure. Und Kuwait fördert am Tag mehr Öl als Algerien und Indonesien zusammen.


6. «Die Scheiche werden nach Jahren der Treue ihre Anteile an westlichen Firmen wohl verscherbeln müssen, um an Geld zu kommen.»
Eine Nibelungentreue bei den Investments im Ausland gab es noch nie. Anfang 2005 stieg beispielsweise Dubai als drittgrösster Aktionär bei der Daimler AG (damals Daimler-Chrysler) zu einem Kurs bei 32 Euro ein. Zwei Jahre später versilberte das Emirat sein Investment und stieg be 55 Euro aus. Gewinn: rund eine Milliarde Dollar. Dass «die Scheiche» Anteile bei westlichen Firmen kaufen und verkaufen kam und kommt also immer wieder vor.

 

7. «Die Palmeinsel im Meer wird wohl nie vollendet.»
Die Palm Jumeirah vor der Küste von Dubai ist bereits fertig gestellt und wurde am 20. November 2008 feierlich eröffnet.

 

8. «Dubai ist eine Stadt aus der Retorte, die keinen echten Mehrwert produziert.»
Dubai ist kein Ölstaat, sondern ein vielseitig diversifizeirtes Scheichtum mit eigenem Freihafen, dem grössten in der Region, dem siebtgrössten Aluminiumproduzenten der Welt (dem DUBAL-Konzern) und mehreren internationalen Börsen für Aktien und Rohstoffe. Im Freihafengebiet Dschabal Ali sind 6,500 Firmen angesiedelt, die dank einer modernen Logistik Waren innerhalb von 24 Stunden ein- und verarbeitet wieder ausführen können.

 

9. «Westliche Banken zittern, denn Ihr Einsatz in Dubais Finanzsystem ist hoch»
Das Engagement westlicher Banken in Dubai ist vergleichsweise minim, wie die Bank Vontobel in einer Anlayse vom 26. November 2009 richtig feststellte. Wahr ist, dass 20 der 25 grössten Banken der Welt in Dubai eine Mittelost-Niederlassung unterhalten, doch sind sie vor allem vor Ort, um vermögende Privatkunden zu beraten und Projektfinanzierungen durchzuführen.

 

10. «Dubais Tourismusindustrie liegt am Boden.»
Wahr ist, dass die Belegeungsraten nach einem ruhigen Sommer in diesem Herbst wieder auf 80 Prozent angestiegen sind. Auch der Flughafen Dubai meldete das ganze Jahr 2009 über ein konstant steigendes Passagieraufkommen.&

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