Dirk Lohmann: «Das Ergebnis ist nicht so toll, aber wir bringens wieder ins Lot»


Dirk Lohmann, CEO von Converium, ist enttäuscht vom 3. Quartal seines Unternehmens. Er sieht aber rosige Zeiten kommen. Im Ergebnis des Unternehmens wird man diese aber erst 2003 bemerken.

Von Harry Büsser


Dirk Lohmann, CEO von Converium (Foto: Keystone)
Converium, der achtgrösste Rückversicherer der Welt, hat enttäuschende Zahlen zum Geschäftsverlauf des 3. Quartals präsentiert. «Das Ergebnis ist nicht so toll, aber wir werden das wieder ins Lot bringen», sagt Dirk Lohmann, CEO von Converium, zu Moneycab: Die Aktie reagiert denn auch negativ, obwohl der Versicherungssektor heute insgesamt im Plus liegt. Der Liebling der Analysten wird abgestraft, nachdem er im bisherigen Jahresverlauf eindeutig die Nummer eins im SPI Versicherungen war. Die Analysten von Pictet wollen Rating und Kursziel überprüfen und wahrscheinlich nach unten anpassen.

US-Geschäft erfordert NachreservierungenGeorg Marti, Versicherungsanalyst bei der ZKB, hat Converium bereits von Übergewichten auf Marktgewichten heruntergestuft. Er ist vor allem darüber enttäuscht, dass so hohe Nachreservierungen nötig waren. «Die Angemessenheit der Reserven war bisher Teil der Converium-Story», schreibt er in einer Kurzstudie. Gegenüber Moneycab antwortete Marti auf die Frage, ob es sich bei den Nachreservierungen von Converium um ein branchen- oder doch ein unternehmensspezifisches Problem handle: «Es ist sicher ein Branchenproblem. Das Geschäft in den USA war in den letzten Jahren einfach sehr schwierig und könnte auch bei anderen Versicherungen noch Nachreservierungen nötig machen.»

Auch andere Versicherer nicht verschontZu befürchten ist also, dass auch andere Versicherer, die ein starkes Geschäft in den USA haben, Nachreservierungen vornehmen werden. Auf die Frage, ob dies auch bei der Swiss Re der Fall sei, sagt ZBK-Analyst Marti: «Auszuschliessen ist es nicht. Aber die Swiss Re war in der Vergangenheit eher konservativ mit Rückstellungen. Vielleicht war man bei Converium – im Gegensatz dazu – im letzten Jahr zu wenig konservativ.» Dies bestreitet CEO Dirk Lohmann: «Wir waren konservativ. Es kamen einfach neue Informationen in den Markt, auf die wir reagieren mussten. Die Münchener Rück, die General Re und die Employers Re mussten deshalb bereits sehr hohe Nachreservierungen bekannt geben – andere müssten noch folgen.»

Ziele von Converium verfehltConverium dürfte das Anfang Jahr gesetzte Ziel einer Eigenkapitalrendite von 12,5 Prozent klar verfehlen. Dies würde nämlich einen Gewinn von über 200 Millionen Dollar bedeuten. Dies ist auch bei einem sehr guten 4. Quartal nicht mehr wahrscheinlich. In den ersten 9 Monaten dieses Jahres beläuft sich der Gewinn gerade mal auf 26 Millionen Dollar.

Aussichten gut, aber Gegenwart enttäuschtDie Aussichten für die Rückversicherer im Nicht-Leben seien aber nach wie vor rosig, versichert Dirk Lohmann. Auch die Swiss Re bestätigt dies mit diversen Statements und Studien. Doch benötigt dies einige Zeit, bis sich diese Aussichten in den Finanzkennzahlen bemerkbar machen. Die Zukunft ist derzeit allerdings bei den Investoren nicht sehr gefragt. Die Gegenwart ist es, die zählt – und da weist Converium jetzt weniger Gewinne aus, als der Markt erwartet hatte.

12, 5 Prozent ROE, aber auch gerne mehr…«Die 12,5 Prozent Eigenkapitalrendite sollten wir im 2003 erreichen, falls die Kapitalmärkte einigermassen stabil bleiben», äussert sich Lohmann zur Zukunft seines Unternehmens. «Wir erwarten allerdings gerne mehr», ergänzt er sein Ziel. Die Abhängigkeit des Versicherers vom Kapitalmarkt ist mit etwa noch 9 Prozent Aktienanteil im Portfolio nicht riesig.

Zuwarten, aber unter 60 Franken ein Sofort-Kauf
Beim Kauf von Converium-Aktien kann also durchaus noch zugewartet werden. Die guten Zahlen werden wohl frühestens im ersten Quartal 2003 zu sehen sein. Dies vor allem auch, weil der Rückversicherungskonzern bereits noch einmal 75 Millionen Dollar Nachreservierungen im 4. Quartal dieses Jahres angekündigt hat. Unter 60 Franken dürfte der Titel aber auch nicht fallen: Unter Buchwert (liegt bei etwas über 61 Franken) wäre Converium sicher wieder ein deutlicher Sofort-Kauf – eine Eigenkapital-Vernichtungsmaschine ist das Unternehmen schliesslich nicht.

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