Marvel war in den vergangenen Jahren neben dem angestammten Comic-Geschäft vor allem mit Film-Versionen erfolgreich, die meist mehrere hundert Millionen Dollar pro Streifen einspielen.
Die Marvel-Aktie legte im Tagesverlauf deutlich zu und lag zuletzt mit 24,97 Prozent im Plus bei 48,30 Dollar, knapp unter der Höhe des Disney-Angebots. Disney-Papiere gaben hingegen um 3,65 Prozent auf 25,86 Dollar nach.
Spider-Man bleibt vorerst bei Sony
Gerade im Film-Geschäft dürfte es noch dauern, bis Disney von den bekanntesten Marvel-Figuren richtig profitieren kann: Der Comic-Verlag war bereits Produktions-Partnerschaften mit grossen Hollywood-Studios eingegangen. Diese Kooperationen werden bis zum Auslaufen fortgesetzt, betonte Disney in einer Telefon-Konferenz. Das bedeutet, dass die «Spider-Man»-Filme vorerst weiterhin von Sony herausgebracht werden, die «X-Men»-Streifen von dem Konkurrenten 20th Century Fox und die «Iron Man»-Fortsetzungen von Paramount.
Jungs und Freitzeitparks im Visier
Der Disney-Konzern will mit der Marvel-Übernahme eine Lücke schliessen: Während mit der Serie «Hannah Montana» ein riesiger Erfolg bei Mädchen gelang, hat der Konzern die Zielgruppe der Jungs bisher deutlich schlechter im Griff. Nicht zu unterschätzen ist auch die Möglichkeit, neue Attraktionen mit den Marvel-Helden für die Disney-Freizeitparks zu entwickeln. Marvel bekommt mit der Übernahme den Zugriff auf die Disney-Vermarktungsmaschine, mit der noch mehr Fanartikel verkauft werden können.
Marvel ist der erste grosse Zukauf von Disney nach dem Erwerb des Animationsstudios Pixar (u.a. «Toy Story», «Findet Nemo») von Apple-Chef Steve Jobs. Mit der Übernahme für 7,4 Milliarden Dollar in Disney-Aktien zog Jobs als Grossaktionär in den Verwaltungsrat des Unterhaltungsriesen ein und die Pixar-Kreativen besetzten führende Positionen in Disneys Trickfilmsparte.
Aufpreis von 29 Prozent
Für die Marvel-Aktionäre bedeutet das Angebot im Wert von 50 Dollar je Anteilsschein einen Aufpreis von mehr als 29 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Sie sollen pro Marvel-Aktie 30 Dollar in bar sowie 0,745 Disney-Aktien bekommen. Dem Deal müssen noch die Marvel-Aktionäre zustimmen. Der bisherige Marvel-Chef Ike Perlmutter soll den Comic-Verlag auch im Disney-Konzern weiterbetreuen. (awp/mc/ps/27)
