economiesuisse: BIP-Wachstum 2010 bei 1,9 Prozent

Dies sagte economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch am Montag an einer Telefonkonferenz. Die Wirtschaftskrise sei weniger schwer ausgefallen als lange Zeit befürchtet, insbesondere dank der robusten Binnenwirtschaft. Mittlerweile habe der Aufschwung auch die Exportwirtschaft erfasst. economiesuisse erwartet einen relativ starken Anstieg der Ausfuhren in diesem Jahr (+5,2%), was allerdings auch einen Effekt des beträchtlichen Rückgangs (-9,9%) im Vorjahr ist. «Wir befinden uns nach wie vor in einem äusserst schwierigen Umfeld», betonte Minsch.


Exportbranche dürfte mit Frankenstärke fertig werden
Die Exportbranche im Allgemeinen dürfte mit der Stärke des Franken zum Euro fertig werden, schätzt economiesuisse. Die Firmen hätten sich in den letzten Jahren stark diversifiziert und lieferten viele Produkte in Länder ausserhalb Europas. «Es gibt allerdings Verlierer», erklärte Minsch. Neben jenen kleinen und mittleren Unternehmen, die ihre Waren grösstenteils nach Europa ausführten, treffe es namentlich die Textilindustrie. Diese Branche beziehe viele Vorleistungen aus dem Euro-Raum, die fertigen Produkte exportiere sie aber oft in Länder mit der Dollar-Währung.


Tourismus: Getrübte Aussichten
Wenig rosig sehen auch die Aussichten für den Tourismus aus. Insbesondere die europäischen Gäste dürften wegen des starke Franken ausbleiben, heisst es in der Prognose. Gravierender als der ungünstige Euro-Währungskurs ist aus Sicht von economiesuisse die langfristige Krise in Europa. Die Nachfrage in vielen europäischen Ländern werde noch lange Zeit verhalten sein, unter anderem wegen Steuererhöhungen und Sparprogrammen.


Noch 3,6 Prozent Arbeitslose 2011?
Die Binnenwirtschaft dürfte das Schweizer Wachstum weiter stützen, schätzt economieusuisse – begünstigt durch die sinkende Arbeitslosigkeit, die anhaltende Zuwanderung und den schwachen Euro. Den Privatkonsum schätzt economiesuisse in diesem Jahr auf +1,1 und 2011 auf +1,2%. Die Arbeitslosigkeit werde im 2010 rund 4% betragen und im nächsten Jahr auf 3,6% sinken (Wert im Mai: 3,8%).


Inflationsgefahr lediglich moderat
Trotz der tiefen Zinsen sieht economiesuisse kurzfristig nur eine moderate Inflationsgefahr in der Schweiz. Die Industrie sei noch nicht voll ausgelastet und könne ihre Produktion deshalb ohne Preiseffekt ausweiten. Dämpfend wirkten zudem die sinkenenden Preise für Importe wegen des schwachen Euro. Auf rund drei Jahre gesehen rechnen die Ökonomen allerdings mit einer grossen bis sehr grossen Inflationsgefahr, auch wegen der grossen Liquidität im System. Der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stehe deshalb ein schwieriger Balance-Akt bevor, sagt economiesuisse. (awp/mc/ps/14)

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