Edipresse: Warnstreik bei der Tageszeitung «24 Heures»

Auslöser für den Warnstreik sei die fristlose Entlassung einer Journalistin. Diese sei am ersten Arbeitstag nach ihren Ferien in die Chefetage zitiert und fristlos entlassen worden, sagte Laurent Aubert, Mitglied der Redaktionskommission vom «24 Heures».


Fristlose Entlassung aus wirtschaftlichen Gründen
Ein Gespräch mit der Chefredaktion habe gezeigt, dass der Frau nichts Stichhaltiges vorgeworfen werde und es sich eigentlich um eine Entlassung aus wirtschaftlichen Gründen handle. Im Gespräch sei auch deutlich geworden, dass die Direktion für die nächsten zwei Jahre ein Kostensenkungsprogramm von 10% durchsetzen wolle.


Redaktionsarbeit zum Studententarif
Die versammelten Journalistinnen und Journalisten – praktisch die ganze am Freitag im Einsatz stehende Belegschaft – forderten in einer Resolution die sofortige Wiedereinstellung der Redaktorin innerhalb des Verlagshauses Edipresse. Gleichzeitig kündigten sie ihren Widerstand gegen das Sparprogramm an und kritisierten die Nichteinhaltung der Kollektivverträge. Immer mehr Leute würden zu einem Studententarif Redaktionsarbeit leisten.


Gemäss Aubert erwirtschaftet «24 Heures» nach wie vor Gewinne, wenn auch nicht mehr so üppige wie früher. Zahlen zu den einzelnen Titel gibt Edipresse nicht bekannt.


Redaktionen unter direkte Konkurrenz
Gewerkschaftssekretär Bruno Clément setzte in seinem Grusswort an die Streikenden das Sparprogramm in den Zusammenhang mit der diese Woche angekündigten Lancierung einer Edipresse-Gratiszeitung. Durch den Start von «Matin bleu» würden Redaktionen unter direkte Konkurrenz gestellt, mit allen negativen Folgen für die journalistische Qualität, die Arbeitsbedingungen und die Löhne.


Verlag kommentierte Warnstreik nicht
Seitens des Verlags hielt man sich am Freitag zu den Forderungen der Redaktion bedeckt. Den Warnstreik wolle er nicht kommentieren, da er zuerst mit seinen Kollegen sprechen wolle, sagte der Direktor für die Waadtländer Produkte von Edipresse, Pierre Buntschu, auf Anfrage. Die Redaktion verlangt von der Edipresse-Direktion eine Antwort bis in einer Woche und droht mit weiteren Streikaktionen.


Warnstreiks sind ein seltenes Ereignis
Warnstreiks sind ein seltenes Ereignis in der Schweizer Medienlandschaft. Zuletzt griff die Redaktion der «Tribune de genève» letzten März zu diesem Mittel, um gegen Stellenabbau zu protestieren. In den Jahren vorher kam es im Dezember 2003 ebenfalls bei der «Tribune» und im November 1999 in allen Edipresse- Redaktionen zu Arbeitsniederlegungen. In der Deutschschweiz kam es zuletzt 1978 zu Streikaktionen in einer Redaktion. Damals wurde die Produktion der Tageszeitung «Die Tat» eingestellt. (awp/mc/ab)

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