von Tanja Hess
Mit den Augen der Fotografin Candida Höfer (*1944) erlebt der Leser die Welt des Buches in 137 eindrücklichen Fotografien. Die Welt, die sich dem Leser hier ausbreitet, ist die lange Jahre dauernde Suche der Fotografin. Ihre Sammlung an Bildern lässt uns staunen. Mit dem Objektiv macht sie aus den ruhigen Sälen der Bildung und Kultur Kathedralen des Wissens und des Lebens. Sie lässt den Geist aufleben und nähert sich vorsichtig den Tempeln der Weisheit. Die Oasen der Stille und die driftenden Inhalte des Wissens stehen der Strenge der Ordnung gegenüber.
Was bleibt, ist der Wunsch nach Zeit
Eintauchen möchte man in die Welt des Buches, das Papier zwischen den Fingern spüren und die spuren der Zeit mit der Nase erkunden. Für Buchliebhaber ist das von Candida Höfer entliehene Auge eine beindruckende Sinneserweiterung. Und doch bleibt sie mit der Dokumentation der Orte immensen Wissens immer auf der dokumentarischen Seite.
Bibliotheca Cappuccini Redentore, Venezia.
Die fotografische Rhetorik ist nie Selbstzweck, sondern steht immer im Dienste des Ganzen: dem umfasenden Blick in die Tiefen der Weisheit.
National Library of Ireland, Dublin. 2004 
Da kann sich keiner entziehen…
Nach dem Eintauchen in die Vergangenheit, dem Schmökern entlang der Buchrücken möchte man gerne eine Reise tun. Die innere Reise durch die Hallen der Weisheiten mag noch manche Tage in uns sein, doch man ertappt sich, dass man auch gerne die wirkliche Reise in das eine oder andere Bücherparadies antreten möchte.
So ist es auch Umberto Eco gegangen, der dem Bildband einen Text beigesteuert hat. Als alter Hase der Bibliotheken bringt er sein Wissen als Wissenschaftler, Schriftsteller und Philosoph mit ein. Kein Buch ohne L. Borges – seine Bibliothek von Babel ist Ausgangspunkt und heimkehr aller Gedanken.
Candida Höfer: Bibliotheken
Erschienen im Schirmer/Mosel Verlag
Mit einem Essay von Umberto Eco. ISBN: 3-8296-0178-6 127 CHF
