EU-Ausblick: Kaum verändert – Geschäftsberichte; Zinsentscheidungen

In London rechnet IG Index mit einem um 10,6 Punkte niedrigeren Start des FTSE 100 . Tags zuvor hatte der «Footsie» 0,58 Prozent gewonnen auf 5.486,10 Punkte.


Händler verwiesen auf gemischte Vorgaben aus Übersee. In den USA hatten die Börsen, gestützt auf den wieder gefallenen Ölpreis nach überraschend gestiegenen Rohölbeständen, mit moderateren Kursgewinnen an ihre Rally vom Dienstag angeknüpft. Zudem hatten Kursgewinne beim Dollar die Marktstimmung gehoben. Am Donnerstag stabilisierten sich die Ölpreise auf einem Niveau bei rund 118,50 Dollar. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones stand an diesem Morgen allerdings 14 Punkte unter seinem Stand, den er zum Handelsschluss in Europa gehabt hatte. In Japan schloss der Nikkei-225-Index wegen Gewinnmitnahmen rund ein Prozent leichter.


Bevor am Nachmittag wichtige Konjunkturdaten veröffentlicht werden, steht zunächst eine Vielzahl europäischer Unternehmen mit Geschäftsberichten im Blick. Mit Spannung dürfte auf die Leitzinsentscheidungen der Bank of England (BoE) und der EZB geschaut werden sowie auf die noch nicht abgeschlossenen Hausverkäufe in den USA.


In Europa dürfte erst einmal wieder die Finanzbranche im Fokus stehen: Das liegt aber nicht nur an dem am Vorabend berichteten erneuten Milliardenverlust des US-Verischerungsriesen American International Group (AIG), der die Branchenstimmung beeinflussen dürfte, sondern auch an mehreren europäischen Finanzunternehmen, die Zahlen vorlegten: So meldete der französisch-belgische Finanzkonzern Dexia am Mittwochabend ebenfalls erneut einen Gewinneinbruch und wird sich nun aus dem Geschäft mit schlecht besicherten US-Hypothekenpapieren zurückziehen. Im zweiten Quartal verbuchte die Tochter erneut einen Millionenverlust, der auch bei Dexia selbst zu einem Gewinneinbruch führte.


Der niederländische Versicherer Aegon dürfte mit seinem Gewinn im zweiten Quartal einen Teil der Experten enttäuscht haben, bestätigte aber seine Ziele für das Gesamtjahr. Statt der im Schnitt von zehn Analysten prognostizierten 375 Millionen Euro für das abgelaufene Jahresviertel meldete Aegon einen Überschuss in Höhe von 276 Millionen Euro nach 655 Millionen im Vorjahr. Die Bandbreite der Schätzungen ging allerdings weit auseinander und lag wegen des hohen Unsicherheitsfaktors «Abschreibungen» zwischen 192 und 605 Millionen Euro.


Erfreuliches meldet dagegen der zweitgrösste europäische Versicherer AXA. Sein Gewinn ging im ersten Halbjahr nicht so stark zurück, wie Experten befürchtet hatten. Er sank um 32 Prozent auf 2,16 Milliarden Euro, während am Markt nur 1,92 Milliarden Euro Überschuss prognostiziert wurde. Die britische Grossbank Barclays litt zwar ebenfalls weiter unter der Finanzkrise, blieb mit ihrem Vorsteuerergebnis aber über der durchschnittlichen Analystenschätzung.


Aus der Schweiz meldete der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern Nestle besser als erwartete Halbjahreszahlen. Mit einem Gewinnplus von 6 Prozent übertraf Nestle die Erwartungen der Experten. Der Umsatz legte dagegen wie von den Analysten erwartet um knapp vier Prozent auf 53,07 Milliarden Franken zu. Das Unternehmen kündigte zudem an, den Aktienrückkauf beschleunigen zu wollen. Innerhalb des angekündigten 25-Milliarden-Programms sollen bis Ende des Jahres eigene Aktien für 13 Milliarden Franken gekauft werden.


Auch die Aktien von Novartis dürften einen Blick wert sein. Der Baseler Pharmakonzern hat die Auslieferung des Grippemedikaments Fluviren in die USA für die Grippesaison 2008/09 begonnen. Bis Ende September will Novartis mindestens 20 Millionen Dosen zu Verfügung stellen. Bis Ende Oktober sollen die kompletten 40 Millionen Dosen ausgeliefert sein.


Erwartet wurde unterdessen, dass das US-Verteidigungsministerium den ursprünglich an den Airbus-Mutterkonzern EADS vergebenen «Jahrhundertauftrag» zur Lieferung von 179 Tankflugzeugen an die US-Luftwaffe offiziell neu ausschreiben wird. Dies ist nun geschehen: Sowohl der EADS-Konzern und sein US-Partner Northrop Grumman wie auch der US-Konkurrent Boeing seien am Mittwoch formal aufgefordert worden, neue Angebote zu unterbreiten, sagte ein Sprecher. Der Auftrag hat ein Volumen von rund 40 Milliarden US-Dollar. (awp/mc/ps/11)

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