EU-Schluss: Herbe Verluste – Sorgen über Zuspitzung der Finanzkrise

In Luxemburg beraten inzwischen die Finanzminister Europas über eine Zusammenarbeit, um die Krise in den Griff zu bekommen. Dass alle 27 EU-Staaten im eigenen Land Massnahmen ergreifen wollen, um die Stabilität des jeweiligen Bankensystems zu gewährleisten, half den Aktienmärkten nicht:


Der EuroSTOXX 50 brach um 7,75 Prozent auf 2.872,38 Zähler ein. Mit Ausnahme von VW notierten alle Werte im Minus. Der STOXX 50 rutschte um 7,41 Prozent auf 2.524,61 Punkte ab. Der französische CAC-40-Index büsste 9,04 Prozent auf 3.711,98 Zähler ein und verbuchte damit nahezu den höchsten Verlust in seiner Geschichte. In London sank der FTSE 100 um 7,85 Prozent auf 4.589,19 Punkte. Nicht einer der insgesamt 102 Werte verbuchte Gewinne.


Erneut standen Finanzwerte im Fokus der Anleger und hier besonders die Titel der französischen Grossbank BNP Paribas. Zeitweise hatten sie am Morgen sogar den Sprung in die Gewinnzone geschafft, schlossen aber ähnlich schwach wie die meisten anderen europäischen Bankenwerte mit minus 5,39 Prozent auf 67,50 Euro. Nach der Verstaatlichung der niederländischen Aktivitäten des Finanzkonzerns Fortis übernimmt die BNP Paribas nun für 14,5 Milliarden Euro die Geschäfte des Konkurrenten in Belgien und Luxemburg. Im Gegenzug steigen Belgien und Luxemburg bei BNP ein. Analysten äusserten sich positiv zu diesem Abkommen. Die Experten von Cheuvreux und von Kepler Equities lobten vor allem den «guten Preis». Fortis blieben den gesamten Tag vom Handel ausgesetzt.


Dexia Banque hingegen brachen im CAC 40 um weitere 20,29 Prozent auf 6,806 Euro ein. Trotz der Zerschlagung und Aufteilung von Fortis und der Rettung der Hypo Real Estate (HRE) in Deutschland wurde den Dexia-Titeln damit keinerlei Vertrauen entgegen gebracht.


Eine angekündigte Kapitalerhöhung und zugleich gekappte Jahresprognose drückten die Papiere der UniCredit zeitweise auf ein Tagestief von 2,59 Euro. Die am Morgen mit rund einer Stunde Verzögerung gestarteten Aktien der italienischen Grossbank erholten sich aber wieder etwas und schlossen letztlich mit minus 5,81 Prozent bei 2,92 Euro. Wegen der Finanzkrise benötigt die Bank neues Kapital und plant daher die Ausgabe neuer Aktien für drei Milliarden Euro. Die Bar-Dividende für 2008 wurde zugleich gestrichen. Stattdessen sollen die Aktionäre weitere Anteile der Bank erhalten.


Die inzwischen zum indischen Stahlkocher Tata Steel gehörende Corus Group teilte mit, dass es einen Nachfragerückgang bei Stahl gebe. Daher will der zweigrösste Stahlhersteller Europas seine Produktion der neuen Situation anpassen. Sämtliche Stahlwerte in Europa zeigten sich daher besonders schwach. Neben ThyssenKrupp und Salzgitter, die in Deutschland im zweistelligen Prozentbereich nachgaben, büssten ArcelorMittal in Frankreich 14,85 Prozent auf 28,30 Euro ein.


In London zählten neben den Finanzaktien vor allem auch die Mienenwerte zu den besonders grossen Verlierern. Kazakhmys waren schwächster Wert mit minus 26,17 Prozent auf 416,75 Pence. Xstrata gaben um 19,16 Prozent auf 1.359,00 Pence nach und Anglo American um 15,21 Prozent auf 1.511 Pence.


Die Titel von Suez Environnement waren im CAC 40 zeitweise die einzigen, die Gewinne verbuchten. Allerdings drehten sie kurz vor Handelsschluss dann doch ins Minus, Mit einem Abschlag von 0,29 Prozent auf 17,00 Euro war die Aktie jedoch der kleinste Verlierer. Sie stemmte sich gegen den Abwärtssog, da der Irak mit dem Unternehmen einen insgesamt eine Milliarde US-Dollar umfassenden Vertrag zur Wasserversorgung für das östliche Bagdad abgeschlossen hat. (awp/mc/ps/34)

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