EU-Schluss: Schwach – Finanzwerte erneut schwach – Air Liquide fest

Die Wirtschaft im Reich der Mitte war im letzten Quartal des vorigen Jahres angesichts eines beispiellosen Exporteinbruchs so stark geschrumpft wie seit der Ölkrise vor 35 Jahren nicht mehr. Von dieser Nachricht profitierten vor allem die Anleihenmärkte.


Der EuroSTOXX 50 ging mit einem Verlust von 1,56 Prozent auf 2.193,64 Punkten aus dem Handel. Der Londoner FTSE 100 fiel um 1,31 Prozent auf 4.134,75 Zähler. Der Pariser CAC-40-Index sank um 1,19 Prozent auf 2.962,22 Punkte.


An der Spitze des Eurozonen-Leitindex ragten Air Liquide nach Zahlen mit einem deutlichen Kursgewinn von 7,24 Prozent auf 64,545 Euro heraus. Der französische Gasehersteller hatte im Gesamtjahr 2008 trotz Finanzkrise seinen Umsatz und Gewinn gesteigert. Marktteilnehmer äusserten sich positiv. «Air Liquide hat schlichtweg exzellente Ergebnisse vorgelegt», kommentierte ein Börsianer. Analyst Jürgen Reck von Sal. Oppenheim sah seine Erwartungen übertroffen und lobte den Konzern als defensivstes Unternehmen im Sektor. Er blieb bei seiner Kaufempfehlung.


Titel aus dem Finanzsektor standen dagegen überwiegend erneut unter Druck. Aktien der Lloyds Banking Group knüpften nach schwankendem Handelsverlauf letztlich an ihre Talfahrt vom Freitag an und sackten um 8,14 Prozent auf 62,25 Britische Pence ab. Bereits zum Wochenende hatten die Papiere nach einem Milliardenverlust bei der kürzlich übernommenen HBOS mehr als 30 Prozent eingebüsst. Händler verwiesen auf Sorgen, dass Lloyds weitere Finanzspritzen benötigen könnte oder gar verstaatlicht werden müsse. Legal & General sanken nach zeitweisem Rutsch auf ein Zehnjahres-Tief bei 38,50 Pence zuletzt um 10,51 Prozent auf 45,30 Pence. Börsianer verwiesen auf einen Pressebericht, wonach der Lebensversicherer Gespräche mit den Aufsichtsbehörden über die Höhe von Rückstellungen für Verluste aus seinem Anleiheportfolio führe. Legal & General habe dies jedoch dementiert.


Die anhaltende Unsicherheit machte sich sektorweit bemerkbar. So markierten UniCredit mit minus 8,40 Prozent auf 1,210 Euro das Ende des Leitindex der Eurozone – gefolgt von Deutsche Bank, Aegon und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) mit ebenfalls besonders schwacher Tendenz. Aktien der Credit Suisse ragten in der Schweiz mit einem Abschlag von 4,94 Prozent auf 31,20 Franken heraus.


In Amsterdam verloren TNT nach Zahlen 6,71 Prozent auf 13,62 Euro. Der niederländische Logistiker rechnet nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang im vierten Quartal auch für 2009 mit rückläufigen Transportmengen. TNT-Chef Peter Bakker sagte: «2009 wird voraussichtlich ein sehr schwieriges Jahr.» Eine konkrete Prognose wollte er nicht abgeben. Händler verwiesen zudem noch auf die Dividendenkürzung als negative Überraschung.


Die Handyhersteller Nokia und Ericsson stehen im Zuge des Mobile World Congress in Barcelona im Fokus. Ericsson-Papiere legten um 4,54 Prozent auf 76,00 Schwedische Kronen zu. Der weltgrösste Telekomausrüster sieht trotz Wirtschaftsflaute ein ungebrochenes Wachstum der Branche. «Es ist keine Telekomkrise», betonte Unternehmenschef Carl-Henric Svanberg auf der Handymesse. Zwar könne sich auch die Telekommunikation der Wirtschaftskrise nicht entziehen, doch stünden die Mobilfunkbetreiber finanziell stark da. Nokia-Aktien verloren indes 2,51 Prozent auf 9,31 Euro. Der Handy-Weltmarktführer will verstärkt auf Mobilfunk-Dienste setzen. (awp/mc/ps/31)

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