EU-Schluss: Schwach nach neuer Hiobsbotschaft aus der Bankenbranche

Nachdem der EuroSTOXX 50 am Freitag seine siebentägige Talfahrt unterbrochen und zugelegt hatte, schloss er nun wieder schwach mit minus 1,27 Prozent auf 2.252,39 Punkten. Der Londoner FTSE 100 verlor 0,93 Prozent auf 4.108,47 Punkte. Der französische CAC-40-Index gab um 0,90 Prozent auf 2.989,69 Punkte nach.


Trotz milliardenschwerer staatlicher Hilfen kämpfen zahlreiche Banken in Europa weiter um ihr Überleben. Nachdem in Grossbritannien ein erstes Rettungspaket nahezu wirkungslos verpuffte, schiebt die Regierung nun ein weiteres nach, um einen Kollaps des Finanzsystems zu verhindern. Das neue britische Bankenrettungspaket sieht vor, dass die Banken das Ausmass ihrer riskantesten Kredite offenlegen. Die Regierung wird dann im Gegenzug für eine Gebühr 90 Prozent der möglichen Ausfälle absichern. Zugleich wird die Bank of England einen Fonds über 50 Milliarden Pfund einrichten, um «gute» Unternehmenswerte anzukaufen und die Firmen somit vor der Kreditklemme zu schützen. Zudem gab auch das Land Dänemark bekannt, sein ins Stocken geratenes Kreditgeschäft ebenfalls mit einem zweiten Hilfspaket wieder in Gang bringen zu wollen.


Am Morgen hatte die Royal Bank of Scotland (RBS) gemeldet, sie gehe von einem Rekord-Verlust von umgerechnet bis zu 31 Milliarden Euro für das vergangene Jahr aus. Der Staat erhöhte deshalb den Anteil an der Bank von 58 auf 70 Prozent. Die Aktie brach daraufhin um 66,57 Prozent auf 13,25 Pence ein.


Die Lloyds-Aktien büssten 33,94 Prozent auf 74,25 Pence ein. Die Lloyds Banking Group hatte bekannt gegeben, dass sie die Übernahme des Konkurrenten HBOS abgeschlossen habe. Bis Ende 2011 werde mit Kosteneinsparungen vor Steuern in Höhe von jährlich 1,5 Milliarden Pfund (rund 1,6 Mrd Euro) gerechnet, teilte die frühere Lloyds TSB mit. Ein Händler verwies für die Verluste der Lloyds-Aktie neben den Aussagen der RBS auch auf die Risiken durch die HBOS-Übernahme. «Lloyds war auf sich allein gestellt, sehr stark und übernimmt nun das Schuldenbuch von HBOS, der grössten britischen Hypothekenbank», sagte er.


Auch im Leitindex der Eurozone waren die Bankenwerte die grössten Verlierer. Société Générale sanken um 10,25 Prozent auf 28,54 Euro und ING Groep verloren 8,39 Prozent auf 6,22 Euro.


Die Papiere von Energieversorgern gehörten im EuroSTOXX zu den grössten Gewinnern. Der französische Energieriese Electricite de France (EdF) hatte problemlos vier Milliarden Euro frisches Kapital aufgenommen. Der weltweit grösste Produzent von Atomstrom platzierte am Montag zwei Anleihen. Die Nachfrage nach den Papieren überstieg laut EdF deutlich das Angebot. Insgesamt seien Order im Wert von 13 Milliarden Euro eingegangen. Die EdF-Aktien gewannen 2,07 Prozent auf 38,275 Euro. GDF Suez legten um 3,00 Prozent auf 31,90 Euro zu und schoben sich an die Spitze des CAC 40. Vivendi rückten um 2,61 Prozent auf 20,645 Euro vor.


Die Aktien von Philips gaben um 1,25 Prozent auf 13,39 Euro nach. Die Wirtschaftsflaute trifft den niederländischen Elektronikkonzern ein weiteres Mal. Der Konzern muss 232 Millionen Euro auf seine LED-Tochter Lumileds abschreiben. Der Wert des Unternehmens habe sich angesichts der rückläufigen Nachfrage und der unsicheren weltwirtschaftlichen Entwicklung verringert, hiess es zur Begründung.


In Schweden brachen die Titel von Neonet um 12,31 Prozent auf 11,40 Kronen ein. Die Fusionsgespräche zwischen Deutscher Börse und dem schwedischen Handelssystem-Anbieter scheinen gescheitert zu sein. Wie Neonet informierte, sollen die zuvor angekündigten Gespräche über verschiedene mögliche Kooperationsformen nicht fortgesetzt werden. «Neonet bestätigt zugleich, dass es von dem Unternehmen kein Übernahmeangebot erhalten hat», hiess es ohne Nennung des Verhandlungspartners in einer am Freitag nach Börsenschluss veröffentlichten Pressemitteilung. (awp/mc/ps/32)

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