EU-Verlauf: Leichter – Gewinnmitnahmen drücken Indizes ins Minus

Die US-Börsen waren am Vorabend zwar trotz gemischter Konjunkturdaten erneut mit deutlichen Gewinnen aus dem Handel gegangen und der weltweit bekannteste Aktienindex Dow Jones hatte mit plus 2,25 Prozent geschlossen. Doch der Future auf den US-Leitindex zeigte zuletzt im Vergleich zum europäischen Börsenschluss eine leicht rückläufige Entwicklung. Zudem verabschiedeten sich die japanischen Börsen nach einer zweiwöchigen Rally mit leichten Verlusten ins Wochenende. All dies begünstige Gewinnmitnahmen auch in Europa, hiess es am Markt.


«Ob die solide Entwicklung an der Wall Street ausreichen wird, bei den Markteilnehmern in Europa vor dem Wochenende für neues Vertrauen zu sorgen, bleibt abzuwarten», lautete die bereits am Morgen skeptische Einschätzung von Matt Buckland, Händler bei CMC Markets. So lange viele Anleger weiterhin glaubten, dass die derzeitigen Kursgewinne Teil einer Bärenmarktrally seien, brauche es schon eine komplette Veränderung der fundamentalen Situation, um der Versuchung zu widerstehen, kurzfristig Gewinne mitzunehmen. Unternehmensnachrichten seien Mangelware, doch Konjunkturdaten wie etwa am Nachmittag das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan aus den USA dürften die Märkte bewegen.


Air France-KLM sackten nach einer Gewinnwarnung um 6,26 Prozent auf 6,688 Euro ab. Die französisch-niederländische Fluggesellschaft rechnet für das am 31. März auslaufende Geschäftsjahr 2008/09 mit einem operativen Verlust von rund 200 Millionen Euro – bisher hatten Analysten im Schnitt Millionen erwartet. Das Nettoergebnis hänge von der Bewertung der Instrumente für Währungs- und Treibstoffabsicherungen per Ende März ab. Das Geschäftsjahr 2009/10 werde angesichts der geringen konjunkturellen Visibilität mit «beispiellosen Schwierigkeiten» beginnen, glaubt Air-France-Chef Pierre-Henri Gourgeon. Ein Händler befürchtet: «Vor Ende April dürfte sich die Nachrichtenlage für Air France nicht verbessern.» Erst im Mai sei mit der erwarteten Verlängerung des Kostensenkungsprogramms mit positiven Kursimpulsen zu rechnen. Analyst Robert Czerwensky von der DZ BANK resümierte: «Die Gewinnwarnung bestätigt unsere negative Einschätzung zur operativen Entwicklung der Fluggesellschaften im Krisenjahr 2009.» Der Rückgang der Geschäftsreisenden und des Welthandels wirke sich weiter negativ auf die Ergebniserwartungen aus.


Barclays gewannen hingegen im Kielwasser eines positiv aufgenommenen Presseberichts satte 7,78 Prozent auf 151,00 Pence. Die britische Grossbank kommt der «Financial Times» zufolge wohl erst einmal ohne Geld vom Staat klar. Die derzeit laufende Prüfung der Barclays-Bücher durch die Finanzaufsicht auf mögliche weitere Ausfälle deute darauf hin, hiess es in der Zeitung. Barclays muss sich bis Ende März entscheiden, ob es an dem staatlichen Versicherungsprogramm gegen Verluste durch risikoreiche Wertpapiere teilnimmt oder nicht. «Falls der Bericht stimmt, ist Barclays das Sahnehäubchen des Tages und der Kursanstieg gerechtfertigt», kommentierte Howard Wheeldon, Stratege bei BGC Partners.


In Zürich wurden UBS von Nachrichten aus den USA belastet und markierten mit minus 6,85 Prozent auf 11,42 Schweizer Franken ihr Tagestief. Dortige Behörden hatten am Donnerstag neue Schritte angekündigt, um Steuersünder mit dem Versprechen auf Straffreiheit dazu zu bringen, im Ausland geparktes Vermögen offenzulegen.


Auch einige Analystenkommentare sorgten für Bewegung. So ging es für Vallourec um 2,24 Prozent auf 71,58 Euro hoch, nachdem laut Händlern Merrill Lynch die Aktie des Röhrenherstellers hochgestuft haben soll. Schneider Electric verteuerten sich um 1,65 Prozent auf 51,88 Euro. Goldman Sachs hatte die Papiere von «Neutral» auf «Buy» hochgestuft. (awp/mc/ps/19)

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