EU-Verlauf: Schwach – Sorgen um Finanzsektor

Wolfgang Matejka, Geschäftsführer bei Julius Meinl Investment, zeigte sich von den Nachrichten aus dem Bankensektor wenig überzeugt. «Viele dieser Rettungsaktionen sorgen nur für eine kurzfristige Hilfe, bieten aber keine Lösung für den kompletten Sektor.» Banken würden auch in Zukunft im Mittelpunkt des Geschehens bleiben, da ihnen beinahe wöchentlich Assetklassen wegfielen. «Das Problem ist vor allem ein systemimmanentes. Statt eine gemeinsame Lösung in Angriff zu nehmen, sind die einzelnen europäischen Staaten noch zu stark damit beschäftigt, erst einmal vor ihrer eigenen Tür zu kehren», fügte der Experte hinzu.


Bankenwerte wie Barclays, HSBC Holdings, die Royal Bank of Scotland (RBS) sowie die Société Générale waren die Antriebsfedern für die rot gefärbten Indizes in Europa. Die Aktien der britischen Bankengruppe Lloyds Banking Group sackten um 9,05 Prozent auf 38,25 Pence ab. Der britische Staat übernimmt die Mehrheit an der neuen Bankengruppe. Die Regierung werde ihren Anteil von 43 auf 65 Prozent aufstocken, teilte das Finanzministerium am Samstag in London mit. Zusammen mit nicht stimmberechtigten Aktien steigt der Anteil sogar auf 77 Prozent. Im Gegenzug sichert der Staat faule Papiere im Wert von 260 Milliarden Pfund (290,5 Mrd Euro) ab.


Goldman Sachs setzte die Bewertung und das Kursziel für Aktien von Lloyds nach der Mehrheitsübernahme durch die britische Regierung zunächst aus. Anleger hätten nun eine bittere Pille zu schlucken, die allerdings auch nötig sei, schrieben die Analysten in einer Studie vom Montag. Zwar sei Lloyds nun wesentlich weniger riskant, allerdings sei eine massive Verwässerung der Preis dafür.


Belgien will unterdessen 75 Prozent seiner Anteile am Finanzkonzern Fortis an die französische Grossbank BNP Paribas verkaufen und hievte die Fortis-Titel damit um 28,02 Prozent auf 1,229 Euro in die Höhe. Darauf einigten sich die Beteiligten in der Nacht zum Samstag. Die restlichen 25 Prozent sollen im Besitz des Staates bleiben, erklärten Vertreter von Regierung und Banken in Brüssel. BNP-Aktien hielten mit einem Minus von 1,27 Prozent auf 21,460 Euro etwas besser als der Gesamtmarkt.


Beim Rückversicherer Swiss Re und der Credit Suisse kommt es an der Spitze des Verwaltungsrats zu verschiedenen Änderungen. Swiss Re-Verwaltungsratspräsident Peter Forstmoser tritt zurück und wird von Vizepräsident Walter Kielholz abgelöst, wie die Swiss Re am Montag mitteilte. Bei der Credit Suisse tritt der Verwaltungsratspräsident Walter Kielholz von seinem Amt zurück und der Konzern ist gut ins neue Jahr gestartet. Beide Aktien gehörten in der Schweiz zu den schwächsten Werten. Der designierte Verwaltungsratspräsident der UBS, Kaspar Villiger, will die Bank ohne weitere Staatshilfe auf Kurs bringen. «Gerade als ehemaliger Finanzminister und als Liberaler wäre für mich ein solcher Gang besonders unangenehm», sagte Villiger der Schweizer «SonntagsZeitung». Er hoffe, dass es nicht so weit komme. Der UBS-Aktie half das nicht, sie gab 5,75 Prozent auf 8,53 Schweizer Franken nach und war damit zweitschwächster Wert im Schweizer Leitindex.


Für deutliche Kursaufschläge im Pharmasektor sorgte die Nachricht, dass der US-Pharmakonzern Merck & Co den Konkurrenten Schering-Plough übernehmen will. Der Kauf habe einen Wert von rund 41 Milliarden US-Dollar, teilte Merck am Montag mit. Die Papiere von AstraZeneca, dem «ewigen Übernahmeziel», wie ein Händler sagte, kletterten um 4,24 Prozent auf 2.238 Pence. (awp/mc/ps/18)

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