EU-Verlauf: Verluste – Ölwerte, Banken, Autos

In London sank der FTSE 100 um 0,63 Prozent auf 4.132,50 Punkte. Am Nachmittag könnten noch einige Konjunkturdaten aus den USA wie etwa das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan den Markt bewegen. «Es gibt derzeit kaum Impulse», sagte Marktstratege Giuseppe-Guido Amato von Lang & Schwarz. Die jüngsten Meldungen von Chevron seien zwar leicht negativ zu sehen, dies gelte aber nur für den Ölsektor.


Ölwerte zählten denn auch zu den grössten Verlierern an Europas Börsenplätzen. Am Vorabend hatte der US-Ölkonzern Chevron Corp. einen düsteren Ausblick vorgelegt und gewarnt, der starke Rückgang bei den Raffinier-Margen werde auf die Gewinne im zweiten Quartal drücken. Zudem wurde der Ölsektor von den zuletzt erneut kräftigen Verluste bei den Ölpreisen belastet. Im Londoner «Footsie» büssten Tullow Oil und BP gaben nach. Im EuroSTOXX 50 verbilligten sich TOTAL und Eni.


Auch Finanzwerte rückten in den Fokus. Dabei waren Bankentitel besonders gefragt. Sie dämpften die Verluste an den europäischen Börsen etwas ein. Kursgewinne bei der Commerzbank infolge einer besseren Entwicklung im zweiten Quartal erwiesen sich als Treiber. Societe Generale mit plus 1,33 Prozent auf 38,455 Euro und Credit Agricole mit einem Aufschlag von 0,82 Prozent auf 8,822 Euro kletterten zeitweise an die Spitze im EuroSTOXX 50. Die beiden französischen Kreditinstitute hatten sich ausserdem auf eine Fusion ihrer Vermögensmanagement-Bereiche geeinigt. Papiere von Versicherern wurden von den Anlegern dagegen gemieden. Aegon und ING Groep rutschten ans Ende im EuroSTOXX 50.


Autowerte präsentierten sich ebenfalls schwächer. Renault weiteten ihre Verluste vom Vormittag mit minus 2,00 Prozent auf 22,285 Euro noch aus. Der Chef des französischen Autobauers, Carlos Ghosn, erwartet auch im kommenden Jahr kein Ende der Autokrise und warnt vor einem abrupten Wegfall der staatlichen Abwrackprämien. 2010 werde so schwierig wie 2009, sagte der Vorstandschef am Freitag in einem Interview mit dem Radiosender «Europe1». In Europa und Japan werde die Erholung am längsten dauern. Der Automanager, der auch dem japanischen Hersteller Nissan vorsteht, rechnet in diesen Regionen erst im ersten Quartal 2011 wieder mit einem Wachstum. Er sieht dagegen bereits Anfang 2010 die Nachfrage in den USA und in vielen Schwellenländern wieder steigen. Auch die Anteilsscheine von PSA Peugeot Citroen und Fiat verbilligten sich.


An der Börse in Stockholm waren Ericsson mit plus 0,96 Prozent auf 73,50 Kronen in den Fokus zweitbester Wert. Der Netzausrüster wird künftig das Mobilfunk- und Festnetz des US-Telekomkonzerns Sprint Nextel betreiben. Der Vertrag laufe über die kommenden sieben Jahre und habe einen Gesamtwert zwischen 4,5 und 5 Milliarden US-Dollar, teilten beide Unternehmen mit. Dazu soll Ericsson ab dem dritten Quartal auch 6.000 Mitarbeiter von Sprint übernehmen. Ein Stellenabbau sei im Zuge der Kooperation nicht vorgesehen. Sprint bleibt den Angaben zufolge Eigentümer der Netze und will alle strategischen Entscheidungen auch künftig selbst treffen. Die Auslagerung des Netzbetriebs soll das Geschäft effizienter machen. Sprint will sich nun stärker auf das Geschäft mit seinen Kunden konzentriere. Deren Ansprechpartner seien auch in Zukunft Mitarbeiter von Sprint, nicht von Ericsson. (awp/mc/ps/19)

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