Eurex: Chef Rudolf Ferscha tritt ab

In Unternehmenskreisen wird das Ausscheiden als «erste grosse Amtshandlung Francionis» gesehen. Es sei möglich und werde zum Teil auch gehofft, dass demnächst weitere Köpfe rollen werden, denn noch seien «etliche Seifert-Getreue auf ihren Posten», erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Deutsche Börse teilte hingegen mit, Ferscha (44) scheide «in freundschaftlichem Einvernehmen und auf eigenen Wunsch» aus.


Eine uneffiziente Unternehmensstruktur
Unter dem ehemaligen Börsenchef Werner Seifert, hiess es in den Kreisen weiter, sei eine sehr restriktive und teils auch uneffiziente Unternehmensstruktur entstanden, in der «wenige viel Macht auf sich vereinigen». Mit Blick auf das Verhältnis zwischen Ferscha und Francioni hiess es: «Da hat es nicht immer Übereinstimmungen gegeben.»


Ausscheiden keine Überraschung
Analysten werteten die Rücktritt Ferschas als «neutral» für die Aktie. Wegen vorheriger Spekulationen, sei das Ausscheiden des Eurex-Chefs nicht überraschend gekommen, sagte ein Analyst. Nicht nur die enge Zusammenarbeit von Ferscha mit Seifert sondern auch, dass sich «die Eurex US unter der Verantwortung Ferschas «bis dato als Flopp entwickelt hat» dürfte laut dem Analysten Grund für das Ausscheiden sein. Für die Suche nach neuen Strategien könne sich ein neuer Chef als positiv erweisen.


Die Aktie notierte am Vormittag im freundlichen Marktumfeld mit minus 0,05 Prozent auf 86,96 Euro nahezu unverändert.


Um Aufhebung des Dienstvertrages gebeten
Ferscha hatte tags zuvor sein Vorstandsmandat niedergelegt und den Aufsichtsrat des Unternehmens um Aufhebung seines Dienstvertrages gebeten. Bis auf weiteres wird Francioni den Bereich von Rudolf Ferscha bei der Deutschen Börse zusätzlich zu seinen Aufgaben übernehmen. «In diesem Bereich kennt sich Francioni aus», hiess es aus Unternehmenskreisen. Verwiesen wurde dabei auf die Funktion Francionis als ehemaliger Verwaltungsratspräsident der SWX Swiss Exchange, die gemeinsam mit der Deutschen Börse die Eurex betreibt.


Über den Rücktritt wurde bereits spekuliert
Über den Rücktritt des Eurex-Chefs, der seit November 2000 dem Vorstand der Deutschen Börse angehörte, war bereits vor wenigen Wochen spekuliert worden. Informierten Kreisen zufolge hatten Ferscha und Aufsichtsratschef Kurt Viermetz kürzlich in München Gespräche über einen Rücktritt geführt.


Ferscha war treibende Kraft für Eurex
Ferscha gilt als einer der treibenden Faktoren für den Ausbau und Erfolg der Eurex, der zudem über ein grosses Netzwerk an Kontakten weltweit verfüge. Er scheiterte allerdings mit seinen Bestrebungen, die Terminbörse auch in den USA zum Erfolg zu führen. Bislang konnte der 2004 ins Leben gerufene Terminbörsenableger der Eurex in Chicago den grossen Konkurrenten CBoT und CME keine entscheidenden Marktanteile abluchsen. Die SWX hatte sich Presseberichten zufolge von Anfang an gegen einen Alleingang der Eurex in den USA ausgesprochen und plädiert für eine Schliessung des Börsenablegers. (awp/mc/ab)

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