Experte: Banken dürften noch Jahre an Folgen der Finanzkrise leiden

«Vor allem US-amerikanische und britische Banken könnten noch lange Zeit, möglicherweise mehrere Jahre, von den Auswirkungen der Kreditkrise betroffen sein», sagte Stout vom britischen Fondshaus Aberdeen Asset Management (AAM) der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch. Hauptproblem sei die hohe Verschuldung der privaten Haushalte in den USA und Grossbritannien, was die Einnahmemöglichkeiten der Banken aus ihrem Kreditgeschäft noch lange belasten dürfte. «Wo sollen in einer solchen Situation die Gewinne der Banken herkommen?»


Deutsche Banken mit blauem Auge davongekommen?
Deutsche Banken dürften laut Stout indes wesentlich weniger von den Auswirkungen der Finanzkrise betroffen sein als angelsächsische Institute. «Die deutschen Geschäftsbanken sind grundsätzlich gut aufgestellt.» Auch sei die Verschuldungsquote der privaten Haushalte in Deutschland merklich geringer als in den USA und Grossbritannien. Mithin sollten die mittelfristigen Folgen der Kreditkrise für deutsche Banken begrenzt bleiben.


«Der Euroraum braucht keine Zinserhöhungen»
Mögliche Leitzinserhöhungen von grossen Notenbanken beurteilt der Experte in der aktuellen Situation zweischneidig. «Der Euroraum braucht keine Zinserhöhungen», sagte Stout mit Blick auf eine in Aussicht gestellte Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB). So liege der Realzins im Euroraum noch deutlich im positiven Bereich, was das Inflationspotenzial in Grenzen halte. Zudem sei bislang kein merklicher Preisdruck seitens der Lohnentwicklung zu verzeichnen. «Und die hohen Preissteigerungen bei Rohstoffen könnten genau so schnell verschwinden wie sie gekommen sind.»


Schwierigere Lage in USA und Grossbritannien
Schwieriger sei indes die Lage in den USA und in Grossbritannien. «In den USA liegt der reale Zins bereits im negativen Bereich – keine leichte Situation für die zugleich auf Wachstum und Inflation ausgerichtete US-Notenbank.» Am schwierigsten ist nach Stouts Einschätzung jedoch die Position der britischen Notenbank. So sehe sich die Bank of England auf der einen Seite einer hohen Inflation ausgesetzt. Auf der anderen Seite entwickele sich der Häusermarkt Grossbritanniens weiterhin schwach, was das britische Wirtschaftswachstum anhaltend belasten dürfte. (awp/mc/ps)

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