Experte: Energiekrise wird Finanzkrise völlig in den Schatten stellen

Er geht sogar davon aus, dass die Energiekrise die Finanzkrise in den Schatten stellen werde. «Die Russen ziehen den Gaspreis auch für ihre ehemaligen Satellitenstaaten mehr sicher als langsam auf Weltmarktniveau an», so Kronberger im pressetext-Interview. Das sei übrigens eine langjährige Forderung – aus Wettbewerbsgründen – der WTO und der EU. «Bei der Ukraine gehen sie voran und treiben zusätzlich ihre Aussenstände ein, die sie anlässlich der Finanzkrise durchaus bitter benötigen. Dass sie sich den heikelsten Zeitpunkt dafür ausgesucht haben, könnte ihnen moralisch vorgehalten werden, aber was zählt schon Moral in der Energiepolitik.»


Gasstreit: Wer ist Täter und wer Opfer?
Auf die Frage wer in dieser Auseinandersetzung Täter und wer Opfer ist, meint der Experte, dass es klassische Täter und Opfer nicht gebe. «Russland verkauft seine Ware und will nicht dauerhaft Gönner sein. Die Ukraine braucht Energie hat aber nicht die Mittel um sie zu kaufen.» Europa müsste den Russen für den lauten Weckruf dankbar sein. «Wem jetzt nicht klar wird, dass die totale Abhängigkeit von Energielieferungen, von wem auch immer, eine immanente Bedrohung ist, dem ist nicht zu helfen. Die österreichischen Energiepolitiker sind da besonders taub», kritisiert Kronberger. Der Gasstreit sei zwar kein Bestandteil der grossen Energiekrise, aber ein deutliches Warnsignal. «Selbst im optimistischen Fall hat Europa 2020 eine Unterdeckung mit Gas von 27 Prozent, die Eigenversorgung der EU geht dramatisch zurück.»


«Energiekrise kommt wie das Amen im Gebet»
«Die Energiekrise kommt wie das Amen im Gebet und sie wird die Finanzkrise völlig in den Schatten stehen», kommt Kronberger zum Schluss. Geld könne man aus dem Sparstrumpf holen, durch Produktion erwirtschaften oder auch einfach nachdrucken. «Bei der fossilen und atomaren Energie ist dies anders, sie ist nicht regenerierbar. Die Krise kommt schneller als uns lieb sein kann. Die Vorratszahlen, mit denen kalkuliert wird, sind meist um den Faktor zwei überhöht.


Kein Leitungsproblem, sondern Gasproblem
Die vielfach gestellte Frage, ob die Forcierung des Pipeline-Ausbaus die Lage entspannen würde, teilt Kronberger nicht. «Derzeit haben wir kein Leitungsproblem, sondern ein Gasproblem. Im Wesentlichen werden die Russen in Zukunft bestimmen, wer Gas bekommt und wer nicht. Sie haben ihre Finger in Afrika, im Iran, in Nordafrika überall drin.» Die geplante GAS-OPEC könne Schicksal für Europa spielen. Kronberger warnt davor, dass Industrienationen mit Energieversorgungsproblemen innerhalb kürzester Zeit auf einen Dritte-Welt-Status absinken. «Alexej Miller der mächtige Gasprom-Chef rechnet mit einer Vervierfachung des Gaspreises in den nächsten Jahren», erklärt Kronberger, der in seinem Buch «Blut für Öl» den Gasstreit bereits 1997 genau beschrieben hat. (pte/mc/ps)

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